Rowin:
Mit kräftigen Flügelschlägen brachte ich Heidrun und mich zu einigen Felsspitzen, die weitab von jeder Insel aus dem Meer ragten. Auf dem höchsten dieser Felsen ließ ich Heidrun fallen und verwandelte mich wieder zurück in einen Menschen. „Komm her, du Mistkerl!", schrie sie und zog ihre Axt. Entspannt wich ich ihrem Hieb aus und schubste Heidrun so sanft wie möglich über den Rand des Felsens. Ein Schrei entwich der jungen Berserkerin, als sie in die Tiefe fiel und sich nur noch mit der linken Hand gerade so an der Kante festhalten konnte. „Also können wir jetzt vielleicht mal in Ruhe reden und alle Karten auf den Tisch legen?", fragte ich. „Vergiss es!", antwortete sie. „Also, wenn du das wirklich so siehst, gehe ich lieber wieder", gab ich zurück und wandte mich zum Gehen. „Warte!", rief Heidrun mir nach kurzer Zeit hinterher. Grinsend drehte ich mich wieder um. „Dann willst du doch noch reden?", fragte ich scheinheilig. „Ja", erwiderte sie zähneknirschend. „Gut, dann helfe ich dir erst einmal wieder hoch", meinte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. Widerwillig nahm Heidrun sie entgegen und ließ sich von mir zurück auf den Felsen ziehen, das war für mich trotz der schweren Metallteile ihrer Kleidung kaum mit Anstrengung verbunden.„So worüber wolltest du mit mir reden?", fragte sie mürrisch. „Über die Wahrheit, das hätte ich zwar längst tun sollen, aber ich würde sagen lieber zu spät als niemals", gestand ich. „Nach schön", lenkte Heidrun ein, „dann fang mal an." „Vielleicht wäre es besser, wenn du mir zuerst erzählst woher du wusstest, dass ich mich in einen Nachtschatten verwandeln kann und welche Fragen du dir noch stellst. Dann könnte ich meine Erklärung etwas präziser gestalten", schlug ich vor. „Gut", lenkte sie ein, „beim letzten Angriff des Drachenschwarms wurde ich von Windfangs Rücken gerissen und bin unsanft im Dorf gelandet. Ich hatte mich kaum aufgerappelt, da sah ich einen Klingenpeitschling, der weiter hinten im Dorf landete. Eigentlich bin ich ihm nur gefolgt, weil ich dachte er wolle das Dorf angreifen, weshalb ich ihn natürlich aufhalten wollte. Aber, als ich ihn gefunden hatte, sah ich dort nur deine Freundin Leyla stehen, aus Vorsicht habe ich mich hinter einigen Fässern versteckt und von dort aus euer Gespräch verfolgt." „Ich hätte nicht erwartet, dass du uns belauscht hast, mein Kompliment", lobte ich. „Danke, aber zurück zum Thema", verlangte Heidrun, „Wieso bei Thor kannst du dich in einen Nachtschatten verwandeln? Wieso kann Leyla sich in einen Klingenpeitschling verwandeln? Wer ist dieser Seelenherr, von dem ihr geredet habt? Und wieso hast du mir nichts von alle dem gesagt, sondern einen Gedächtnisverlust vorgetäuscht?"
„Um all diese Fragen zu beantworten, muss ich ganz von vorne anfangen, bei der Entstehung meines Volkes, den Seelenkriegern", erklärte ich, „Vor etwa 500 Jahren gab es eine Gruppe Menschen, die erkannt hatte, dass Drachen gar nicht die blutdurstigen Monster sind, als die sie immer gesehen werden. Zu ihrem Bedauern teilten die anderen Menschen diese Überzeugung jedoch nicht und wollten sich auch nichts lehren lassen. Deshalb zog diese friedfertige Gruppe in die Wildnis, wo sie auf eine Insel mit einem versteckten Höhlensystem stieß. Diese Höhlen enthielten einen gewaltigen Edelstein, der die Seelen aller im Kampf gefallener Drachen beherbergt, der Seelenstein. Mit der Zeit lernten die Mitglieder dieser Gruppe, wie man durch Meditation, seine eigene Seele kurzzeitig in den Stein übertragen kann. Wenn man das geschafft hat, kann man dort drin die Drachenseele suchen, die dem eigenen Geist am meisten entspricht und sich mit ihr vereinen. Durch diese Vereinigung kehren beide Seelen, sowohl die des Menschen, als auch die des Drachens in den Körper des Menschen zurück, welchen sie sich dann teilen. So wurde der Stamm der Seelenkrieger geboren, Menschen, die durch den Seelenstein mit einer Drachenseele den sogenannten Seelenbund eingehen und sich dadurch in Drachen verwandeln können. Über die Jahrhunderte geschah es jedoch, dass die anderen Stämme der Menschen auf uns aufmerksam wurden und uns fast vernichtet hätten. Deshalb habe ich dir nicht gesagt wer ich bin und dir diese Geschichte mit dem Gedächtnisverlust aufgetischt. Hätten die anderen Seelenkrieger auch nur geahnt, dass du im Ansatz von der Existenz unseres Volkes weißt, hätten sie dich ohne zu zögern getötet. Ich wollte dich mit all dem nur beschützen. Bitte, kannst du mir verzeihen?" „Nach dem, was du Hicks angetan hast?", fragte Heidrun scharf. „Das wollte ich gar nicht", versuchte ich zu erklären, „Ich wollte den Beiden nur einen Warnschuss vors Gesicht setzen, der sie ganz knapp nicht trifft, aber als du mir in die Brust geschlagen hast, hat das die Flugbahn des Plasmablitzes verändert. Davon abgesehen hast du damit meine Gas-Drüse, also das Organ was bei einem Drachen das entflammbare Gas produziert, zusammengedrückt. Dadurch ist viel zu viel Gas in meine Kehle gekommen, wodurch dieser Schuss viel schlimmer war, als normalerweise. Es tut mir leid was mit deinen Freunden passiert ist, aber es war keine Absicht, ich hatte einfach Angst und war verzweifelt."
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Dragons: Der Seelenbund
FanfictionDie Geschichte spielt kurz nach dem Ende der 8. Dragonsstaffel. Das bedeutet Johanns Imperium wurde zerstört, Krogan ist verschwunden, Hicks und die Anderen sind nach Berk zurückgekehrt und der Frieden ist über das ganze Inselreich gekommen. Während...