Was soll nun geschehen?

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Heidrun:
„Baldor, wir bekennen Euch in allen Aspekten für schuldig! Ihr habt Euren Posten als Seelenherrn missbraucht, um die gesamte Menschheit auszulöschen, etwas das vollkommen gegen die Werte unseres Volkes verstößt!", verkündete Leyla mit fester Stimme. Ein Tag war seit dem Angriff der Seelenkrieger vergangen und nach Baldors Niederlage gegen Rowin war es relativ leicht gewesen die übrigen Kämpfe zu beenden. Auch Leyla war daran nicht unwesentlich beteiligt, da sie als Tochter des Seelenherrn ebenfalls eine nicht gerade niedrige Stellung hatte, ergaben sich viele Seelenkrieger auf ihren Befehl hin ganz einfach. Danach stellte sich uns aber natürlich die Frage, was die nächsten Schritte sein sollten. Schlussendlich entschieden wir uns dafür die Seelenkrieger im Allgemeinen unbestraft zu lassen, da sie ja alle von Baldor mehr oder minder gezwungen wurden die Berserker Insel anzugreifen. Den Seelenherrn selbst ließen wir dagegen alles andere als ungestraft. Mit der Zustimmung von Leyla, die wegen der Auflösung von Baldors Seelenbund vorerst den Platz ihres Vaters eingenommen hatte, stellten wir Berserker gemeinsam mit den Seelenkriegern das Ausmaß seiner Verbrechen fest und bestimmten zusammen eine angemessene Strafe.

Diese Strafe festzulegen, fiel uns allen relativ schwer, da nahezu jeder eine eigene Vorstellung davon hatte, was eine angemessene Bestrafung für Baldors Verbrechen war. Schließlich hatte sich dann aber Hicks mit seinem Vorschlag durchgesetzt, er war der Meinung, dass es den ehemaligen Seelenherrn mit seiner Abneigung gegenüber Menschen am schwersten treffen würde, wenn er den Rest seines Lebens unter Selbigen verbringen müsste. Daher hatten wir uns darauf geeinigt Baldor in den dunkelsten Kerkern der Berserker Insel einzusperren, wo er niemals wieder das Tageslicht, geschweige denn das Seelenreich wiedersehen würde. Bei diesem Gedanken fiel mein Blick auf den ehemaligen Anführer der Seelenkrieger, der nun mit gefesselten Händen, in der Mitte eines großen Saals kniete und seine Strafe erwartete. Die prächtige, schneeweiße Rüstung, welche er gerstern noch getragen hatte, war ihm schon längst abgenommen worden, genau wie alle anderen Dinge, die er sonst noch mit sich geführt hatte. Nun besaß der Mann, der noch vor Kurzem ein mächtiger Herrscher war, nichts mehr, als die grob gewebte Kleidung, die er am Leibe trug. Voller Verachtung wandte ich den Blick von ihm ab und sah stattdessen zu Rowin hinüber, der dem Ganzen aufgrund seiner hohen Stellung als Nachtschattenkrieger natürlich beiwohnte. Selbstverständlich trug er dabei wieder seine durchaus eindrucksvolle Nachtschattenrüstung, das Loch im Brustpanzer, wo ihn Baldors Dolch getroffen hatte, hatte er notdürftig geflickt.

„Nun werdet ihr die Strafe für Eure Taten erfahren", fuhr Leyla fort und zog meine Aufmerksamkeit so wieder auf sich. Trotz ihrer Verletzungen und trotz der Tatsache, dass es um die Verurteilung unseres eigenen Vaters ging, hatte sie darauf bestanden anwesend zu sein. „Diese Versammlung hat entschieden, dass Ihr den gesamten Rest Eures Lebens in den Kerkern des Berserkerstammes verbringen werdet, ohne jede Aussicht auf Begnadigung", erklärte Leyla entschlossen. Baldors Gesicht zeigte keinerlei Reaktion auf das Urteil, er starrte einfach nur ins Leere und sagte nichts. Mit einem Seitenblick zu Leyla, die nickte, wand sich Dagur an die Berserkerkrieger im Raum. „Führt ihn ab und schafft ihn ins Verlies! Sorgt dafür, dass er niemals wieder das Licht des Tages sieht, oder frische Luft atmet, von gutem Essen und Wasser ganz zu schweigen! Er wird so behandelt, wie jeder andere Verbrecher, der in unserem Kerker einsitzt!", befahl er barsch. Unter Jubel und Klatschen beobachtete die Menge, darunter natürlich auch ich, die Abführung des einstigen Monarchen. Das gab mir eine Möglichkeit mich einmal im Saal umzusehen und die Anwesenden einmal etwas genauer zu betrachten. Es hatten sich sowohl Berserker als auch Seelenkrieger gleichermaßen hier eingefunden und es war mehr als offensichtlich, dass sie der jeweils anderen Gruppe nicht so recht trauten. Zumindest nicht annähernd so weit, wie ich einen kleinen Amboss mittlerweile werfen konnte, allein dieser Gedanke brachte mich augenblicklich zum Lächeln. Die Auswirkungen des Seelenbundes waren für mich immer noch unglaublich. Trotzdem wurden meine Gedanken von diesem Misstrauen getrübt, zwar konnte ich es keinem von ihnen verübeln, da sie sich vor einem Tag immerhin noch gegenseitig umbringen wollten. Aber dennoch hoffte ich, dass sich beide Seiten wenigstens solange akzeptieren würden, bis die Seelenkrieger wieder abgezogen waren.

Dragons: Der SeelenbundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt