N I N E T E E N

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Alessia:

Es klopfte leise an meiner Zimmertür. „Ja?", fragte ich und hob meinen Kopf.

Es war tatsächlich Lorenzo der die Tür öffnete und seinen Kopf in mein Dunkels Zimmer steckte. „Come sta la principessa? (Wie gehts der Prinzessin?)", fragte er und lächelte leicht.

Das Wort Prinzessin verursachte mindestens Eintausend Schmetterlinge in meinem Bauch.

„La principessa è stata più brava, che succede Enzo? È successo qualcosa?(Der Prinzessin ging es schon mal besser, was ist los Enzo? Ist was passiert?)", besorgt knipste ich das Licht an um ihn besser erkennen zu können. Er lief gerade zu meinem Fenster, und öffnete dieses, um hier mal wieder etwas zu lüften.

„Was passiert ist? Alessia verdammt. Du sitzt seit 30 Tagen nur noch in deinem dunklen Zimmer, wendest dich von Isabella ab, redest nicht mehr und du isst nichts mehr. Weißt du was für krankhafte Sorgen ich mir mache?", in seinem Blick sah man wirklich Besorgnis und etwas Müdigkeit. „Es tut mir leid Enzo",stotterte ich und ließ meinen Kopf hängen.

„Mir tut es leid das ich nicht früh genug da war, um es zu verhindern", murmelte er leise.

„Du trägst keine Schuld! Bitte entschuldige dich nicht, du hast nichts falsch gemacht", entsetzt starrte ich ihm in seine grünen wunderschönen Augen, welche mir Hoffnung schenkten.

Lorenzo trat nun endgültig in mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Langsam kam er meinem Bett, auf dem ich saß näher. „Darf ich?", er deutete auf mein Bett. Ich nickte nur, um ihm zu verdeutlichen das er sich setzten konnte.

„Weißt du Prinzessin, das Alles hier ist nicht der Ausweg",sprach er, „Du solltest jetzt erst recht deine Stärke beweisen. Du musst diesem Bastard verdammt nochmal zeigen, das du dich von ihm nicht unterkriegen lässt. Alessia Bianchi, du bist die Stärkste Frau die ich kenne und auch die Sturste", grinste er," Ich bitte dich, geb nicht auf!", ermutigte er mich.

Er hat Recht. Es lohnt sich zu kämpfen.

Ohne zu fragen legte Lorenzo sich hin. Ja, auf mein Bett. Ohne groß darüber nachzudenken, tat ich es ihm gleich und legte mich direkt neben ihn, mit etwas Abstand zu seinem Oberarm.

Lächelnd betrachtete er mein Seitenprofil, was ich aus dem Augenwinkel beobachten konnte. Er sah mal wieder perfekt aus. Seine verwuschelten Haare sahen fluffiger aus denn je und seine Lippen die zu einem perfekten Lächeln verzogen waren, hatten einen rosanen Farbton. Aber das was mich am meisten begeisterte waren wie immer seine wunderschönen Augen. Sie zogen mich in ihren Bann. Nur eines fiel mir sofort auf als ich in diese blickte. Sie hatten ihren Glanz verloren.

Ich erkannte außerdem ein paar Augenringe unter ihnen.

War das meine Schuld? Hat er wegen mir nicht geschlafen?

Besorgt machte sich in mir breit.
„Alles in Ordnung Alessia?", durchbrach er meine Gedanken. „Äh, Ja- ja mir geht es gut", es klang zwar nur halbwegs überzeugend, aber es schien ihm zu reichen.

„Dein Bruder hat gestern sein Auto wieder bekommen und sich gefreut wie ein kleines Kind. Ich kann jetzt noch sein Gekreische hören, als eure Eltern ihm seine Autoschlüssel wieder in die Hand gedrückt hat", lachte er, „Es kommt zur Zeit nur selten vor das er lacht, ich denke ihm geht es auch nicht so gut. Du fehlst ihm Principessa"

„Naja solange er sich noch über seine Autoschlüssel freuen kann, ist ja alles gut", kicherte ich. Er stimmte mir ein.

„Hat dir schonmal jemand gesagt, das du ein wunderschönes Lachen hast? Du solltest es öfter tun.", leicht lächelte er mich an, was nochmal ein paar Schmetterlinge in meinen Bauch schickte.

„Es fällt mir in letzter Zeit verdammt schwer", ich wendete meinen Blick wieder an die Decke.

Er räusperte sich. „Ich weiß ich bin kein Therapeut oder so... Aber willst du vielleicht Ähm reden? Also außer du willst nicht, ich zwinge dich ja nicht"

„Naja wenn nicht mit dir, mit wem sonst?", grinste ich und zauberte ihm somit ein Lächeln auf die Lippen. „Also dann, schieß los, giovane signora (junge Dame)"

„In letzter Zeit fühle ich mich müde und verloren. Ich denke ich falle auf eine gewisse Art und Weise... Nur das ich nicht weiß wohin. Seit Alex mich wieder angefasst hat, fühle ich mich unrein, und so unglaublich dreckig, das ich mich selber anwidere wenn ich mein Spiegelbild sehe. Mein Hungergefühl ist verschwunden. Komplett. Ich weiß gar nicht mehr was ich machen soll. Ich habe schon 5kg abgenommen und das will ich doch eigentlich gar nicht, nur kann ich es nicht verhindern. Außerdem fühle ich mich so erschöpft in letzter Zeit. I- Ich fühle mich so alleine. Mein Leben ist erbärmlich. Das einzige was ich seit Tagen tue, ist schlafen, und nichtmal dies gelingt mir richtig, jede Nacht plagt mich ein Albtraum, der mich nicht schlafen lässt, was meine Augenringe erklärt."

Zwischendurch hatten sich Tränen in meinen Augen gebildet, welche mir nun über die Wangen liefen. Lorenzo schwieg.

„I- Ich muss dir noch was Beichten", schluchzte ich. Ich zog mir meine Jogginghose aus und zeigte ihm die vielen, frischen Narben, die meinen Oberschenkel zierten.

Vor Scham, vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen, um zu schluchzen.

Dann passierte etwas unerwartetes.

Behutsam legte Enzo seine Arme um meinen zierlichen Körper und strich mir vorsichtig über den Rücken.

Es war die erste Berührung von einer anderen Person, seit Tagen. Und ich ließ sie zu. Ich war es leid, zu leiden und mich selber zu bestrafen.

Ich weinte gegen seine Brust und konnte nicht aufhören damit. Gleichzeitig inhalierte ich seinen Duft nach frischer Minze und seinem Aftershave, welches einfach nur männlich roch und trotzdem perfekt zu Enzo passte.

Mein Gesicht vergrub ich irgendwann in seiner Halsbeuge, und sogar als ich aufgehört hatte zu weinen, hielt er mich noch stundenlang in seinen Armen und strich mir über meinen Rücken, um mich zu beruhigen.

Irgendwann lösten wir uns voneinander und er legte sich wieder zurück aufs Bett, und zog mich mit sich. Er legte vorsichtig, wie als wäre ich aus Porzellan einen Arm um mich. „Schlaf einfach Alessia, ich pass auf dich auf"

Er knipste noch schnell das Licht aus, und ich spürte wie sein Atem langsamer und gleichmäßiger wurde. Ich lauschte noch lange in die Stille, aber schloss dann irgendwann auch die Augen.

Diese Nacht, schlief ich seit langem mal wieder ohne Albträume. Ich konnte komplett durchschlafen, ohne ein einziges Mal aufzuwachen. Und ich fühlte mich so geborgen in seinen Armen.

——

Bis jetzt mein Lieblings Kapitel von den Beiden 🤭

Wordcount: 1065

La mia bella principessaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt