Kapitel 4

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Flora

Der kalte Wind schlug ihr fast schmerzhaft ins Gesicht, als sie nach draußen stürmte. Der schreckliche Schultag war endlich vorbei. Wenn ich daran denke, dass ich morgen wieder neben diesem Arschloch sitzen muss, könnte ich glatt die Krallen ausfahren.

Flora hob den Kopf und verzog verächtlich und wütend die Lippen. Sie ärgerte sich über sich selbst. Die Krallen ausfahren! Als ob du sowas könntest!

„Flora? Was machst du hier? Kommst du mit in den Wald?" Ein Mädchen mit kurzen blonden Haaren kam ihr entgegengelaufen. Kitschige Ohrringe zierten ihr schmales Gesicht. Ein Junge mit hellbraunen Locken und braunen Augen folgte ihr. Sein Körper war sportlich gebaut.

Die beiden Werwölfe waren vor Flora zum Stehen gekommen und sahen sie gespannt an. Flora unterdrückte ihren genervten Blick. Ich glaube nicht, dass ich jetzt Gesellschaft will! Versucht freundlich lächelte sie ihre Freunde an.

„Tut mir Leid, aber ich wollte auf Zelda und Oliver warten." Abigail verdrehte die Augen und schnaubte.

„Du wartest jeden Tag auf die anderen! Die kommen auch mal zwei Minuten ohne dich aus. Na los, hab auch mal ein bisschen Spaß!" Nun mischte sich auch Kieran ein.

„Es wäre wieder so wie früher, nur wir und der Wald!" Er sah sie flehend an. So wie früher, das ich nicht lache! Nichts war mehr so wie früher, als die Kinder noch sorglos im Wald gespielt hatten.

„Ihr seid aber viel schneller als ich!" Und außerdem werde ich mich wie das dritte Rad am Wagen fühlen.

Abigail hatte jedoch Floras Widerspruch komplett ignoriert und war in Richtung Wald gelaufen. Kieran warf Flora noch einen bittenden Blick zu, dann folgte er seiner Mate. Seufzend folgte diese den Beiden, aber nur um es gleich wieder zu bereuen.

Kieran und Abigail rannten zwischen den Bäumen durch und wirbelten dabei den Schnee auf.

Kieran quetschte sich unter einer Kiefer durch und als Flora ihm folgen wollte, gab der immer noch wippende Ast nach und Schnee fiel auf Floras Haare. Dieser rutschte in ihren Pullover und hinterließ kalte Stellen.

Kieran schien dies nicht einmal bemerkt zu haben, während Abigail schon dabei war, sich zu verwandeln.

Wenig später raste ein blonder Wolf mit einigen schwarzen Tupfen zwischen den Kiefern durch. Kieran verwandelte sich ebenfalls und bald rannte der rote Wolf mit der braunen Flanke seiner Mate hinterher.

Flora stolperte, als sie versuchte Schritt zu halten. Ihre Freunde waren mittlerweile zwischen den Bäumen verschwunden. Auf einmal durchzog ein Blitz ihren gesamten Körper und sie stoppte mitten in ihrer Bewegung.

Sie schlug hart auf dem Boden auf und überschlug sich einige Male. Den Schmerz nahm sie jedoch nur entfernt wahr. Sie wirbelte sofort herum, ohne ganz zu wissen wieso.

Ein paar Meter entfernt stand eine schneeweiße Wölfin. Ihr Fell war glatt und sie wirkte schmal, fast zerbrechlich. Ihre hellblauen Augen bewegten sich nicht und ihr Blick war durchgehend auf Flora gerichtet. Flora wollte etwas sagen, aber sie war wie versteinert.

„Flora!" Sie löste sich aus ihrer Starre und drehte sich um. Ihre beiden Freunde kamen Seite an Seite in ihrer Wolfsform auf sie zugelaufen.

„Warum stehst du hier rum?" Flora drehte sich wieder um und zeigte zu der Stelle, wo sie vorher noch hingeblickt hatte. Irritiert musste sie jedoch feststellen, dass die schneeweiße Wölfin verschwunden war. Wie ist sie bloß so schnell und geräuschlos verschwunden?

„Da war diese Wölfin... aber jetzt ist sie weg!" Kieran und Abigail sahen sich belustigt an. Kieran hob eine Augenbraue.

„Bist du sicher, dass du nicht bloß davon ablenken willst, dass du zu langsam bist um uns zu folgen? Oder siehst du schon Gespenster?" Abigail sah Kieran warnend  an, aber auch sie konnte sich die Belustigung nicht verkneifen.

„Sei nicht so frech. Du weißt genau, dass sie sich noch nicht verwandeln kann." Sie wendete ihren Blick wieder zu Flora und sah sie beruhigend an.

„Du wirst schon noch ein richtiger Werwolf werden!" Ein richtiger Werwolf. Bin ich das denn noch nicht?

Abigail hatte Floras Bedenken nicht bemerkt und lief zum nächsten Baum. Dort drehte die Wölfin sich um und schnippte freundschaftlich mit den Ohren.

„Dieses Mal warten wir auch auf dich. Richtig Kieran?" Flora musste doch grinsen, als sie sah, wie die Wölfin ihren genervten Mate zurechtwies.

Lachend folgte sie den beiden Wölfen, die wieder an Tempo zugenommen hatten, diesmal jedoch darauf achteten Flora nicht wieder zu verlieren.

Mate of my heart - The new beginning...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt