Kapitel 1

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Flora

Flora sprang mit einem so großen Ruck auf, dass es laut knallte. Gleich darauf hielt sie sich ihren schmerzenden Kopf. Das gibt eine Beule! Warum muss ich auch unter der Dachschräge schlafen?

„Alles okay bei dir?" Zelda war von dem Knall auch wachgeworden und musterte Flora nun besorgt, aber auch belustigt. Kann sie bitte wenigstens so tun, als hätte sie Mitleid? Flora nickte nur zur Bestätigung. Nun veränderte sich Zeldas Blick doch und sie wurde wieder ernst.

„Geht es dir wirklich gut? Du hast im Schlaf gesprochen." Flora drehte den Kopf weg, während Zelda fortfuhr.

„Weißt du, du musst aufhören dir so viele Gedanken über die Menschen zu machen. Die wissen jetzt schon seit ein paar Jahren von uns. Als ob die jetzt noch irgendetwas Überraschendes tun!"

Zelda war auf der völlig falschen Spur, aber das konnte sie nicht ahnen. Die Albträume plagten Flora nun schon seit einer Weile. Immer wieder sah sie Madelyns Tod vor sich und jedes Mal war sie unfähig etwas zu tun.

Damit sie Zelda oder den anderen nichts erklären musste, hatte sie gesagt, dass sie sich Sorgen wegen den Menschen machen würde.

Die Werwölfe waren immer geheim gewesen und keiner hatte gewusst, dass mehr als die Hälfte der Stadtbewohner Wölfe waren. Seit dem Kampf jedoch kannte so ziemlich jeder das Rudel. Seit Madelyns Tod!

„Kommt ihr? Wir haben Montag und ihr kommt nicht um die Schule rum!" Zelda stöhnte gespielt genervt auf.

„Oh nein. Du kannst uns aber nicht zwingen!" Eine Frau mit braunen Augen und schulterlangen blonden Haaren verschränkte belustigt die Arme.

„Steh auf Flora! Oder willst du zu spät kommen?" Flora hätte sich nach dieser Aufforderung am liebsten wieder umgedreht und weitergeschlafen.

Dieses bemuttern kann sie sich sparen! Ich falle doch nicht auf ihre Art rein! Sie kommt einfach in das Rudel und erwartet jeden und alle zu kennen und von allen geliebt zu werden! Umso wütender war Flora, als sie sah, wie Zelda darauf ansprang. Sie verdrehte genervt die Augen. Zelda konnte so naiv sein.

Flora hätte der Frau wahrscheinlich die Meinung über sie gegeigt, wäre diese nicht zufällig die Beta des Rudels. Shelly war wenige Monate nach Madelyns Tod aufgetaucht und Theodore hatte seine Mate sofort erkannt.

Daher hatte es auch keine Diskussion gegeben, ob diese bleiben durfte oder nicht. Keiner schien mehr an Madelyn zu denken, aber Flora spürte ihren Verlust noch immer. Selbst Theodore hatte sie offenbar vergessen!

„Flora, deine Lehrer warten nicht und Tagträume sind keine Entschuldigung!" Flora rollte sich nun doch aus dem Bett, obwohl sie Shelly am liebsten die Augen ausgekratzt hätte. Diese stand zufrieden dreinblickend im Türrahmen. Ihr Versuch der Annäherung wurde oft schon von Flora kalt abgewiesen.

„Warum bist du überhaupt hier?! Das ist unser Zimmer und wir wollen keine Gesellschaft!" Shelly verzog kaum merklich das Gesicht und ein verletzter verwirrter Ausdruck trat in ihre Augen.

„Theo meinte, ich könnte euch hier treffen. Ich glaube, wir hatten einen schlechten Start. Ich will doch nur eure Freundin sein, Flora." Flora hätte die blonde Frau am liebsten laut angeknurrt. Niemand durfte Theodore mit seiner Abkürzung rufen, außer seiner Mutter und Madelyn!

Abgesehen davon war sie längst nicht mehr das kleine Mädchen, was mit jedem und allen befreundet sein wollte. Sie schob sich wortlos und mit kalten Blick an der Beta vorbei.

„Flora?" Die Frau musterte sie fragend und ein bisschen besorgt. Flora nickte nur zögernd, obwohl sich alles in ihr sträubte.

„Ja, sicher. Wir werden bestimmt noch gute Freunde." Damit schien sich Shelly zufrieden zu geben, doch in Flora brodelte es. Der Morgen hatte scheiße begonnen und würde wohl genauso doof enden!

Ohne noch weiter auf die beiden verwirrten Gesichter zu achten griff sie nach ihrem Pulli und ihrer Jeans und verzog sich ins Badezimmer.

Mate of my heart - The new beginning...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt