Kapitel 6

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Flora

Seit sie die Wölfin gesehen hatte, war schon eine Weile vergangen, doch trotzdem war Flora diese nicht mehr aus dem Kopf gegangen. So oft wünschte das Mädchen, sie hätte sich nicht umgedreht, hätte die Wölfin nicht aus den Augen gelassen. Doch sie hatte es und nun war die Wölfin weg.

Flora schlurfte gedankenverloren über den verschneiten Schulhof der Highschool.

„Bist du sicher? Wäre echt krass!" Ein blonder Jugendlicher mit zerrissenen Hosen starrte einen schwarzhaarigen Jugendlichen mit großen Augen an. Sie standen am Rand des Schulhofes und hatten sich an eine Mauer gelehnt.

Den einen Jungen erkannte Flora sofort. Mein Sitznachbar! Nicht der schon wieder!

„Wenn ich dir es doch sage. Das war quasi ne Morddrohung!" Eine Morddrohung? Gegen wen? Flora ging nicht davon aus, dass ihr Sitznachbar ihr bereitwillig erzählen würde, was los war. Ich bin schließlich nur ein gemeingefährlicher Werwolf, vor dem er Angst hat!

Ihr Sitznachbar schien das Mädchen allerdings garnicht wahrzunehmen, so vertieft war er in seine Erzählung.

„Der Mann hatte einen ganzen Koffer voll mit so silbernen Dartpfeilen und Gewehren!" Flora lief es kalt den Rücken runter. Was hatte ihr Sitznachbar gesehen?

„Und dann hat der gesagt, dass mein Dad die Wölfe unter Kontrolle halten soll, weil er sie sonst abknallt." Wölfe? Der redet über uns! In Flora stieg Panik auf. Da draußen waren Menschen, die Waffen hatten nur um das Rudel zu töten.

Sie schluckte den Kloß im Hals runter und trat vor. Wenn die schon über uns reden, dann soll er es mir ins Gesicht sagen! Sie knurrte laut um Aufmerksamkeit zu bekommen, was ziemlich gut gelang.

Ihr Sitznachbar und sein Freund wirbelten herum, nur um sie mit großen Augen erschrocken anzustarren. Flora konnte sich ihre Verächtlichkeit ganz kurz nicht verkneifen. Was für tapfere Krieger! Ihr Sitznachbar fing sich als erster wieder.

„Was willst du von uns?" Er wollte offenbar stark und selbstbewusst klingen, was ihm jedoch nicht ganz gelang. Ein Funke von Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. Ich hätte das wohl nicht hören sollen.

„Ich will wissen, was hier los ist! Ihr erzählt davon, dass ihr Wölfe abknallen wollt, also denke ich, ich hab ein Recht zu erfahren, worum es hier geht." Ihr Sitznachbar zuckte zusammen.

„Das geht dich garnichts an! Das ist eine Sache zwischen mir und meinem Vater!" Nun mischte sich der blonde Junge ein.

„Außerdem, was weißt du schon? Du bist nur so ein Wölfchen! Abgesehen davon wollen wir keine Wölfe abknallen und Aidens Vater auch nicht! Sein Vater versucht diese Typen davon abzuhalten!" Aiden trat seinen Freund in die Seite, der empört aufquietschte und sich die Seite rieb. Geheimnisse behalten ist wohl nicht so sein Ding.

Flora hob ruhig den Kopf und spürte ein ganz neues Selbstbewusstsein. Diese Jugendlichen konnten nichts tun, denn sie hatte diese in der Hand.

„Du hast recht, ich bin nur ein Wölfchen, was allerdings sofort zu seinem Alpha rennen könnte." Nun strahlten die beiden Jungen eine starke Nervosität aus.

Schließlich nach einer langen Pause sog Aiden tief Luft ein, trat einen Schritt vor und blickte sie ehrlich an.

„Um die Wahrheit zu sagen, dass würde ich nicht tun, wenn dir dein Leben lieb ist. Was meinst du was passiert, wenn dein Alpha erfährt, was einige Menschen für Ideen haben? Ich habe gesehen, wie mein Vater versucht hat sie aufzuhalten. Es wird nichts passieren, solange ihr keinen Streit sucht."

Flora wusste, dass Aiden recht hatte. Trotzdem war ihre Lage mehr als praktisch.

„Und was kriege ich dafür?" Sie konnte die Jugendlichen ruhig ein bisschen zappeln lassen. Diese starrten sie nur irritiert an.

„Was meinst du?" Flora verdrehte die Augen und stemmte einen Arm in die Seite.

„Ich halte die Klappe und es gibt keinen Krieg. Abgesehen davon erfährt dein Vater nicht, dass du ihn belauschst!" Nun war Aiden irritiert.

„Aber woher weißt du..." Flora unterbrach ihn.

„Ich glaube kaum, dass er seinem Sohn, der direkt losrennt und es rumerzählt, irgendwelche Informationen gibt. Jedenfalls nicht freiwillig. Also, haben wir einen Deal?" Sie hielt Aiden und dem anderen Jungen die Hand hin. Dieser musterte sie skeptisch.

„Und wo ist der Haken? Was willst du dafür?" Flora ließ selbstgefällig ihren Blick schweifen.

„Ihr schuldet mir etwas!" Sie wippte wartend mit dem Fuß. Während der blonde Junge noch zu überlegen schien, nahm Aiden entschlossen ihre Hand entgegen und drückte sie fest.

„Deal! Im Übrigen, ich bin Aiden und der Idiot neben mir ist mein bester Freund Charlie." Flora nickte zufrieden.

„Ich bin Flora, Aidens ganz gemeingefährliche Sitznachbarin." Diese Worte waren an Charlie gerichtet, der Aiden nun belustigt ansah. Dieser verdrehte nur die Augen. Offensichtlich hatte er Charlie von seiner neuen Sitznachbarin erzählt.

Wenn die zwei nicht solche Idioten wären, würde ich sagen, dass wir irgendwann noch gute Freunde werden.

Mate of my heart - The new beginning...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt