Kapitel 7

30 8 0
                                    

Aiden

Diese Stunde war so ziemlich das Gegenteil von der Letzten. Die Zeit verflog förmlich. Ich gebe es ja ungern zu, aber eigentlich ist Flora in Ordnung. Für einen Werwolf zumindest.

Aiden wurde von Flora aus den Gedanken gerissen, als diese ihn energisch antippte.

„Du könntest einmal in deinem Leben aufpassen und auf den Unterricht achten." Sie deutete auf den Lehrer.

„Der erklärt doch gerade ein neues Thema." Aiden verdrehte nur die Augen und flüsterte genauso leise zurück.

„Ob ich aufpasse oder nicht, ändert nichts, ich verstehe sowieso nichts. Kann ja nicht jeder so ein Streber wie du sein!" Schon wieder hatten seine Worte unfreundlicher geklungen, als er es geplant hatte. Schnell wechselte Aiden das Thema, bevor Flora weiter darauf eingehen konnte.

„Tut das eigentlich weh, wenn du dich verwandelst? Und der Mond, was hat der damit zu tun?" Es waren nicht nur willkürliche Fragen, Aiden war tatsächlich neugierig geworden. Flora sah ihn etwas verlegen an.

„Also... ich habe mich noch nicht so wirklich verwandelt. Aber von den Anderen weiß ich, dass es definitiv nicht weh tut. Das ist ein bisschen wie sich dehnen." Nun veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und ihre Augen glitzerten schelmisch.

„Aber der Mond? Glaubst du wirklich an dieses Märchen? Sich zu verwandeln liegt in unserer DNA und hat nichts mit dem Licht zu tun." Aiden zog gespielt beleidigt eine Schnute.

„Konnte ich ja nicht wissen. Ich bin gerade erst über das ‚sich von Werwölfen fernhalten' hinweg." Flora grinste ihn belustigt an, dann hielt sie sich plötzlich die Hand an den Kopf. Aiden musterte sie besorgt.

„Alles gut?" Flora nickte nur. Sie schien sich anzustrengen sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen.

„Wir können auch zur Schulkrankenschwester gehen." Flora wollte ihm widersprechen, doch Aiden riss bereits den Arm hoch und wedelte mit der Hand. Flora sah in erschrocken an und zischte leise.

„Aiden! Nimm sofort den Arm runter!" Der grinste nur selbstgefällig. Der Lehrer nahm Aiden trotz Floras leisen Protesten dran.

„Dürfen wir zum Krankenzimmer gehen? Flora geht es nicht gut." Flora warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Trotzdem erhob sie sich und beeilte sich unter den neugierigen Blicken der Schüler nach draußen zu kommen.

Vor der Tür blieb Flora stehen und verschränkte empört die Arme.

„Was sollte das?" Aiden lief grinsend an ihr vorbei.

„Jetzt haben wir frei! Außerdem war es nichtmal gelogen."

Das Krankenzimmer befand sich am Ende des Ganges. Aiden war noch nicht oft dort gewesen, nur einmal, als er sich die Hand verstaucht hatte. Wenn Charlie und ich nicht so viel Unsinn gemacht hätten, wäre ich vielleicht durch meine Schulzeit gekommen ohne das Krankenzimmer kennenzulernen.

Eine Frau mit hochgesteckten Haaren öffnete die Tür und lächelte die Beiden freundlich an. Aiden erklärte der Frau gegen die Proteste von Flora die Situation. Die Frau stellte Flora ein paar Fragen, diese verneinte aber jede von ihnen. Am Ende zuckte die Schulkrankenschwester nur mit den Schultern und schickte Flora nach draußen um Luft zu schnappen. Diese warf Aiden immer noch giftige Blicke zu, hatte aber aufgehört zu protestieren.

Als sie die Schule verließen schlug Aiden die kalte Luft ins Gesicht und Schneeflocken landeten in seinen Haaren. Ich wünschte ich hätte meine Jacke mitgenommen! Zitternd stand er auf dem plattgetretenen Schnee und rieb sich die Hände. Flora dagegen schien das garnichts auszumachen, sie stand einfach nur stocksteif im Schnee und starrte aufmerksam in den Wald. Warum sind Werwölfe bloß so unempfindlich, während ich hier fast zu einem Eisblock werde?

Aiden wollte sich gerade umdrehen und die Stufen hochgehen, zurück in die Schule, als sein Blick auf Flora fiel.

Diese bewegte sich immer noch nicht und starrte weiterhin wie hypnotisiert in den Wald. Dann setzte sie sich, wie von einer unsichtbaren Kraft gezogen, in Bewegung. Erst ging sie, dann rannte sie in vollem Tempo in den verschneiten Wald und verschwand hinter den Bäumen.

„Flora? Flora!" Doch Aiden bekam keine Antwort mehr.

Mate of my heart - The new beginning...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt