Fight Hell To Hold You [ Eddie Munson | Billy Hargrove ] Teil 2

02 - reckless

"A force field no one can break through
Solid as rock no wonder
I am indestructible"
judas priest - reckless

*

Ihr Herz schrie, es klopfte so wild, dass Joe befürchtete einen Herzinfarkt zu bekommen. Die Stimme erkannte sie im ersten Augenblick. Das würde sie immer und überall. Langsam hob sie den Kopf und klammerte sich mit den zitternden Händen ans Spülbecken. Niemand geringeres als Eddie fucking Rockstar Munson schlenderte auf sie zu. Er sah atemberaubend gut aus. Die Haare trug er noch wie früher, die ranzigen Klamotten wirkten nur auf den ersten Blick so abgerotzt, denn selbst im schummrigen Barlicht erkannte Joe, dass sie teurer waren. Er trug jetzt einen Drei-Tage-Bart, der ihn noch attraktiver machte, als er ohnehin schon war und das gab Joe nur sehr ungern zu. Die üblichen Band T-Shirts hatte er allem
Anschein nach gegen Hemden getauscht. Für ihn in einem Hemd hatte sie schon immer eine Schwäche gehabt. Joe atmete tief durch und wandte sich ab um sich eine Zigarette anzuzünden. Sie hoffte, dass das Nikotin ihre Nerven beruhigte. Was wollte er hier?

"Für dich ist auch geschlossen." sagte sie
knapp und ging in die Hocke, um die
Scherben aufzusammeln. Mit zittrigen
Fingern sammelte sie Scherbe für Scherbe auf, wohl bedacht sich nicht zu schneiden. Sie konnte nicht fassen, dass Eddie einfach so in ihre Bar spaziert kam.

"Komm schon, ich bin durstig. Ich hab lange gebraucht dich zu finden. Wayne war mir da auch keine richtige Hilfe." rief er locker und fröhlich, als er auf sie zu kam und sich an den Tresen setzte. Joe schnaubte abwertend.

"Wundert mich, dass er dich keinen Kopf kürzer gemacht hat." erwiderte sie ohne ihn anzusehen. Wayne hatte keine guten Worte mehr für seinen Neffen übrig, seit Eddie mit Corroded Coffin berühmt wurde. In erster Linie ging es da um das Verhalten, das er Joe entgegen gebracht hatte. Es ging Wayne aber auch um die hohle Protzerei, die Eddie anden Tag legte und seinem Onkel Dinge kaufte, mit denen er nichts anfangen konnte. So oft hatte Joe sich in den letzten Jahren
ausgemalt, was sie Eddie alles an den Kopf werfen wollte, wenn sie sich wieder
begegneten, aber jetzt wo er wahrhaftig vor ihr stand, blieb ihr Schandmaul geschlossen.

"Er hat mich schon zur Sau gemacht."
bestätigte Eddie und zündete sich eine
Zigarette an. Joe zapfte ihm ein Bier und fuhr mit dem Saubermachen fort ohne ihm Beachtung zu schenken. Die ganze Zeit spürte sie seine Blicke auf sich und das machte sie wahnsinnig. "Du siehst gut aus, Joe." sagte Eddie mit weicher Stimme und Joe sah auf. Sofort versank sie im Braun seiner Augen, fühlte sich auf seltsame Art geborgen. Ihr wurde warm, als sie ihm das Bier reichte und sich ihre Finger berührten. Eddies
Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hätte er sie gerne länger berührt.

"Du auch." antwortete sie wahrheitsgemäß."Wie geht's Chloe?" fragte sie dann und ihr blieb das kurze Zucken in Eddies Gesicht nicht verborgen. War das Scham? Ein schlechtes Gewissen?

"Zoe geht's gut." meinte er dann und Joe
nickte. Die Stille, die sich dann über ihnen ausbreitete, war für Joe unerträglich, aber sie wollte nicht mit ihm reden. Sie wollte ihn noch nicht mal hier haben.

"Ich war überrascht, als ich gesehen hab, dass jemand anderes in unserem Trailer wohnt." sagte er dann und Joe lachte gehässig auf.

"In unserem Trailer?" hakte sie ungläubig nach und schüttelte den Kopf. "Dachtest du echt, dass ich da bleibe und darauf warte, dass du zurück kommst?" Er zuckte nur mit den Schultern und ließ den Blick durch die leere Bar schweifen. Viel hatte sich sicherlich nicht verändert. Die Möbel waren neu, wirkten in der alten Bar aber trotzdem ranzig.

"Dein Elternhaus ist verkauft?" sagte er dann und Joe nickte.

"Mein Dad arbeitet jetzt in Seattle." erklärte Joe und begann die Einnahmen des Abends zu zählen. Es fiel ihr heute schwerer, weil sie Eddies Augen auf sich spürte und sie zählte noch zwei weitere Male nach um wirklich sicher zu sein, dass auch alles stimmte.