31 - lips of rain

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"I can't wait to close my eyes
Kiss your lips of rain
Feel your love again
When the flowers bloom to wine
I will come alive
If you are my flame
My flame, flame"
Steelheart - lips of rain

*

Joe hielt vor einem Wolkenkratzer im absoluten Halteverbot. Ihr war scheißegal, ob sie abgeschleppt wurde. Erst auf der Fahrt hier her wurde ihr bewusst, was Steve und Poppy ihr versucht hatten klar zu machen. Wieder kämpfte sie mir den Tränen, während sie in das Gebäude hastete. Sie hatte gar keine Zeit zu verarbeiten wie nobel es hier aussah und der Portier machte es ihr auch nicht einfacher. Er wollte sie nicht vorbei lassen. Eddie Munson würde hier nicht wohnen. Erst als sie ihn überreden konnte kurz sein Telefon benutzen zu dürfen, zeigte er Einsicht. Das lag allerdings nur daran, dass Poppy ihn so anschrie, das selbst Joe jedes Wort verstand. Kreidebleich und mit verkniffen er Miene führte er Joe zu den Fahrstühlen. Er schloss das letzte Stockwerk für sie frei und ließ sie mit einem Nicken alleine.

Joe schluckte und beobachtete die Stockwerkanzeige. Je höher der Lift fuhr, desto zittriger wurde sie. Joe stützte sich an der Wand ab, weil sie glaubte ohnmächtig zu werden. Als das erlösende Ping ertönte und die Fahrstuhltüren aufglitten, atmete sie zittrig ein und hielt sie Luft an. Sie betrat das Penthouse und wartete, bis sich die Türen hinter ihr wieder schlossen. Der Wohnraum, der sich vor ihr erstreckte war riesig und unordentlich. Überall lagen Flaschen, leere Chipspackungen und Kleidung. Die Vorhänge waren zugezogen, doch die Sonne drängte sich trotzdem an einigen Stellen herein und ließ die Staubflocken im Licht tanzen. Joe hörte nichts, was sie auf ihren viel zu lauten und überholten Herzschlag zurückführte.

"Eddie?" krächzte sie leise und räusperte sich. Sie ging langsam den breiten Flur entlang, weil er weder im Wohnzimmer oder in der offenen Küche war. Dass sie ihn nicht sofort antraf, schürte die Angst in ihr. Joe war, als hörte sie ein Klavier und stoppte vor einer Tür. Die Melodie war bittersüß. Leise schob sie die Tür ein Stück weiter auf und spähte hinein. Eddie saß an einem großen Flügel und spielte. Ihr Herz machte einen Satz.

"I can't wait to close my eyes, Kiss your lips of rain, When the flowers bloom to wine, I will come alive." Seine Stimme klang belegt und heiser, als hätte er in den letzten Tagen nichts anderes getan, als zu trinken und zu schreien. Die Melodie nahm Fahrt auf und er sang weiter. "I never thought I could love anyone, The way I'm lovin' you, I took a, chance on holdin' you, And I fell on through." Joe schob sich unbemerkt in den Raum und drückte sich an die Wand. Die Anspannung fiel mit einem Mal von ihr ab. Sie merkte gar nicht, dass sie vor Erleichterung weinte. "Hell, I tried to move on, But your love keeps comin' strong, Now every day I die in my heart, In tears I'm hangin'on." Die Freude darüber ihn lebend zu sehen vermischte sich in ihrem Inneren mit dem Gefühl, dass das Lied in ihr erzeugte. Es war das schönste, was sie je in ihrem Leben gehört hatte und trieb ihr nur noch mehr Tränen in die Augen. Ein einziger unstimmiger Akkord ließ sie zusammenfahren. Eddie seufzte und griff nach der Whiskeyflasche auf dem Flügel, um einen Schluck zu trinken. "Wem mache ich was vor?" sagte er leise und strich über die Tasten. "Sie wird es ja doch nie hören." sagte er resigniert und setzte erneut die Flasche an.

"Wenn du dich zu Tode säufst, wird niemand hören, was für ein großartiger Musiker du bist." sagte Joe mit zitternder Stimme und ging auf ihn zu. Eddie zuckte so heftig zusammen, dass er den Whiskey verkippte. "Brandon hatte Recht." Mit großen Augen starrte er sie an, als wäre sie eine Erscheinung. "Du schreibst bessere Songs, wenn du Herzschmerz hast." Joe setzte sich neben ihn auf die Klavierbank und sah ihn auffordernd an.

"Joe... Du-"

"Spiel weiter." bat sie und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. Er tat ihr ohne zu zögern den Gefallen. Er spielte mit geschlossenen Augen und gab sich der Musik hin. Joe beobachtete ihn. Er war schon immer ein anderer Mensch gewesen, wenn er Musik machen konnte. Glücklicher, befreit, ehrlich. Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen und es verharrte noch da, als Eddie den letzten Akkord ausklingen ließ und sie ansah. "Das war wunderschön." sagte sie.

Fight Hell To Hold You [ Eddie Munson | Billy Hargrove ] Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt