Eine frage der Ehre

Kapitel 20

Bilal

Irina schläft und ich fahre Auto. Wir fahren zurück nach Hause. Ich hoffe, ich konnte sie heute einigermaßen glücklich machen, denn sie verdient es. Sie hat schon so viel durchgemacht.

[...]

Bilal: "Irina. Wach auf Kleines. Wir sind da."

Irina: "Hhh? Was?"

Bilal: "Hab keine angst. Wir sind angekommen."

Irina: "Ja. Sorry."

Sie erschrak. Ist nicht gerade leicht für sie. Ich hoffe wirklich, dass sie sich nicht mehr daran erinnern muss. Ich werde alles dafür tun. Wir stiegen aus und ich schloss die Tür auf. Was mich dort erwartete, hätte ich nie im Leben erwartet. Vor mir stand er. Ich wusste nicht, was ich sagen und wie ich handeln sollte. Er war schon lange fort von uns und jetzt steht er da.

Maryam: "Was schaust du so. Begrüß ihn doch endlich. Mein Junge ist zurück. Mein Said."

Wir umarmten uns. Ich wusste in dem Moment nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht. Denn er war mir in den letzten Jahren so egal geworden.

Said: "Junge du bist ja breiter als ich. Richtiger Player ha? Ist das Mädchen dort dein neues Bettmädchen?"

Bilal: "Was sagst du da?"

Ich hätte ihn lieber verprügelt. Er hat sich kein bisschen verändert. Wie kann man nur so was sagen? Er ist dumm und wird dumm bleiben. Ich wünschte, er wäre nie da gewesen.

Said: "Bleib ma am Teppich. War doch nur ein Joke, Brüderchen."

Bilal: "Behalte deine Witze bei dir."

Said: "Lan Mutter. Dein Sohn versteht keine Witze. Der ist ein Langweiler."

Bilal: "Rede mal respektvoller und nicht wie der letzte Asi. Hat man dir dort nichts beigebracht!"

Said: "Doch man. Ich bin jetzt härter drauf."

Sein wiederliches Grinsen macht mich aggressiv aber ich muss mich zurück halten sonst hat Irina ein schlechtes Bild von mir.

Bilal: "Komm Irina. Lass gehen."

Said: "Tschüss Schnucki. Wir sehen uns eh öfters."

Als er das sagte, zwinkerte er ihr zu. Ich ignorierte ihn.

Irina: "Ist der immer so gewesen?"

Bilal: "Ja. Er hat sich echt kein bisschen verändert. Er hat nichts gelernt dort."

Irina: "Wo war er denn?"

Bilal: "Im Knast."

Irina: "Du hast mir nie von ihm erzählt."

Bilal: "Ja weil er hier überflüssig ist und ich nie an ihn denke. Er war nie da als man ihn gebraucht hat."

Irina: "Das tut mir leid."

Bilal: "Naja egal. Willst du schlafen?"

Irina: "Ja bin sehr müde."

Bilal: "Okay. Schlaf gut."

Irina: "Bilal?"

Ich drehte mich zu ihr und sie gab mir einen Kuss auf die Wange.

Irina: "Danke für alles. Ich werde diese Nacht glücklich einschlafen. Dank dir."

Bilal: "Nichts zu Danken. Für meine Kleine tue ich alles."

Sie ist mein Engel. Sie verdient das aller Beste. Ich ging runter um ein paar Worte mit diesem Penner zu sprechen. Ich muss ihm paar Dinge klar machen. Er soll nicht denken, dass er der Babo hier ist.

Bilal: "Hör mal Großmaul. Du kannst hier nicht reden wie du willst nachdem du so lange weg warst. Erst recht nicht mit meiner Mutter."

Said: "Ist ja gut Großer."

Maryam: "Hört auf zu streiten."

Ich werde mit ihm reden, wenn meine Mutter nicht dabei ist.

[...]

Irina und meine Mutter kochten heute gemeinsam. Sie lernt schnell.

Irina: "Maryam darf ich dich Mama nennen? Bilal meinte ich soll dich nicht mit Namen ansprechen. Sowas sei bei euch respektlos."

Maryam: "Von mir aus."

Irina: "Du bist so eine tolle Mutter."

Maryam: "Ja ich liebe sie beide. Auch wenn mein Großer etwas anders ist. Er wird irgendwann ein richtiger Mann wie mein Bilal."

Irina: "Ich will mich nicht einmischen aber Said ist respektlos. Wieso sagt sein Vater nichts?"

Maryam: "Said und Yousef reden schon lange nicht miteinander. Er ist ihm egal."

Irina: "Hoffentlich ändert sich Said und sie vertragen sich wieder."

Maryam: "Dafür bete ich immer."

Ich hab das Gespräch mitbekommen. Meine Mutter ist naiv. Sie glaubt wirklich, dass er sich ändern könnte. Er wird sich nie ändern.

Bilal: "Mama? Wird dieser Arsch bei uns bleiben?"

Maryam: "Hör auf so über ihn zu reden. Er ist dein Bruder. Natürlich wird er mit uns leben. Wohin soll er denn sonst gehen?"

Bilal: "Das ist mir grad sowas von egal. Hier ist er falsch. Er wird uns schaden."

Sie wusste es aber sie ignoriert das.

[...]

Am abend kam Said nach Hause. Er war nicht alleine. Der Mann kam mir bekannt vor aber ich wusste nicht wo und ob ich ihn mal traf. Ich begrüßte ihn und wir saßen im Wohnzimmer. Sie unterhielten sich. Ich schaute Fernseh. Der Mann war fast so breit wie ich. Er muss Bodyguard oder so was sein.

Bilal: "Machst du Kampfsport?"

Mann: "Nein ich pumpe nur weil ich ein Türsteher bin. Du?"

Bilal: "Ich boxe."

Meine Mutter unterbrach uns. Sie rief nach mir und ich ging zu ihr. Sie sagte, dass Irina zitternd hoch gerannt ist. Was ist mit ihr? Ich rannte die Treppen hoch. Sie saß auf mein Bett und weinte.

Bilal: "Irina was hast du?"

Irina: "Was will er. Wieso ist der hier?"

Bilal: "Wer?"

Irina: "Der Mann im Bordell. Habt ihr euch geeinigt?"

Bilal: "Was laberst du?"

Irina: "Tu nicht so. Ich hab ihn erkannt. Das ist der, den ich die Schlaftabletten gegeben habe und weggerannt bin."

Bilal: "Irina bist du dir sicher?"

Irina: "Bitte Bilal ich möchte nicht wieder dahin."

Bilal: "Du musst doch gar nicht dahin. Du verwechselst ihn bestimmt."

Irina: "Nein das ist er."

Was hat mein Bruder mit ihm zu tun?