Mieses Karma. Und zwar eine ganze Menge davon.
Das war die einzig mögliche Erklärung für alles. Was für ein unglaublicher Mist!
Langsam schlenderte Melanie Shatner den schmalen Weg entlang und ließ ihre Gedanken um die Ereignisse des letzten Tages kreisen. Alles hatte sich gegen sie verschworen, wirklich alles. Und vielleicht hatte das Universum auch einen ultraschlechten Tag und war zu dem Entschluss gekommen sein, sie für ihre vergangenen und zukünftigen Sünden büßen zu lassen. Alle auf einmal. Quasi als Rundumschlag.
Der ganze Schlamassel hatte damit begonnen, dass sie sich mit ihrem Vater in der Wolle gehabt hatte. Wie ungefähr fast jeden Tag in der letzten Zeit. Vor allem die letzten beiden Wochen hatte es häufig und sehr heftig zwischen ihnen geknallt. Normalerweise sorgte ihre Mutter dafür, dass sie sich beide zusammenrissen und wenn nicht, schritt sie ein. Aber Mom war zu ihren Eltern gefahren, die Unterstützung gebraucht hatten.
Mel hatte zwar befürchtet, dass es anstrengend werden würde. Aber niemals hätte sie damit gerechnet, dass sie ihre Sachen gepackt und einfach Hals über Kopf abhauen würde.
Gründe für ihre Streitereien gab es viele. Alltägliche Kleinigkeiten, an denen sich ihre Vater störte. Persönliche Vorlieben und Einstellungen, die ihr Vater nicht teilte. Zukunftswünsche, die mit denen ihres Vaters nicht übereinstimmten. Und Jungs … das war ein besonders beliebter Streitpunkt.
Mel schnaubte bei dem Gedanken. Früher war das anders gewesen, aber seit dieser unschönen Trennung von ihrem Exfreund vor einigen Monaten übertrieb ihr Vater es mit seinem Kontrollzwang. Als wäre sie ein kleines Flittchen, dass jeden Tag mit einem anderen Typen nach Hause käme. Im Gegenteil. Seit ihrem Ex hatte sie estmal genug von Männern und wollte ihre Ruhe. Aber ihr Vater schien da einen ganz anderen Eindruck von ihr zu haben. Wie man sehr gut an seiner Reaktion heute gesehen hatte.
Dabei war alles völlig harmlos gewesen. Sie war von einem Jungen aus der Nachbarschaft nach Hause gebracht worden. Rick wohnte im göeichen Viertel in San Francisco wie sie, ging mit ihr zusammen in die High School und besaß ein Auto. Er war so nett gewesen und hatte angeboten, sie mit nach Hause zu nehmen. Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien und Mel hatte keinerlei Lust verspürt, sich in einen völlig überfüllten Bus zu setzen. Also hatte sie das Angebot angenommen. Als Rick sie absetzte, hatte sie sich mit einem winzigen Kuss bedankt. Ein völlig harmloser Kuss auf die Wange, der nichts bedeutete. Und ja, sie hatten auch ein wenig miteinander geflirtet. Aber auch das hatte nichts zu bedeuten. Doch es hatte ihren Dad völlig zur Weißglut gebracht. Kaum hatte sie das Haus betreten, hatte er losgelegt und sie so laut angeschrien, dass die Wände wackelten. Vorwürfe hatte er ihr gemacht, von der Sorte, die verdammt weh taten. Und statt sich ihre Erklärungen anzuhören, war er nur noch lauter geworden.
Mel schüttelte den Kopf, als die Erinnerung an seine Worte wieder hochkam. Sie schlang ihre Arme um sich, weil ihr vor lauter Wut ein kalter Schauer über den Rücken lief.
Der einzige Ausweg aus diesem Streit war für sie ein strategischer Rückzug gewesen. Sie war in ihr Zimmer geflüchtet und wie üblich war ihr Vater ihr nicht gefolgt. Es regte ihn immer fürchterlich auf, wenn sie den Streit auf diese Art beendete, aber er war ihr bisher noch nie hinterhergelaufen. Zum Glück. Ihr Zimmer war ihr Reich! Bereits nach kurzer Zeit hatte er das Haus verlassen, vermutlich auf dem Weg ins Büro. Mel hatte die Gelegenheit gegenutzteinige Sachen gepackt, einen kleinen Zettel mit der kurzen Info in der Küche liegen lassen, dass sie spontan übers Wochenende zu einer Freundin gefahren war und war dann einfach aus der Haustür rausspaziert.
Das Maß war voll und sie wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als einfach zu verschwinden. Vielleicht würde ihr Vater dann endlich mal zur Vernunft kommen und erkennen, dass sie kein kleines Mädchen mehr war, das man einsperren konnte.
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Too Many Lies
Teen FictionBand 1 'Unbreakable Bonds' Mel hat Stress mit ihrem Vater. Nach einem besonders heftigen Streit, reicht es ihr und sie flüchtet zu einer Freundin. Doch auf dem Weg dorthin, geht alles schief, was schief gehen kann. Nach einer nervenaufreibenden Ody...