»Geht schon mal nach draußen, ich komme gleich nach.« Liza schloss die Haustür hinter ihnen und deutete zum Ende des Flurs.
Mel folgte den beiden Jungs, blieb aber unvermittelt im Wohnzimmer stehen. Es war gemütlich eingerichtete mit einer riesigen beigen Ledercouch, einer Schrankwand, aus warmen Holz, in der die obligatorischen technischen Geräte standen, und vielen Pflanzen. Aber das war nicht das, was Mel innehalten ließ. Ihr Blick wurde von den Wänden eingefangen, die über und über mit Bildern bedeckt waren. Es waren so viele, dass man kaum die Tapete dahinter sah. Aquarelle neben Ölgemälden und Fotografien. Abstraktes neben Blumenillustrationen und wunderschönen Landschaftsaufnahmen.
»Wow!«, stieß Mel aus. Als sie nach draußen auf die Terrasse trat, hatten sich Matthew und Dave bereits auf den Gartenmöbeln bequem gemacht.
»Diese Bilder da drin, das sind keine Drucke oder? Wer hat das gemacht?«
»Alles Originale«, erklärte Matthew. »Du bist hier in einem der kreativsten Haushalte Silver Valleys zu Besuch. Die Gemälde sind von Lizas Mutter. Von Liza stammen die Fotografien.«
»Wow«, wiederholte sich Mel, während sie sich einen der Plätze aussuchte und niederließ. »Und Lizas Mutter ist hauptberuflich Künstlerin?«
»Nein«, winkte nun Dave ab. »Das ist einfach nur ein Hobby. Sie ist Lehrerin an der hiesigen Grundschule.«
Liza trat in diesem Moment mit einem Tablett voller Gläser, einer Schüssel mit Eiswürfeln und einer Karaffe auf die Terrasse. Ein begeisterter Ruf ertönte, Matthew sprang auf und nahm ihr vermeintlich hilfsbereit das Tablett ab. Statt es jedoch zum Tisch zu bringen, drehte er sich und versuchte in die andere Richtung zu flüchten.
»Hey«, flink schlüpfte Liza an ihm vorbei und stellte sich ihm in den Weg. Das Bild der zierlichen Liza, die sich bedrohlich vor dem über 1,90 Meter großen Matthew aufbaute, erinnerte Mel ein wenig an David gegen Goliath und es gelang ihr gerade noch so, das Grinsen zu unterdrücken.
Liza ließ sich nicht im Mindesten von der breiten Statur Matthews beeindrucken, sondern funkelte ihn aus ihren großen blauen Augen an. »Vergiss das mal ganz schnell! Auf den Tisch damit!«
Matthew hob das Tablett außerhalb ihrer Reichweite und grinste sie herausfordernd an. »Sonst passiert was?«
»Sonst gibt es in Zukunft keinen Eistee mehr für dich.« Der entschlossene Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie es mit der Drohung ernst meinte. Das schien auch Matthew zu erkennen. Er gehorchte, wenn deutlich widerstrebend. Bei dem Anblick konnte Mel nicht mehr an sich halten und lachte laut los.
»Wow, ich bin beeindruckt, Liza«, kicherte sie. Auch aus Daves Richtung vernahm sie ein leises Glucksen.
»Übungssache«, erwiderte diese und beobachtete argwöhnisch, wie Matthew das Tablett abstellte und damit begann, den Eistee auszuschenken. »Wenn man weiß, wie man sie kriegt, sind sie handzahm.«
Matthew stockte und stellte die Karaffe beiseite. Dann richtete er sich zu seinen vollen Größe von sicherlich über 1,90 auf und schob sich so nah vor sie, dass sie den Kopf weit in den Nacken legen musste.
»Handzahm?«, wiederholte er mit erhobenen Augenbrauen. »Du weißt schon, dass du keine Chance gegen mich hast, wenn ich das nicht will, Kleines?«
Abschätzend sah er auf sie hinunter, immer noch dieses herausfordernde Grinsen auf den Lippen. Liza hielt dem Blick stand. Ein leichtes Zusammenkneifen der Augen war ihre einzige Reaktion.
»Beeindruckender Blick, O‹Donnell. Was willst du damit erreichen? Ich weiß schon, wie ich mich bei euch durchsetzen kann«, erwiderte sie.
»Mir scheint, da hat jemand gerade ganz schön viel Oberwasser. Wird Zeit für eine kleine Abkühlung.«
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Too Many Lies
Ficção AdolescenteBand 1 'Unbreakable Bonds' Mel hat Stress mit ihrem Vater. Nach einem besonders heftigen Streit, reicht es ihr und sie flüchtet zu einer Freundin. Doch auf dem Weg dorthin, geht alles schief, was schief gehen kann. Nach einer nervenaufreibenden Ody...