»Siehst du sie irgendwo?«, fragte Liza, als sie gemeinsam aus dem Restaurant traten. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie die Rechnung bezahlen und endlich hatten gehen können. Jetzt war ihre Geduld erschöpft und sie wollte wissen, wie das Gespräch zwischen Dave und Mel ausgegangen war.
Matthew schüttelte den Kopf. »Bestimmt sitzen sie irgendwo am Rand. Lassen wir ihnen noch ein wenig Zeit. Komm, wir warten am Auto.«
Liza folgte ihm widerstrebend. Während sie den riesigen Parkplatz überquerten, den sich das Restaurant mit einem Supermarkt und einem Baumarkt teilte, sahen sie sich weiter um, konnten aber niemanden entdecken. Das laute Quietschen von Reifen ließ sie beide herumfahren. Ein dunkler Van verließ gerade mit überhöhter Geschwindigkeit den Parkplatz, bog auf die Straße ab und verschwand hinter der nächsten Ecke.
»Na, der hat's aber eilig«, murmelte Liza. Ihr entging nicht, wie Matthew sich plötzlich versteifte. »Was ist?«
Mit zusammengekniffenen Augen sah er dem Van hinterher. »Ich bin mir nicht sicher, aber genau so ein Van stand gestern nachmittag vor eurem Haus.«
Liza horchen auf. »Gestern nachmittag?«
Er nickte abwesend.
»Nach der Praxis? Und warum genau seid ihr bei mir vorbeigefahren und nicht reingekommen? Unser Haus liegt nicht auf eurem Heimweg.« Sie legte den Kopf schief und sah ihn scharf an.
Als er nicht antwortete, versperrte sie ihm den Weg und wartete, bis er ihr endlich seine Aufmerksamkeit widmete.
Er zögerte, dann stieß er hart die Luft aus. »Ich hatte das Bedürfnis nachzusehen, ob alles okay ist.«
»Ob alles okay ist? Was hätte denn passieren sollen?«
Dass er ihrem Blick auswich, war für sie Antwort genug. Sie knirschte mit den Zähnen. Sein Beschützerinstinkt machte sie immer wieder wahnsinnig!
»Und?«, fragte sie ein wenig schnippisch. »Warst du zufrieden mit dem, was du mit deinem Röntgenblick durch unsere Hauswände gesehen hast?«
»Ich war abgelenkt von dem Van und seinen beiden Insassen, die aussahen, als würden sie euer Haus beobachten.«
Ihre Augenbrauen wanderten nach oben. »Bitte was? Und als ihr vorbeigefahren seid, haben sie es sich anders überlegt?«
»Ja, tatsächlich sind sie genau in dem Moment abgehauen.«
»Und was genau ist da noch so passiert, als du und Dave unterwegs waren? Der Van? Der Schrottplatz? Du wirfst Mel vor, dass sie uns Dinge verheimlicht, aber bist keinen Deut besser. Ist dir das bewusst?«
Anklagend tippte sie ihm nicht gerade sanft mit dem Finger gegen die Brust. Mit einer Hand fing er ihn ab, bevor sie ihn erneut pieken konnte. Mit der anderen fuhr er sich über den Nacken und seufzte tief.
»Okay, Botschaft angekommen. Es tut mir leid, wie es gelaufen ist. So hatte ich das nicht geplant.«
»Oh, du hattest einen Plan?«
»Ja, Liza, ich habs verstanden«, betonte er nachdrücklich.
Liza beließ es dabei. Sie hatte die Gelegenheit bereits genutzt, und mit ihm geredet, während sie auf die Rechnung gewartet hatten. Möglichst diplomatisch. Und er war einsichtig gewesen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass seine Worte nicht nur daher gesagt waren, sondern er es auch so meinte. Es wäre besser gewesen, wenn sie vorher die Gelegenheit genutzt hätten, sich abzusprechen. Matthew hätte den Artikel rumschicken können und Dave hätte ihnen von seinem Gespräch mit Mel erzählen können. So war es alles eskaliert. Aber Liza bohrte nicht noch weiter in der Wunde. Matthew wusste, dass sein Verhalten unangebracht gewesen war.
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Too Many Lies
Teen FictionBand 1 'Unbreakable Bonds' Mel hat Stress mit ihrem Vater. Nach einem besonders heftigen Streit, reicht es ihr und sie flüchtet zu einer Freundin. Doch auf dem Weg dorthin, geht alles schief, was schief gehen kann. Nach einer nervenaufreibenden Ody...