31. Tränen der Angst

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Kairo

Erschöpft öffnete ich meine Augen und sah nur die dunklen Umrisse der Möbel in Sunas Zimmer. Stöhnend schlüpfte ich aus Sunas Umklammerung und tapste mit müden Beinen zu den Balkontüren.

,, Es ist ja schon Nacht ", nuschelte ich im Anblick des zunehmenden Mondes am Himmelszelt. Seufzend lehnte ich meinen Kopf an den geschlossenen Türen an.

Mein ganzer Nacken tat weh, so als hätte ich eine Nackensperre gehabt, doch war der Grund ein ganz anderer. Müde lachte ich leise über den Vorfall gestern. Also hätte ich doch sterben können? Hatte Kani mich angelogen?

Vampire waren nun mal doch Wesen der Dunkelheit, die ich hätte niemals vertrauen sollen. Aber nein, ich musste so dumm sein und ihnen direkt in die Arme laufen. Meine Instinkte waren wohlmöglich doch verblasst und die Einbildung, dass mich vielleicht doch jemand mögen könnte, verpuffte wie eine Seifenblase.

Ob Suna seine Gefühle wohl auch nur vorgetäuscht hatte oder sie wirklich ernst meinte? Ganz ehrlich, da war ich mir nicht mehr ganz so sicher.

Murrend wollte ich mich wieder hinlegen und kam an einem großen aufgestellten Spiegel vorbei. Abrupt blieb ich stehen und sah mit geweiteten Augen in den Spiegel. Das konnte doch nicht war sein!

Ich näherte mich langsam dem Spiegel, bis ich davor stand. Eine ganze Weile starrte ich den Spiegel an und realisierte erst später was bei diesem Spiegel anders war.
Ich hatte kein Spiegelbild.

Erschrocken stolperte ich zurück, viel dabei über meine eigenen Füße und landete mit einem lauten Aufschlag auf dem Boden. Ob ich jetzt von dem Aufprall einen blauen Fleck bekommen würde, war mir in dem Moment egal.

,, Jetzt nicht in Panik verfallen ", mischte sich Sunas Stimme unter mein laut klopfendendes Herz. Ruckartig sah ich zu ihm und konnte beobachten, wie er mich wachsam ansah.

,, Bin ich tot?", fragte ich Suna ängstlich und rutschte etwas weiter von ihm weg. Ich wollte Aufklärungen! Ansonsten würde ich mich diesen Vampiren nie wieder nähern. Sie würden mir mein sowie schon zerstörtes Leben, den letzten Stoß geben.

,, Nein....zumindest noch nicht ganz ", sagte er ruhig. Mir trieb es die Tränen in den Augen und ich musste mir ein gebrochenes Schluchzen verkneifen. Noch nicht ganz? Das hieß ja, dass ich geraumer Zeit nicht mehr leben würde und das wegen eines Vampires, der einfach so in Sunas Zimmer aufgetaucht war und mich gebissen hatte?

,, Was hat er mit mir gemacht? ", fragte ich Suna gebrochen. Als er meine Stimme hörte, setzte er sich auf und stand von dem Bett auf. Verängstigt verkroch ich mich in eine Ecke des Raumes und hoffte das mir erstmal kein Vampir zu nahe kam.

Suna bemerkte meine Furcht und blieb an Ort und Stelle stehen.
,, Er hat dich gebissen und somit zu einen Vampir gemacht ", erklärte er mir besorgt und ich konnte seine Sorge deutlich in seinem sonst so kalten Gesicht erkennen.

Wäre dieser Vorfall nicht gewesen, würde ich mich für diesen emotionalen Erfolg freuen, doch war ich gerade nicht in der Fassung mich über irgendwas zu freuen.
,, Vampir? ", hauchte ich fassungslos.

Ein widerspenstiges Schluchzen schlich sich über meine Lippen und ab da, ließ ich meine Verzweiflung raus. Mir liefen Tränen wie aus Eimern über die Wangen und tropfen unausweichlich auf den Boden.

Mein Körper bebte, während ich laut schluchzend meine Beine an mich zog, um meinen Kopf, in meinen Knien zu vergraben. Ich hasste mein Schicksal so abgöttisch.

Es stimmte was ich sagte. Ich würde selbst wenn ich ein Vampir werden würde, Suna immer lieben und zur Seite stehen, doch musste es denn schon so früh in Erfüllung gehen? Musste man mein sowieso schon beschmutztes Leben mit Füßen treten?

Ich hatte niemanden irgendwas zur leide getan und alles was ich zurück bekam war das? Dieses Ereignis hatte mir die Angst ins Herz getragen! Angst vor Vampiren, zu denen ich auch bald gehörten würde.

Ich liebte Suna noch immer! Vom ganzen Herzen, aber ich hatte Angst mir würde wieder einer dieser Vampire etwas zu leide tun und mich belügen. Mein Herz und mein Kopf waren im Zwiespalt und ich mitten drin.

Plötzlich spürte ich eine Berührung an den Schultern und schreckte auf. Suna war vor mir und sah mich besorgt an.
,, Geh weg ", kreischte ich laut und schlug seine Hände von mir.

Ein weiteres Mal versuchte er mir näher zu kommen, doch desto näher er kam, umso weniger Luft zum atmen bekam ich.
,, Fass mich nicht an!", schrie ich ihn an und schupste ihn unkontrolliert von mir weg.

Mit einem lauten Krachen flog er gegen ein Schrank. Keuchend sank Suna auf den Boden und der Schrank lag in Trümmern. Panisch verschnellerte sich mein Atmen und ich sah mit glasigen Augen zu meinen Händen hinunter.

,, I.. ich ", schluchzte ich aus dem Wind. Eigentlich wollte ich mich entschuldigen, doch meine Gedanken waren so zerstreut. Das einzige an was ich gerade denken konnte war, dass ich Suna verletzt hatte, der mir eigentlich helfen wollte.

Den Vampir, den ich liebte hatte ich ohne zu zögern verletzt und das machte mir nur noch mehr Angst. Mittlerweile hatte ich Angst vor mir selbst, als vor den Vampiren.

,,Suna was ist hier los? ", erklang die besorgte Stimme von Sunas Pa, der auch sogleich im Zimmer stand. Entsetzt sah er zu seinen Sohn, der noch immer in den Trümmern des Schrankes saß.

,, Oh mein Gott Schatz. Geht es dir gut?", fragte er seinen Sohn und kniete sich zu ihm hinunter. Ich saß weiterhin weinend in der Zimmerecke und betrachte aus Tränen gefüllten Augen das Geschehen.

,, Mir geht es gut, aber Kairo...", erklärte Suna seinen Pa, doch brachte den Satz nicht zu ende. Stattdessen sah er zu mir und dieser Blick zerriss mein schmerzendes Herz noch viel mehr.

Auch sein Pa sah nun nach mir und in diesem Gesicht war Besorgnis zu erkennen, die zuvor auch Sunas Gesicht heim gesucht hatte. Ich lag armselig, mit bebenden Körper in einer Ecke des Zimmers und weinte mir die Seele aus dem Leib.

,, Was ist passiert? ", fragte Sunas Pa seinen Sohn erschrocken über meinen Zustand.
Suna richtet sich auf, hielt mich jedoch die ganze Zeit im Blick.
,, Er hat bemerkt, dass er zu einem von uns wird", erwiderte Suna auf die Frage.

Sein Pa sah mich bemitleidend an und kam mir näher, doch ich wimmerte auf und drückte mich mehr in die Ecke. Er schien verstanden zu haben, dass ich keinen nahen Körperkontakt wollte und setzte sich stattdessen auf den Boden ein paar Meter weg von mir.

,, Hey, alles wird gut okay?", sprach er mich lieblich an, doch ich schüttelte den Kopf reumütig. Es würde nichts gut sein, wenn mir Suna nicht vergeben würde. Dann nützte mir das ewige Leben auch nichts mehr.

,, I.. ich w.. wollte n.. nicht", schluchzte ich wehleidig und sah dabei Suna an. Sein Pa sah mich sanftmütig an.
,, Sssh ich weiß. Beruhige dich erstmal und dann können wir alles in Ruhe klären. " Mit ruhigen Atemübungen versuchte ich mich, wie er es sagte, zu beruhigen.

Die nächste Generation (Diabolik lovers) bxbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt