Wonderwall

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Mit brodelnder Wut im Bauch fuhr ich über den Motorway auf dem weiten Weg zu mir nach Hause.

Nachdem ich den Tag mit meinen zwei Kindern verbringen durfte, hatte mir meine noch Ehefrau mal eben gesteckt, dass sie, nachdem die Scheidung durch ist, auch das alleinige Sorgerecht für Evie und Henry beantragen wollen würde.

Obwohl ich wusste das unsere Scheidung unmittelbar bevorstand und wir auch nicht gut auseinander gegangen waren, hatte ich niemals erwartet das sie diese Register ziehen würde. Immerhin hatte ich, weil ich ihr nicht auf den Schlips treten wollte, schon nichts gegen ihren Umzug in die alte Heimat gesagt. Auch wenn ich so jedes zweite Wochenende über hundert Kilometer fahren und die Hotelkosten blechen musste. Immerhin hatte sie kein eigenes Auto mit dem sie die Kinder zu mir fahren könnte.

Die Regentropfen fielen so schnell auf die Scheibe wie mein Herz raste, als ich versuchte, mich durch das konzentrieren auf die Musik im Radio, irgendwie zu beruhigen. Ich hatte eben noch schnell Zayn anrufen müssen, um mich zumindest irgendwie in der Lage zu sehen zu fahren. Obwohl dies gut getan hatte reichte dies nicht aus, um die Gedanken und Sorgen, welche mir bei dieser Nachricht durch den Kopf schossen, zu sortieren und rational darüber nachzudenken. Dafür war es auch einfach schon zu spät.

Ich war gerade zwanzig Minuten gefahren als ich, trotz des strömenden Regens, eine Gestalt am Straßenrand erkennen konnte. Der Mann streckte seinen Daumen aus, hatte die Kapuze seiner Regenjacke tief ins Gesicht gezogen und schien lediglich mit einem Rucksack bekleidet zu sein. Hier in England war dies nicht besonders üblich und wahrscheinlich wäre ich an anderen Tagen auch einfach vorbeigefahren - doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir Gesellschaft gut tun könnte. Und Sorge davor, dass er mir etwas antun könnte, hatte ich nicht, denn seine Gestalt wirkte nicht so, als könnte er mich überwältigen.

So kam es auch, dass ich um 22:23 Uhr auf den Busstreifen fuhr und bereits zwei Sekunden später die Beifahrertür aufgerissen wurde. Im nächsten Moment traf ich auf blaue Augen die mich erleichtert anblickten und sofort erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.

"Danke fürs Anhalten. Ich dachte wirklich ich würde womöglich erfrieren und morgen früh total durchgefroren aufgegabelt werden." Mit viel Mühe hatte er sich aus seiner klitschnassen Regenjacke geschält und noch bevor er sie im Fußraum verschwinden lassen konnte, zeigte ich auf die Rückbank.

"Schmeiß einfach hinter, die Sitze halten das schon aus."

Das ließ sich der Mann nicht zwei Mal sagen und auch sein Rucksack landete hinten, bevor ich den Blinker setzte und direkt, nachdem er sich angeschnallt hatte, losfuhr. Gerade berichteten sie im Radio davon, dass der Regen sich zwar in dieser Nacht nicht legen würde, aber zumindest am morgigen Tag mit Sonne zu rechnen war. Da ich jedoch waschechter Engländer war, glaubte ich dieser Vorhersage kein Wort und seufzte nur einmal, bevor neben mir wieder das Wort ergriffen wurde.

"Ich bin übrigens Louis."

"Harry", gab ich zurück, beließ meinen Blick jedoch auf der Straße, wo der Regen sich so langsam in den Spurrillen sammelte. "Wo musst du eigentlich hin?"

"Nach Doncaster." Nun wandte ich mich doch mit geschocktem Blick zu ihm und er lachte verlegen, bevor er direkt abwinkte. "Aber du kannst mich einfach da rauslassen wo es dir am Besten passt. Also.. ich hätte nichts gegen eine Unterkunft die ich mir leisten kann oder jemanden der direkt weiter in die Richtung fährt aber.. ja."

Ich überlegte kurz und schaltete dafür einen Moment ab. Immerhin war ich die Strecke mittlerweile so häufig gefahren, dass ich glaubte einschätzen zu können, wo ein guter Ort für ihn wäre. Nur war es mittlerweile wirklich spät und ich wüsste nicht Recht, wie er irgendwo sicher ankommen sollte, wenn ich ihn einfach bei der, mir bestmöglichen Stelle, rausschmeißen würde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 16, 2023 ⏰

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