Kapitel 12: Schachmatt

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Kapitel 12: Schachmatt

Mit grauem Gesicht kehrte Kim zu dem Tisch zurück, den er für sein Telefonat verlassen hatte. Porchay bemerkte seinen Blick und runzelte die Stirn.

,,Ist alles in Ordnung?! Du siehst gar nicht gut aus. Wer war am Apparat?"

Kim atmete aus und versuchte, seine innere Anspannung ein wenig zu lockern. Es funktionierte nicht wirklich. Die Stimme seines Vaters hatte wie immer geklungen, ruhig und gütig - perfekt aufgesetzt.

,,Kim, wie schön, das ich dich erreiche.", hatte er gesagt, ,,Ich möchte, dass deine Brüder und du jetzt zum Abendessen vorbeikommen."

Das war eine Anweisung gewesen, keine Frage. Dennoch hatte er entgegnet: ,,Das geht nicht, ich habe gerade einen Termin."

,,Du meinst dein kleines Treffen mit Porsches Bruder. Das, was ich dir und deinen Brüdern zu sagen habe, ist definitiv wichtiger als das."

Kims Hand ballte sich zur Faust, als er daran dachte, dass sein Vater ihn offensichtlich beschatten ließ. Aber er hatte eingewilligt zu kommen, gerade damit Chay sicher war. Eine Hand griff nach seiner und drückte sie. Sein Blick wanderte zu seinem Freund, der ihn sanft ansah.

,,Kim, was ist los. Rede mit mir."

,,Puppy...ich muss weg. Es tut mir wirklich leid, aber es geht nicht anders. Ich verspreche dir, dass wir das nachholen werden, aber ich..."

,,Hey, schon okay, ja?! Wenn du gehen musst, musst du gehen. Ich komme schon zurecht, mach' dir da keine Sorgen."

Obwohl Porchay lächelte, sah er die Enttäuschung in seinen Augen. Er hatte das Bedürfnis, seiner Wut Ausdruck zu verleihen, allerdings konnte er das hier schlecht tun. Er führte Chays Hand zu seinem Mund und drückte einen Kuss auf seinen Handrücken. ,,Ich mache es wieder gut, versprochen. Diesmal wirklich."

Dann nahm er seine Jacke vom Stuhl und drückte seinem Gegenüber noch einen letzten Kuss auf die Stirn, bevor er das Café verließ. Innerlich schäumte er weiterhin vor Wut.

Als Kim am Sitz der Hauptfamilie ankam, stand Khun vor der Tür und wartete auf ihn. Als er aus dem Auto stieg, machte der Ältere einen Satz und schlang seine langen Arme um ihn.

,,Endlich bist du da, Brüderchen. Ich wollte auf gar keinen Fall alleine da rein gehen."

,,Ist Kinn noch nicht da?!", wollte der Schwarzhaarige irritiert wissen.

,,Doch, aber mit dem ist momentan nicht gut Kirschen essen. Porsche ignoriert ihn wohl und das bekommt ihm gar nicht. Außerdem ist er doch eh viel zu sehr der Ansicht, dass Papa das Richtige tut. Und solange das der Fall ist, sind Hopfen und Malz bei ihm verloren."

Das waren ja ganz neue Töne. Kim hatte immer geglaubt, dass seine beiden Brüder ihren Vater förmlich vergötterten und dessen Entscheidungen nie hinterfragten. Er war sich auch fast sicher, dass Kinn nichts darüber wusste, was Korn mit seinem jüngeren Bruder angestellt hatte, um ihn in die Rolle des Dolches der Hauptfamilie zu drücken. Khun hatte zumindest eine Ahnung davon, weswegen er damals auch keine Widerworte gehabt hatte, als Kim seinen eigenen Weg gegangen war.

,,Hey, Brüderchen!"

Eine Hand mit perfekt manikürten Fingernägeln schnippte vor seinem Gesicht herum und brachte ihn in die Gegenwart zurück. Eine Hand mit perfekt manikürten Fingernägeln schnippte vor seinem Gesicht herum und brachte ihn in die Gegenwart zurück.

,,Alles okay?!", erkundigte sich Khun und er nickte langsam, woraufhin sein älterer Bruder sich sinnierend die Hand unter das Kinn legte und ihn musterte.

,,Also bei dir und deinem Kleinen ist alles wieder in bester Ordnung, ja?!"

Er konnte es nicht verhindern, dass ein Lächeln über seine Gesichtszüge glitt.

,,Er war nicht sonderlich begeistert, dass wir unser Date abbrechen mussten, aber ja, ich denke schon."

Khun fiel alles aus dem Gesicht. ,,Du hattest gerade ein Date mit Porchay und bist trotzdem hier? Wie kannst du…"

In diesem Moment trat der neue Bodyguard ihres Vaters aus dem Haus. Es war ein grobschlächtiger Mann mit harten Gesichtszügen.

,,Mr. Kimhan, Mr. Tankhun, Ihr Vater erwartet Sie."

Sofort sackten Khuns Schultern nach unten. ,,Wir kommen."

Sie folgten dem Mann ins Haus.Sie folgten dem Mann ins Haus. Wieder einmal fragte sich Kim, wie seine Brüder es hier aushielten. Der ganze Ort strahlte eine so starke Kälte aus, dass selbst er sich am liebsten wieder umgedreht und das Haus verlassen hätte. Auch die Anzahl der Bodyguards hatte zugenommen. Allein vor der Tür zu den Räumen ihres Vaters standen vier Männer. Einer von ihnen öffnete die Tür und sie traten ein. Der Geruch von Essen wehte ihnen entgegen. Korn saß an einem kleinen Tisch auf seiner Terrasse, Kinn links von ihm. Sein älterer Bruder sah schlecht aus, als hätte er tagelang nicht geschlafen. Korn machte eine einladende Geste.

,,Bitte, setzt euch doch."

Wortlos kam Khun der Bitte nach. Kim konnte sehen, dass sein Bruder Angst hatte. Er dachte gar nicht daran, sich ebenfalls einschüchtern zu lassen und verschränkte die Arme.

,,Was willst du?"

,,Zuerst einmal, dass du dich setzt, mein Sohn.", antwortete Korn gönnerhaft, ,,Wir haben viel zu besprechen und das Essen wird noch kalt."

Widerwillig setzte der Schwarzhaarige sich. Sein Vater nickte zufrieden und schnippte mit den Fingern. Auf dieses Zeichen hin rollte einer der Köche einen Wagen mit mehreren Tabletts hinein. Diese stellte er auf den Tisch, verbeugte sich und verschwand wieder. Korn nahm sein Besteck zur Hand und nickte.

,,Lasst uns essen, meine Söhne.“

Khun begann sofort, sich wie eine mechanische Puppe Essen auf den Teller zu laden. Auch Kinn nahm sich etwas, allerdings sah er nicht wirklich aus, als hätte er Hunger. Genauso wenig wie Kim. Dieser rührte das Essen nicht an, sondern fixierte seinen Vater weiterhin.

,,Ich habe keine Lust, hier heile Familie zu spielen, also sag‘ jetzt schon, was Sache ist.“

Korn sah nicht sonderlich begeistert aus, legte aber sein Besteck beiseite und faltete die Hände zusammen. Dann sah er sinierend in die Ferne.

,,Ich bin schon sehr lange das Oberhaupt der Familie. Angefangen habe ich, als ich ungefähr so alt war wie du, Kim. Es war oft ein sehr hartes Leben, aber ich möchte die Erfahrungen, die ich gemacht habe, auch nicht missen."

Kim fragte sich, worauf zum Teufel sein Vater hinaus wollte. Dieser fuhrt fort: ,,Und nun ist die Zeit gekommen, wo ich zurücktrete, um der jungen Generation Vortritt zu gewähren."

Stille kehrte am Tisch ein. Dann platzte es wie ein Kanonenschlag aus Khun heraus: ,,Wie biitteee?"
























Dors mon ange - KimChay (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt