Kapitel 14: Eiskalt

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Kapitel 14: Eiskalt

Porchay

Als Chay bei dem Haus der Nebenfamilie ankam, runzelte er die Stirn. Vor dem Haus standen mehrere Wagen. Er erkannte den bronzenen Sportwagen von Kinn sowie den überdimensionierten Mercedes, indem sich Tankhun herumfahren ließ. Als er auf den Haupteingang zuging, konnte er schon laute, wütende Stimmen hören. Eine davon gehörte definitiv Porsche, die andere könnte Kinn gehören. Das hörte sich ja alles andere als gut an. Der Schwarzhaarige betrat das Haus und folgte den Stimmen, die eindeutig aus dem Besprechungsraum kamen. Es kristallisierte sich immer weiter heraus, dass Kinn und Porsche miteinander stritten. Und zwar richtig heftig. Als er gerade die kleine Treppe hinaufsteigen wollte, wurde er plötzlich am Arm zurückgehalten.

,,Warte, Mini - P."

Neben ihm stand Tankhun, einen sehr genervten Gesichtsausdruck im Gesicht. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der lauten Stimmen.

,,Die zerfetzen sich gleich gegenseitig. Wenn ich du wäre, würde ich da jetzt nicht reingehen."

Chay nickte und sah sich unauffällig um, bevor er fragte: ,,Aber wenn Kinn und du hier seid - ist denn dann Kim?"

Khun stieß ihn leicht an und grinste. ,,Gleich wieder an den Liebsten denken, nicht wahr?! Kimmy ist in sein Studio gefahren. Nachdem, was uns Papa offenbart hat, wollte er erstmal einen Moment für sich haben."

,,Was hat Korn den gewollt?", wollte Chay wissen, worauf Khun den Kopf schüttelte und einen Finger hob.

,,Vielleicht solltest du mit Kimmy darüber sprechen. Er kann jetzt bestimmt eine tröstende Schulter gebrauchen."

,,Und was wirst du tun?"

Khun machte eine Kopfbewegung in Richtung der wütenden Stimmen aus dem Besprechungsraum und seufzte theatralisch.

,,Ich harre der Dinge, die da kommen mögen. Keine Sorge, ich halte dich auf dem Laufenden, falls es dein Brüderchen nicht tut."

,,Danke, Khun.", sagte Chay ehrlich dankbar, ,,Dann mache ich mich auf den Weg."

Mit großen Schritten ging er wieder den Weg zurück, den er gekommen war und überlegte dann, wie er eigentlich zu dem Studio kommen sollte. Dann schlug er sich gegen die Stirn. Wozu war er denn der kleine Bruder des Oberhauptes der Nebenfamilie?! Er ging auf einen der Bodyguards zu und versuchte, sich groß zu machen.

,,Ähm, ähm…ich hätte gerne einen Wagen."

Der Mann ihm gegenüber straffte sich sofort und nickte.

,,Natürlich, Mr. Porchay. Soll es ein bestimmter Wagen sein oder genügt ein einfacher SUV?!"

,,Ein SUV reicht. Aber in den nächsten Minuten wäre es gut."

,,Wie Sie wünschen."

Der Bodyguard sprach kurz in seinen Pieper im Ohr und nur wenige Minuten später fuhr ein großer Geländewagen vor das Tor. Chay hatte eigentlich etwas Dezenteres erwartet, aber er wollte jetzt auch nicht noch einen Wagen rufen.

Mit den Worten ,,Vielen Dank!" stieg er hinten in das Fahrzeug ein. Zu seiner Überraschung war es der gleiche Fahrer, der ihn auch zu Kims Appartement gefahren hatte. Der Mann lächelte ihm kurz durch den Rückspiegel zu.

,,Wohin soll es diesmal gehen, Mr. Porchay?"

Er nannte die Adresse von Kims Tonstudio und der Fahrer nickte, bevor er losfuhr. Chay sah aus dem Fenster. Er fragte sich, was ihn wohl diesmal erwartete.

Kim

Normalerweise half es Kim immer, sich mit Musik zu beschäftigen. Sei es, dass er Musik hörte oder etwas komponierte, Texte schrieb oder einfach so mit Gitarre oder Klavier Musik machte. Doch gerade heute, wo seine Gedanken in seinem Kopf rasten, wollte ihm das nicht so recht gelingen. Er saß in seinem geliebten Studio am Klavier und seine Finger glitten unablässig über die Tasten. Die Melodie, die er dem Instrument entlockte, war nichts Halbes und nichts Ganzes. Und gerade diese Tatsache frustrierte ihn immer mehr. Als dann auch noch der nächste Ton schief war, ließ er mit einem wütenden Zischen alle zehn Finger gleichzeitig auf die Tasten fallen.

,,Was hat das Klavier dir denn getan?"

Er zuckte zusammen und drehte den Kopf. Im Türrahmen stand mit verschränkten Armen Porchay und beobachtete ihn. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.

,,Chay! Ich habe gar nicht gehört, dass du reingekommen bist."

Er kam auf ihn zu und setzte sich dann neben ihn auf den Klavierhocker. ,,Ist ja auch kein Wunder, wenn du so auf die Tasten einhämmerst. Willst du darüber reden, was passiert ist?!"

Kim biss sich auf die Unterlippe. Er konnte und wollte Chay nicht damit reinziehen, das hatte er seinem Vater auch klipp und klar gesagt.

,,Ich weiß nicht, Puppy…"

Eine Hand legte sich auf seine und er zuckte zusammen. Dann schoben sich Finger in seine und braune Augen sahen ihn eindringlich an.

,,Wir hatten uns versprochen, dass es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gibt. Und so, wie sich mein Bruder und Kinn gerade im Haus der Nebenfamilie streiten, glaube ich, dass es mit mir zu tun hat. Khun hat auch schon sowas angedeutet."

Er hatte Recht, das wusste Kim ganz genau. Er seufzte und lehnte seinen Kopf leicht gegen den von Chay.

,,Es ist kein schönes Thema. Und ich habe deutlich gesagt, dass ich dich nicht involviert haben will."

,,In was denn bloß?", wollte der Jüngere wissen. Der Schwarzhaarige ahnte, dass Porchay nicht locker lassen würde. Also holte er tief Luft.

,,Mein Vater will in den Ruhestand gehen."

Chay sah ihn überrascht und mit gerunzelter Stirn an. ,,Mr. Korn will in den Ruhestand gehen? Dann wird Kinn Oberhaupt oder nicht?! Verzeih mir, Kim, falls ich das falsch verstehe - aber ist das nicht eigentlich gut?!"

Er seufzte. ,,Ich weiß. Auf den ersten Anschein wirkt das wirklich gut. Wenn Kinn Oberhaupt wäre, würde das Einiges leichter machen und wir hätten nicht die Sorge, dass mein Vater irgendwelche dubiosen Geschäfte hinter unserem Rücken abwickelt."

,,Wo liegt dann das Problem?"

Chay malte inzwischen Kreise in seine Handinnenfläche, was ihn doch ziemlich ablenkte. Er schüttelte mit dem Kopf, um wieder klar denken zu können.

,,Chay…mein Vater möchte vor seinem Abtritt einen letzten Coup machen - und diejenigen, die dabei die Hauptpersonen sein sollen, sind du und ich!"

Für einen Moment sah sein Freund ihn an, so als brauchte er einen Moment, um seine Worte zu verstehen. Dann platzte es aus ihm heraus: ,,Wie bitte? Was? Ich soll mitmachen? Bei irgendeinem Verbrechen? Mit dir?"

Kim griff nach seinen Händen und hielt sie ganz fest.

,,Beruhige dich, Puppy. Deswegen habe ich gesagt, dass ich dich nicht involviert haben will. Das ist viel zu gefährlich, egal, ob der Abtritt meines Vaters uns Vorteile bringen würde."

Porchay atmete kurz durch, dann fragte er: ,,Was…was müssten wir denn dafür tun?"

Dors mon ange - KimChay (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt