Kapitel 5: I can't help myself

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Kapitel 5: I can't help myself

Kim lief den langen Gang entlang. Hinter ihm schlug die Tür mit einem lauten Krachen zu und er glaubte, noch ein Kichern gehört zu haben. Was immer sein Bruder jetzt mit Porsche anstellte, er wollte es gar nicht wissen. Er musste es jetzt nur noch zurück zu seinem Auto schaffen, dann konnte er endlich Zuhause daran feilen, was er das nächste Mal zu Chay sagen würde....da drangen Geräusche an sein Ohr, Geräusche, die er schon einmal gehört hatte - Wimmern und Schluchzen, das verzweifelt und ängstlich klang. Er blieb stehen und sah auf die Tür, hinter der er Chay vermutete. Chay, der heute so schlecht ausgesehen hatte, Chay, dessen Lächeln nicht seine Augen erreicht hatte, Chay, der anscheinend schon wieder von Albträumen geplagt wurde.
Ehe er sich versah, war er an der Tür, öffnete sie und schlüpfte hinein. Das Zimmer war dunkel, doch auf dem Nachttisch stand ein kleines Nachtlicht in Form eines Teddybären. Kim kannte dieses Licht, es hatte in Chays altem Zimmer auf einem Regal gestanden. Sonst war der Raum kahl, dicke Vorhänge schlossen das Licht der Straßenlaternen aus. Auf Zehenspitzen schlich er zu dem Bett hinüber. Darin lag Chay, sein ganzer Körper bebte, die Decke hatte er weggestrampelt. In dem warmen Licht des Bären konnte Kim sehen, dass Schweißperlen auf der Stirn des jungen Mannes standen und sein Mund gequält verzerrt war. Während er sich noch fragte, was er nun tun sollte, stieß Chay ein Wort aus, heiser und flehend: ,,Kim..."
Der Schwarzhaarige zuckte zusammen und spürte, wie seine Hand sich zu einer Faust ballte. Also hatte Niran recht gehabt.

,,Kim...Kim..." Porchay stieß einen schluchzenden Laut aus. Was sollte er bloß tun? Vielleicht...wie im Zwang stieg Kim aus seinen Schuhen, dann zog er zuerst vorsichtig die Decke über Chay, bevor er sich mit angehaltenem Atem neben ihn legte. In Zeitlupe zog er ihn so zu sich herüber, das Chays Gesicht fast auf seiner Brust lag.

,,Ist ja gut, Puppy. Ich bin hier.", murmelte er und hoffte, ihn nicht zu wecken. So hatte es eigentlich nicht laufen sollen, das war eine Kurzschlussreation gewesen. Fast nicht hörbar begann er Why don't you stay zu summen und zuckte wieder zusammen, als Chay plötzlich mit beiden Händen in den Stoff seines Hemdes griff, jedoch nicht aufwachte. Sein Atem wurde ruhiger, also schien der Körperkontakt ihm zu helfen. Kim wusste, dass das hier eine fruchtbare Entscheidung gewesen war und das er sich noch überlegen musste, wie er später ungesehen wieder aus dem Zimmer kam, aber das konnte er sich ja später noch überlegen.

Porchay

Chay wusste nicht, was es war, dass ihn aufwachen ließ. Aber er wusste, dass irgendetwas anders war als sonst. Zum Einen fühlte er sich nicht halb so gerädert wie sonst, wenn er aufwachte, zum Anderen fühlte sich auch sein Kissen ganz anders an als sonst. Prüfend fuhr er über den Stoff und seine Finger fanden...einen Knopf?! Er registrierte in diesem Moment, dass sich der Stoff leicht hob ein senkte und brauchte kurz, um zu begreifen, dass da jemand atmete. In Zeitlupentempo hob er den Kopf und sah in zwei Augen, die dunkler waren als die schwärzeste Nacht - zwei Augen, die er nur allzugut kannte. Das Blut in seinen Adern gefror zu Eis.
,,Kim?!", flüsterte er ungläubig und versuchte zu verstehen, was zum Teufel hier los war. Der Körper neben ihm spannte sich an, dann konnte er ein gehauchtes ,,Shit!" hören und nur Sekunden später war er allein im Bett, während die Tür zuschlug. Er blinzelte, dann handelte er blitzschnell. Was auch immer hier gespielt wurde, Kim rannte davon, wieder - und das würde er nicht zulassen. Er versuchte, ebenfalls schnell aus dem Bett zu kommen, verhedderte sich prompt in der Decke und knallte unsanft auf den Boden. Mit einem leisen Schmerzenslaut kam er auf die Füße und stürmte aus dem Zimmer. Er konnte schnelle Schritte hören, die sich Richtung Ausgang entfernten. Der Schwarzhaarige stürzte hinterher.

,,Kim! Warte! Jetzt warte doch!"

Doch der Andere schien nicht im Traum daran zu denken, stehen zu bleiben. Doch so einfach würde er sich diesmal nicht abschütteln lassen. Chay spürte, wie Wut in ihm hochkochte, eine Wut, die aus Schmerz und Enttäuschung geboren worden war. Er erreichte gerade den Ausgang des Sitzes der Nebenfamilie, als mit quietschenden Reifen ein Auto an ihm vorbeischoss. Sofort winkte er den Bodyguard, der die Tür bewachte, zu sich heran.

,,War das  Mr. Kimhan?!"

Der verblüffte Mann nickte. Porchay sagte in einem Ton, den er selbst noch nie von sich gehört hatte: ,,Ich brauche einen Wagen mit Fahrer. Und zwar jetzt."

,,Sofort, Mr. Porchay, Sir."

Der Bodyguard sprach etwas in seinen Ohrstecker und nur einen Augenblick später hielt ein Wagen direkt vor Chay. Mit einem kurzen Nicken in Richtung des Mannes stieg er ein.

,,Wohin, Sir?!", fragte der Fahrer freundlich.

,,Folgen Sie dem Wagen, der gerade das Grundstück verlässt."

Der Fahrer stellte keine Fragen, sondern gab Gas. ,,Natürlich, Sir."

Porchay wurde in den weichen Ledersitz gedrückt, als der Wagen beschleunigte. Die Wut in seinem Bauch heulte auf. Wie konnte Kim es wagen?! Nach alldem, was er ihm angetan hatte, tauchte er in seinem Zimmer, in seinem Bett auf und wollte wieder ohne Erklärung verschwinden. Nicht mit ihm. Er würde ihn jetzt zur Rede stellen, ein für allemal.

Kinn

Im Sitz der Nebenfamilie war wieder Ruhe eingekehrt. In einem der Zimmer lagen eng aneinander geschmiegt Porsche und Kinn. Letzterer hatte die Augen geöffnet und sah an die Decke. Er war davon wach geworden, dass Schritte durch die Gänge gehallt waren, gefolgt von Rufen. Ein kurzer Blick auf die Uhr hatte ihm verraten, dass es vier Uhr morgens war. Die Stimme hatte Porchay gehört und er hatte eindeutig nach Kim gerufen. Kinn fragte sich, was genau zwischen Porsches kleinem Bruder und seinem vorgefallen war. Und ob Porsche davon wusste. Er vermutete, dass die Antwort auf seine Frage nein lautete. Aber Tankhun wusste irgendetwas. Da war er sich sicher.
In diesem Moment bewegte sich Porsche und murmelte: ,,Ist etwa schon morgen, Liebster?!"

Kinn drückte einen Kuss auf den Scheitel seines Freundes und schlang die Arme um ihn. ,,Nein, es ist noch Zeit."

Porsche stieß einen Seufzer aus und kuschelte sich an seine Brust. ,,Dann bin ich froh."

Der Schwarzhaarige lehnte seinen Kopf gegen den des Anderen. Nach seinem Meeting musste er unbedingt mit Khun sprechen.

Porchay

Der Fahrer des Wagens, indem Chay saß, hatte keinerlei Probleme, Kims Auto zu folgen. Dieser fuhr auf dem direkten Weg zu seinem Appartement , Chay hätte es sich ja denken können. Vor dem Komplex angekommen stieg er gerade aus dem Auto, als Chays Wagen hinter ihm hielt. Ohne auch nur einen Blick auf den Angekommenen zu richten, bewegte er sich auf die Tür zu. Chay sprang förmlich aus dem Wagen.

,,Kim!"

Er wollte ihm nach, blieb aber an dem Bordstein hängen und schlug der Länge nach hin. Dabei schürfte er sich beide Handflächen auf und auch seine Knie fühlten sich an, als wären sie in Mitleidenschaft gezogen worden.

,,Autsch, verdammt!"

Er betrachtete seine blutenden Handflächen, als ein Schatten auf ihn fiel.

,,Geht's dir gut?!"

Kims Stimme klang wie immer, jedoch glaubte er, etwas wie Besorgnis herauszuhören. Porchay sah zu ihm hoch und seine Wut flammte auf, als er in diese unlesbaren Augen sah.

,,Seh ich so aus?!"

Langsam schüttelte der Schwarzhaarige mit dem Kopf. Dann fragte er: ,,Hast du das Video gesehen?!"

Es verschlug ihm fast die Sprache. ,,Ist das gerade dein Ernst?! Ich finde dich in meinem Bett, du haust ab, ich folge dir und das Einzige, was dir einfällt, ist, ob ich das verdammte Video gesehen habe?!"

Kim schwieg für einen Moment und schien etwas zu überlegen, dann sagte er: ,,Komm mit nach oben, wir müssen deine Hände versorgen, Puppy."

Da war er wieder, dieser Spitzname. So hatte er ihn auch genannt, als er noch gedacht hatte, sie wären ein Paar. Doch etwas in Chay hielt ihn davon ab, etwas zu sagen. Vielleicht lag es an der Wut, die weiter in ihm schwelte.

,,Wenn ich jetzt mit dir nach oben gehe, Kim...will ich, dass wir endlich reden. Hast du mich verstanden?!

Er sah Kim schlucken, doch dann nickte er zu seiner Überraschung.

Dors mon ange - KimChay (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt