Kapitel 13: Blood by blood

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Kapitel 13: Blood by blood

Porchay

Nachdem Kim das Café verlassen hatte, saß Chay einfach erstmal einen Moment da. Das Lächeln, dass er Kim zuliebe aufgesetzt hatte, verschwand langsam aus seinem Gesicht. Warum konnte nicht mal eine Sache gut laufen?
Er war den gesamten Tag kribbelig gewesen, hatte extra das Café rausgesucht, das ihm gut gefiel und das in den Abendstunden geöffnet hatte. Er hatte die Irritation in Kims Augen gesehen, als sie es betreten hatten, aber gesagt hatte er nichts. Porchay hatte sich den gesamten Abend ausgemalt und wenn er ganz ehrlich war, hatte er gehofft, dass...peinlich berührt vergrub er den Kopf in den Händen. Es war schon fast kindisch, aber er hatte darauf gepokert, dass...Kim und er sich vielleicht küssen würden. Er hatte immer fantasiert, wie es wohl war, seinen Freund zu küssen, aber auch diesmal war es nur ein Kuss auf die Hand gewesen und weiter nichts.
Und jetzt dieser Anruf. An Kims Körperhaltung hatte er gesehen, dass es kein erfreulicher gewesen war. Erst hatte er etwas mit der Musik getippt, aber es musste etwas anderes sein. Vielleicht irgendwas mit der Familie? Das war möglich. Er hatte am Rand mitbekommen, dass Korn nicht der liebevolle, loyale Vater war, der er zu sein vorgab. Es war möglich, dass er Kim zu sich beordert hatte. Chay zog seinen Bubbletea zu sich heran und nahm einen kleinen Schluck. Die Sandwiches hatte er noch nicht angerührt, ehrlich gesagt war ihm der Hunger auch ziemlich vergangen. Er warf einen Blick auf sein Smartphone. Vielleicht sollte er Porsche schreiben, um ihn zu fragen, ob er etwas über die ganze Sache wusste. Immerhin konnte Kinn auch zu Korn gerufen worden sein. Auf der anderen Seite hatte seines Wissens sein Bruder momentan keinen Kontakt zu seinem Freund. Porsche hatte es >>Erziehungsmaßnahme<< genannt, aber Chay fand, dass das ganz schön hart war. Immerhin liebten sich die Beiden seines Wissens nach. Plötzlich wurde der Stuhl ihm gegenüber vorgezogen und jemand nahm Platz. Irritiert hob er den Blick und erstarrte. An seinem Tisch saß mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck Vegas. Auch wenn die Ereignisse seiner Entführung sehr verschwommen waren, konnte er sich an das Gesicht von Kims Cousin sehr gut erinnern. Die scharfen Gesichtszüge, das siegessichere, selbstbewusste Lächeln, der Ausdruck in den Augen, der nicht so recht dazu passen wollte - irgendwie verloren.
Porsche hatte ihm erzählt, dass Vegas und sein Bruder Macau sich nach dem Angriff auf die Hauptfamilie rehabilitiert hatten - Vegas war während des Kampfes auch sehr schwer verletzt worden. Das konnte man jetzt auch noch sehen. Sein Arm steckte in einer Schlinge und feine Narben zeichneten sich auf seinem vorher makellosen Gesicht ab. Wie automatisch rückte Chay mit seinem Stuhl nach hinten, während er überlegte, was er jetzt tun sollte. Vegas' dunkle Augen folgten ihm, dann griff er nach Kims unangerührten Getränk und nahm einen Schluck. Dann verzog er das Gesicht.

,,Ich muss sagen, der ist aber mal gar nicht lecker. Mein Cousin hat wirklich einen schlechten Geschmack."

Sein Mund zeigte den Hauch eines Lächelns. ,,Und wie es aussieht, scheint er dir abhanden gekommen zu sein, mein lieber  Porchay, nicht wahr?!"

Endlich fand Chay seine Stimme wieder und aus ihm platzte heraus: ,,Was willst du von mir?"

Wieder dieses halbe Lächeln. ,,Eigentlich nichts Genaues. Aber ich bin gekommen, um zu sehen, ob es schon passiert ist."

,,Was passiert?", wollte der Schwarzhaarige wissen.

,,Na ja, man munkelt in gewissen Kreisen, das bei der Hauptfamilie demnächst ein Machtwechsel bevorsteht. Und da du ja an der Quelle der Informationen sitzt, lieber Porchay, dachte ich, du und ich halten ein kleines Pläuschchen."

Ein Machtwechsel…was meinte Vegas damit? Weder Porsche noch Kim hatten irgendetwas in der Richtung gesagt. Außerdem war es noch gar nicht lange her, dass Porsche den Platz des Oberhauptes der Nebenfamilie eingenommen hatte, nachdem…Er schluckte. Vegas schien seine Gedanken zu lesen, denn er legte leicht den Kopf schräg.

,,Du denkst, ich hätte Intentionen, die Hauptfamilie zu stürzen, nachdem mein Vater durch Korns Hand gestorben ist, nicht wahr?!"

Chay schwieg. Sein Gegenüber griff über den Tisch und zog seinen Teller zu sich heran. ,,Da brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Mein Vater war ein Schwein, das Macau und mich misshandelt hat. Es ist gut, dass er tot ist."

Mit diesen Worten biss er einfach so in Chays Sandwich, kaute und schloss genießerisch die Augen.

,,Das ist wirklich lecker."

Anscheinend ging von seinem Gegenüber keine Bedrohung aus, als wurde der Schwarzhaarige langsam mutiger. ,,Aber wenn du es nicht bist, wer übernimmt dann die Macht bei der Hauptfamilie?"

Vegas musterte ihn ungefähr so, als würde er ein seltenes Ausstellungsstück im Museum betrachten. Als er dann den Mund öffnete, um etwas zu sagen, ging plötzlich die Tür zum Café auf und eine abgehetzt klingende Stimme rief erleichtert: ,,Gott sei Dank, Vegas, da bist du ja."

Innerhalb eines Augenblicks stand Pete, Porsches ehemaliger Kollege und guter Freund, neben ihrem Tisch. Seine sonst so ordentlichen Haare waren zerzaust und er sah aus, als hätte er eine Runde Sport hinter sich. Dann stemmte er die Hände in die Hüften und sah Vegas empört an.

,,Du kannst doch nicht einfach abhauen, ohne mir Bescheid zu sagen, wohin du gehst."

,,Ich habe dir einen Zettel geschrieben und auf das Kissen gelegt.", antwortete Vegas ohne eine Spur von Reue und biss wieder von dem Sandwich ab. Pete sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.

,,Einen Zettel?!", echote er und zog tatsächlich einen zerknüllten Zettel aus seiner Hosentasche. Dann räusperte er sich und las den Inhalt laut vor: ,,>>Hey Pete,
Bin nach draußen gegangen. V.<< Ist das wirklich dein Ernst?!"

Porchay sah mit einer Mischung aus Faszination und Unbehagen zwischen den beiden hin und her. Sein Bruder hatte ihm erzählt, dass Pete seinen Job bei der Hauptfamilie gekündigt hatte, weil er sich aus irgendeinem Grund in Vegas verliebt hatte, aber das live zu erleben, war schon etwas anderes. Jetzt griff Vegas nach Petes Hand und setzte einen bittenden Blick auf.

,,Ich hab' nicht drüber nachgedacht, dass du dir Sorgen machst. Und mir war einfach langweilig, also habe ich gedacht, ich mache einen Spaziergang. Und da bin ich rein zufällig über Porchay gestolpert. Aber wenn du möchtest, gehen wir jetzt wieder."

Jetzt war es Pete, der peinlich berührt aussah und dann eine entschuldigende Geste in Richtung Chay.

,,Tut mir leid, dass er Sie überfallen hat, Mr. Porchay."

Chay schüttelte sich. ,,Bitte, nenn mich einfach nur Chay. Und es hat mich nicht gestört."

Pete sah tatsächlich erleichtert aus, dann zog er Vegas vorsichtig, aber bestimmend hoch. ,,Dann gehen wir jetzt. Bis bald, Chay. Grüß Porsche."

Vegas setzte hinterher: ,,Denk an meine Worte, Porchay. Die Hauptfamilie ist im Umbruch." Dann zog ihn Pete hinter sich her aus dem Café. Chay sah ihnen nach und nagte an seiner Unterlippe. Er hatte heute Einiges erfahren und doch irgendwie nichts. Besser, er machte, dass er nach Hause kam. Vielleicht wusste Porsche ja etwas und würde ihm zur Abwechslung mal was erzählen.































































Dors mon ange - KimChay (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt