Kapitel 19: Autosuggestion

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Kapitel 19: Autosuggestion

Tankhun

Kaum hatte Khun das Handy wieder vom Ohr genommen, da wurde er auch schon gepackt und förmlich durchgeschüttelt. Irgendwie schaffte er es, die Augen zu verdrehen. So sehr er Porsche auch mochte, dessen Gefühlsausbrüche waren schon anstrengend.

,,Kannst du mir jetzt bitte sagen, was hier los ist und warum gerade alles den Bach runter geht? Ich muss schnellstmöglich zu Chay!"

Der Braunhaarige rieb sich die Schläfen und seufzte.

,,Porsche, hol Luft und gib mir die Möglichkeit zu reden."

Der Schwarzhaarige sah nicht sonderlich begeistert aus, aber er schloss den Mund wieder. Diese Stille nutzte Khun sofort, um zu einer Erklärung anzusetzen: ,,Wie viel hat Kinn dir über Kim erzählt?"

,,Ich glaube nicht, dass wir soviel Zeit gerade haben.", entgegnete Porsche zweifelnd, doch der Braunhaarige wedelte unwirsch mit der Hand, bevor er fortfuhr: ,,Beantwortete einfach meine Frage."

,,Von mir aus...nicht viel tatsächlich. Kim hat die Familie verlassen, kaum dass er 18 war und hat mit Musik angefangen. Mehr weiß ich tatsächlich nicht..."

,,Das habe ich mir fast gedacht. Nun, Kim ist vielmehr geflohen als dass er die Familie verlassen hat. Das lag daran, dass Papa sich in den Kopf gesetzt hatte, dass er ein Backup für den Fall brauchte, wenn Kinn sich nicht so entwickelte, wie er es für ihn vorgesehen hatte. Und das Backup war Kim, der sich nach dem Tod unserer Mutter nach Zuneigung sehnte. Papa nutzte dies aus und bildete Kim nach seinen Vorstellungen zum Killer aus - inklusive Autosuggestion. Er nannte Kim seinen Dolch und tja...nutzte diese Formulierung, um die Autosuggestion zu aktivieren. Kim hat viele schlimme Aufträge für ihn erledigen müssen. Also hat er sich abgesetzt, sobald er volljährig war. Aber ehrlich gesagt glaube ich trotzdem, dass er weiter für Papa arbeiten musste. Ich dachte allerdings, dass er zumindest die Autosuggestion losgeworden ist."

Sein Gegenüber hatte stumm zugehört und ballte nun die Fäuste. ,,Und Kinn hat Korn immer noch in Schutz genommen.", fauchte er, ,,Wenn ich den in die Finger bekomme, ich schwöre dir..."

Khun nickte. ,,Ich weiß, was du meinst, ich hätte auch nicht gedacht, dass Papa wirklich zu sowas fähig wäre."

,,Und was machen wir nun?", wollte Porsche wissen, ,,Wie kriegen wir Kim da wieder raus?"

Khun biss sich auf die Unterlippe und sagte dann betreten: ,,Wenn ich das nur wüsste. Erstmal ist wichtig, dass wir Mini - P da rausbekommen. Phayu und Prapai sind schon unterwegs. Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles irgendwie werden."

An Porsches Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass der Andere alles andere als begeistert war. Aber daran konnte er jetzt erstmal nichts ändern. Mit einem Kloß in der Kehle sah er wieder auf den Bildschirm, auf dem man Kim weiter wüten sah. Es musste etwas passieren und zwar schnell.

Porchay

Für Chay fühlte sich alles so an, als wäre er in einem falschen Film gelandet. Mit offenem Mund stand er da, den Blick auf Kim gerichtet, der ohne Sinn und Verstand im Club wütete. Am meisten Angst machte ihm dabei dessen Gesichtsausdruck - ein unheimliches Lächeln lag auf seinen Zügen. Er hatte noch nie gefährlicher ausgesehen. Plötzlich zog ihn jemand am Arm. Er drehte sich um und erkannte Phayu.

,,Komm, bringen wir dich hier raus."

Für einen Moment ließ er sich mitziehen, doch dann knallte ein Schuss durch den Club, was alle Anwesenden erstarren ließ. Einer der Männer hatte eine Pistole gezogen und sie auf Kim gerichtet. Auf dessen blütenweißen Hemd breitete sich eine scharlachrote Verfärbung aus. Entsetzt blieb er stehen. Kim war angeschossen worden. Er sah kurz zu der Verletzung, grinste wieder und ging dann mit schnellen Schritten auf den Schützen zu. Dieser wich unsicher zurück und wollte gerade die Pistole wieder heben, als der Schwarzhaarige ihn auch schon umwarf. Schreie waren zu hören, die Chay das Blut in den Adern gefrieren ließen.

,,Mini - P.", kam es mit einem Mal aus seinem Ohrstöpsel, ,,Du musst da sofort raus, hast du mich verstanden?!"

,,Kim wurde angeschossen.", erwiderte er panisch, woraufhin Khun einen Fluch ausstieß.

,,Ich suche nach einer Lösung. Geh erstmal mit Phayu mit bitte."

Die Verbindung endete. Phayu machte Anstalten, wieder nach seinem Arm zu greifen, aber Porchay schüttelte diesen ab. Er konnte doch nicht gehen, ohne das Kim geholfen wurde. Er könnte getötet werden. Sein Gegenüber sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Mit möglichst fester Stimme sagte er: ,,Phayu, kannst du mich näher an Kim heranbringen?!"

Der Angesprochene stieß einen Seufzer aus. ,,Ich bin Fahrer, kein Bodyguard. Außerdem glaube ich nicht, dass dein Herzensschatz momentan überhaupt weiß, wer du bist."

,,Das weiß ich.", beteuerte der Jüngere, ,,Aber ich muss es wenigstens versuchen."

Wieder ein Seufzen, dann zog Phayu ein Handy aus der Tasche und tippte rasend schnell etwas ein.

,,Was tust du?"

,,Meinem Verlobten sagen, dass ich ihn liebe."

Chay musste schlucken. Phayu schien von dem Schlimmsten auszugehen. Er steckte das Handy wieder weg und ließ dann die Knöchel knacken.

,,Also schön, folge mir."

Geduckt näherten sie sich dem immer noch völlig verrückt spielenden Kim. Dieser hatte inzwischen ein Gewehr in die Finger bekommen und zögerte nicht einmal, es zu benutzen. Auf dem Stoff des Hemdes seines linken Armes waren rote Bahnen zu erkennen, das Blut tropfte von seinen Fingern.

,,Ich hole die Waffe, du ihn.", raunte Phayu und mit bis zum Hals schlagenden Herzen nickte Porchay. Der ältere Mann ging in die Hocke, spannte die Muskeln an und warf sich seitlich auf das Gewehr. Durch den Überraschungsmoment ließ Kim die Waffe tatsächlich fallen. Diesen Moment nutzte Chay, um vor seinem Freund aufzutauchen und die Arme um ihn zu schlingen.

,,Bitte, hör auf Kim! Das bist nicht du! Lass dich nicht länger von ihm beherrschen. Bitte Kim!"

Eine grobe Hand packte ihn am Rücken seines Hemdes und zog. Der Griff war eisern und das Vorderteil des Kleidungsstück wurde unangenehm gegen Chays Hals gedrückt. Dann spürte er Zähne an seinem Hals, die mit so einer Wucht zubissen, dass er vor Schmerz aufschluchzte. Doch er weigerte sich, loszulassen. Stattdessen begann er, mit zittriger Stimme zu singen. Vielleicht würde das ja etwas bewirken. Es musste einfach eine Möglichkeit geben, zu Kim durchzudringen.

,,All this time I sink,
drowning like a stone,
tryna close my eyes shut my ears on this throne..."

Dors mon ange - KimChay (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt