Kapitel 15: Qual der Wahl

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Kapitel 15: Qual der Wahl

Kim glaubte, sich verhört zu haben. Er legte den Kopf schief.

,,Was hast du gesagt?"

Chay wiederholte: ,,Was müssten wir denn dafür tun? Versteh mich nicht falsch, Kim, nichts widerstrebt mir mehr, als bei irgendetwas Illegalem mitzumachen, aber stell dir vor, Kinn würde das Sagen haben. Damit wäre doch alles viel entspannter oder nicht?!"

Kim fuhr sich durch die Haare und biss sich dann auf die Unterlippe. ,,Natürlich hast du Recht - mein Vater liebt es, alles zu seinem Vorteil auszuspielen. Er ist nicht ohne Grund schon so lange das Oberhaupt der Hauptfamilie. Wenn Kinn diesen Posten übernehmen würde, wäre er nicht mehr in der Lage, so viel Einfluss auf uns zu nehmen."

Ob das wirklich stimmte, wusste er natürlich nicht. Immerhin war der Vorschlag von Korn selbst gekommen und das sagte schon Einiges über diesen aus. Wer wusste schon genau, was sein Vater damit bezweckte. Porchay sah ihn immer noch unverwandt an.

,,Also, Kim. Was müssten wir dafür tuen, damit Korn abdankt? Was ist seine Bedingung?"

Jede Faser in Kims Körper wehrte sich gegen die Worte, die er nun aussprach: ,,Er...er will einen Club hochnehmen lassen, von dem er ausgeht, dass die Betreiber ihn betrügen und Kontakte zu anderen mafiösen Einrichtungen haben. Und dazu will er..."

Er ließ Chays Hände los und grub sie sich stattdessen in die Oberschenkel, um die unbändige Wut, die plötzlich wie ein heißes Feuer in ihm aufloderte, zu zügeln.

,,...er will, dass du und ich uns einschleusen, weil wir am Unbekanntesten sind."

Stille trat ein. Porchay runzelte die Stirn. Mit angehaltenem Atem wartete Kim auf die Reaktion seines Freundes. Der Schwarzhaarige sagte langsam: ,,Aber Kim - du bist ein bekannter Musiker."

Ihm entfuhr ein ungläubiges Schnauben. ,,Puppy, ich erzähle dir, dass du Lockvogel in einem Club voller Verbrecher spielen sollst und alles was dir einfällt ist, dass ich als Wik bekannt bin?"

Chay nickte mit Nachdruck. ,,Ja klar. Ich meine, es besteht doch die Möglichkeit, dass sie dich erkennen oder nicht?"

,,Das spielt doch gar keine Rolle. Ich habe ihm gesagt, dass ich dem nie zustimmen werde. Und Porsche auch nicht, das sollte dir klar sein."

Der Druck, den er inzwischen auf seine Oberschenkel ausübte, begann, schmerzhaft zu werden, aber Kim wusste nicht, wie er seine überschäumenden Emotionen sonst im Zaum halten sollte. Sein Freund sah ihn für einen Moment nur an, dann legte er seine Hände über seine verkrampften Finger.

,,Aber Kim, du hast etwas vergessen - ich bin eine eigenständige Person und kann über mich selbst entscheiden."

Er ahnte das Schlimmste, als Chay fortfuhr: ,,Ich bin glücklich, dass du mich beschützen willst, aber ich...ich muss auch dich beschützen - und Porsche...und auch Khun und Kinn. Ihr alle habt unter Korn gelitten und wenn das die Möglichkeit ist, ihn loszuwerden, dann will ich das machen."

,,Auf gar keinen Fall werde ich das zulassen.", presste Kim heraus. Er konnte den sanften Blick, den Porchay im Gesicht hatte, kaum ertragen.

,,Aber das musst du, Kim. Ob es dir gefällt oder nicht, ich habe meine Entscheidung getroffen. Und weißt du, warum?"

Jetzt liefen die Wangen des Schwarzhaarigen rot an und er senkte den Blick. ,,Ich...ich liebe...ich liebe dich, Kim."

Das war zu viel. Kim erlebte eine ähnliche Kurzschlussreaktion, die er schon damals gehabt hatte, als Chay ihm den Plektron gegeben hatte. Er schoss hoch, wollte zuerst möglichst viel Abstand zwischen sie bringen, weil er nicht damit zurecht kam, dass Porchay nun die Worte ausgesprochen hatte, drehte sich aber dann wieder um, kam zurück und nahm das Gesicht des Anderen in seine Hände. Dann presste er seine Lippen auf Chays. Eigentlich hatte er sich ihren ersten Kuss ganz anders vorgestellt, sanft und vorsichtig, doch er hatte keine Möglichkeit, sich zu kontrollieren. Sein Mund bewegte sich fordernd auf Chays und fast schon aggressiv. Sein Freund sog scharf die Luft ein, doch erwiderte den Kuss mit der gleichen Intensität. Es fühlte sich fast wie ein Kampf an, doch gleichzeitig war es gut, viel zu gut. Es machte süchtig, Chay zu küssen. Kim öffnete mit der Zunge Chays Mund und erkundete ihn, was dem Anderen einen heiseren Laut entlockte. Dieses Geräusch ließ Kim einen Schauer über den Rücken laufen. Er gab Porchays Mund frei, aber nur, um stattdessen seine Lippen auf dessen Hals zu pressen. Langsam ließ er seine Lippen über diese weiche Haut wandern, verteilte kleine Küsse und sog zwischendurch so heftig, dass bestimmt Knutschflecke zurückbleiben würden. Plötzlich stieß Porchay ein Kichern aus. Irritiert sah Kim hoch und in das amüsierte Gesicht seines Freundes, dessen Wangen glühten und Augen strahlten.

,,Warum lachst du?"

,,Hätte ich vorher gewusst, dass du mich küsst, wenn ich dir meine Liebe gestehe, hätte ich das schon viel früher gemacht."

Jetzt musste Kim auch schmunzeln. Er lehnte seinem Kopf gegen den des Anderen.

,,Ach Chay...bitte bleib so, wie du bist."

,,Ach Chay...bitte bleib so, wie du bist."

,,Wie bin ich denn?", entgegnete der Schwarzhaarige in neckendem Tonfall. Kim ließ sich wieder langsam neben ihn auf den Klavierhocker fallen und legte eine Hand in Chays Haare. Sanft strich er durch die dunklen Strähnen und konnte spüren, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen formte.

,,Du bist..."

,,Wenn du jetzt sagst, dass ich unschuldig bin, flippe ich aus.", platzte es aus Porchay heraus und er zog eine Schnute. Kim musste Kichern und strich ihm einige Haarsträhnen, die ihm in die Augen gefallen waren, aus dem Gesicht.

,,Aber das bist du doch, Puppy."

,,Ich bitte dich.", schnaubte er und verschränkte die Arme vor der Brust, ,,Ich habe rebelliert. Ich bin nicht zur Uni gegangen und hab mir sogar die Haare gefärbt."

,,Das nennst du rebellieren?"

Kim konnte sich inzwischen ein offensichtliches Lachen nicht verkneifen. Auch Chays Mundwinkel zuckten inzwischen.

,,Ja, natürlich. Was soll denn das sonst gewesen sein."

Dann wurde er still und schien über etwas nachzudenken. Schließlich sah er auf und legte eine Hand auf die von Kim. ,,Danke, dass du mich damals davon abgehalten hast, Drogen zu nehmen. Ich weiß, ich war ziemlich unfair zu dir, aber ich war einfach verletzt und verwirrt und..."

Sanft nahm der Schwarzhaarige es wieder auf, durch die Haare seines Gegenüber zu streichen. ,,Schon in Ordnung, Puppy. Ich verstehe es."

Chay lehnte seinen Kopf gegen seine Hand und seufzte genießerisch. In diesem Moment wünschte Kim sich nur eins - die Zeit anhalten zu können.

Dors mon ange - KimChay (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt