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- Imke -

„Nochmal ganz lieben Dank, dass ihr beide so spontan auf Mathis und Mathilda aufpassen könnt.“
„Ist doch klar, Imke“, sagt Pauline und zwinkert mir lächelnd zu, während Thomas neben ihr zustimmend nickt.
„Jetzt, wo die ganzen Geschäftsreisen und Besprechungen bei mir erst einmal vorbei sind, können wir dich in nächster Zeit sowieso ein bisschen mehr entlasten, wenn du magst.“
„Danke, Tommy“, sage ich und kann das schmunzelnde Lächeln, welches sich immer deutlicher auf meinen Lippen abzeichnet, nicht länger unterdrücken, „es...es ist auch durchaus möglich, dass ich in den nächsten Wochen öfters auf dieses Angebot zurückkommen werde...“
„Wusste ich’s doch!“, ruft Pauline aus und stößt Thomas triumphierend gegen die Schulter, der daraufhin leicht zur Seite und gegen den Rahmen der geöffneten Haustür stolpert, „ich habe Thomas gleich gesagt, dass diese spontane Anfrage von dir nur mit einem Date zusammenhängen kann. Da! Siehst du, wie sie lächelt und verlegen zur Seite schaut? Siehst du es, Liebling? Ich wusste es!“
„Ja, Schatz. Ich sehe es“, entgegnet Thomas, der sich mit leicht verzogenem Gesicht über den Arm reibt, „aber das ist noch lange kein Grund, mich derart zur Seite zu schubsen.“
„Ach, du wirst es überleben“, erwidert Pauline mit einer wegwerfenden Handbewegung in Thomas’ Richtung, während sie mich weiterhin interessiert anschaut. „Also sag schon, Imke. Wer ist es? Einer der Männer, die du bei deinen Blind Dates getroffen hast oder jemand anderes?“
„Nein, jemand anderes“, sage ich und beiße mir auf meine schmunzelnde Unterlippe, während mein Herzschlag deutlich zunimmt, als ich leise weiterspreche. „Und es...es ist auch
kein Mann.“
„Kein Mann?“ Irritiert runzelt Thomas die Stirn, wohingegen Paulines Augen sich überrascht, aber wissend weiten. „Wie meinst du das denn, Immi? Mit wem triffst du dich denn dann nachher?“
„Wahrscheinlich mit einem U-Boot“, entgegnet Pauline und verdreht seufzend die Augen, „meine Güte, Liebling. Jetzt denk doch mal nach. Wenn Imke sich nicht mit einem Mann trifft, trifft sie sich mit einer...“
Erwartungsvoll schaut Pauline Thomas an, der sie für einen Moment genauso verwirrt anschaut wie mich zuvor, bis auch ihn die Erkenntnis zu treffen scheint und er mit einem erstaunten Gesichtsausdruck zu mir zurückschaut.
„Du...du triffst dich mit einer Frau, Immi?“, fragt er verwundert, so als wollte er sich noch einmal zusätzlich
absichern und verzieht seinen Mund zu einem schiefen Grinsen, als er mein Nicken sieht, „also, damit habe ich jetzt wirklich nicht gerechnet.“
„Nein, ich auch nicht. Aber es...es ist nunmal einfach passiert“, erwidere ich und seufze tief, „es...es ist auch so gesehen kein richtiges Date. Wir wollen uns heute erst mal einfach nur treffen und miteinander reden...und uns in diesem Zuge über alles klar werden, was in letzter Zeit so zwischen uns passiert ist.“
„Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen sieht es aber nicht so aus, als ob du dir noch über irgendetwas klar
werden müsstest, oder?“, fragt Pauline und wirft mir einen vielsagenden Blick zu, der mich verlegen auflachen und eine Haarsträhne hinters Ohr streichen lässt.
„Nein, ich...ich bin mir da sehr sicher. Aber ich möchte ihr natürlich auch die Zeit geben, die sie braucht, um sich auch sicher zu sein.“
„Kennen wir sie denn?“, fragt Thomas, dessen Gesichtsausdruck nun ebenfalls neugierige Züge angenommen hat, die sich noch zusätzlich intensivieren, als ich langsam nicke.
„Ja, ihr...ihr kennt sie. Und Mathis und Mathilda kennen sie auch...sehr gut sogar. Und die beiden wissen auch, dass wir uns heute treffen, aber nicht, wie wir zueinander stehen. Und solange das nicht komplett geklärt ist, würde ich euch auch bitten, den Kindern nichts davon zu sagen. Sonst könnte das Verhältnis der beiden zu ihr vielleicht etwas komisch werden und das möchte ich um jeden Preis vermeiden, weil sie den beiden sehr wichtig ist.“
„Keine Sorge, Immi. Wir schweigen wie ein Grab.“
„Wie zwei Gräber“, fügt Pauline zwinkernd hinzu, als auch schon im nächsten Moment Mathis und Mathilda mit ihren kleinen gepackten Rucksäcken die Treppe herunterstürmen und neben mir im Flur stehen bleiben.
„So, wir sind fertig!“, verkündet Mathis stolz und schaut breit grinsend zwischen Pauline, Thomas und mir hin und her, während ich mich mit einem Lächeln vor meine Kinder hinhocke.
„Sehr schön, ihr zwei“, sage ich und schließe die beiden in eine feste Doppelumarmung, „dann wünsche ich euch ein schönes Wochenende und wir sehen uns dann am Montag nach der Schule wieder, okay?“
„Okay, Mama“, sagt Mathilda und strahlt mich an, während sie zustimmend nickt, „und dir ganz viel Spaß bei deinem Treffen mit Tessa.“
Ich muss mich zusammenreißen, um nicht aufzulachen, als ich Paulines freudigen und Thomas noch erstaunteren Gesichtsausdruck aus den Augenwinkeln bemerke und drücke stattdessen erst Mathis und dann Mathilda jeweils einen Kuss
auf die Stirn.
„Dankeschön, Süße.“

- Tessa -

Völlig in Gedanken versunken zupfe ich noch einmal abschließend die Picknickdecke an einer Ecke zurecht, bevor ich mich aufrichte und mit in die Hüften gestemmten Händen
zwei Schritte zurücktrete.
So, habe ich auch wirklich nichts vergessen?
Mal sehen...
Die Decke.
Ein paar Kissen.
Der Wein samt Kühler.
Die Gläser.
Und natürlich der Picknickkorb mit lauter Leckereien drin, von denen ich hoffe, dass Evelyn Recht behält und dass sie Imke schmecken werden.
Das sieht doch schon mal ganz gut aus...
Ich hole tief Luft, in der Hoffnung dadurch mein stetig schneller schlagendes Herz ein wenig zu beruhigen und lasse gleichzeitig meinen Blick über die großflächige Wiese zu dem Parkteich gleiten, an dessen Ufer sich die vorhin noch fröhlich vor sich hin quakenden Enten zu einem kleinen Nickerchen niedergelassen haben und über dem die nachmittägliche Sonne in all ihrer Pracht scheint.
Nein, es sieht sogar sehr gut aus.
Fast schon perfekt, aber eben auch nur fast.
Denn um wirklich perfekt zu sein, fehlt an diesem Ort noch ein kleines, aber sehr wichtiges Detail...
„Wow.“
Erstaunt über die plötzliche Stimme drehe ich mich um und mein Herz macht einen Sprung, als ich Imke hinter mir stehen sehe, die mit großen Augen und offenem Mund erst zu dem aufgebauten Picknick und dann endlich zu mir sieht.
„Hast du das alles alleine organisiert?“, fragt sie und schaut mich mehrfach blinzelnd aus ihren grünen Augen an, deren Blick meinen ganzen Körper kribbeln lässt.
„Ich...ähm...ja“, sage ich und kratze mich verlegen am Hinterkopf, während ich auf das aufgebaute Picknick hinter mir deute, „also...Evelyn hat mir ein paar Tipps gegeben, was die Snacks angeht, aber ansonsten...ähm...ja. Ich...ich dachte, wir könnten uns das Reden so vielleicht noch ein bisschen...na ja...angenehmer gestalten.“
„Ja, das denke ich auch.“ Mit einem Räuspern rückt Imke ihre Brille zurecht, bevor sie lächelnd wieder zu mir schaut, „also...auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber...wow. Einfach nur wow. Das sieht wirklich wunderschön aus, Tessa. Genauso...genauso wie du.“
„Ach, Unsinn“, murmle ich und schaue zur Seite, während Imkes Worte eine gewisse Wärme in meine Wangen steigen lassen.
„Kein Unsinn, Tessa. Nur die Wahrheit.“
Ach, Imke...
Ich zögere noch einen Moment, ehe ich meinen Kopf wieder hebe und zu Imke schaue, die mich immer noch lächelnd ansieht.
Oh Mann...komm schon, Tessa!
Mach den Mund auf!
Sag was!
Irgendwas!
„Ich...ähm...ich“, setze ich an, während mein Herz immer schneller gegen meinen Brustkorb hämmert und ich schließlich erneut auf das Picknick deute, „äh...wollen wir uns setzen?“

Liebe Zwischen Den Zeilen (Imke & Tessa) (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt