Kapitel 13

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Als Alby verschwunden war, fühlte ich mich gleich ein wenig besser. Keine unangenehmen Fragen. Keine durchleuchtenden und verurteilenden Blicke, die eine Lüge oder ein Geheimnis in meinen Gedanken zu suchen schienen. Ich konnte erleichtert durchatmen und doch konnte ich es eigentlich nicht. Meine Gedanken wirbelten chaotisch von der einen Gehirnhälfte in die andere und wieder zurück. Dabei bemerkte ich nicht, wie Clint sich still wieder in den Raum begab und auf seinen Stuhl zurück setzte.
Ben würde gleich verband werden, okay, dagegen konnte ich nichts unternehmen... Aber wenn Ben heute Abend verbannt werden würde, hieß das, dass am nächsten Morgen Minho und Alby im Labyrinth nach dem toten Griever suchen würden, was unweigerlich Albys Tod durch die Verwandlung und seine zum Teil zurück gekehrten Erinnerungen zur Folge hatte und DAS durfte auf keinen Fall passieren!! Alby durfte nicht von dem Teil gestochen werden, um keinerlei Umstände!!
Andererseits, würde das dann bedeuten, dass Thomas nicht zum Läufer ernannt werden würde? Thomas musste Läufer werden! So viel stand fest. Er wusste es genauso sehr, wie ich es auch. Nur werden keine Lichter innerhalb ihres 1. Monats zum Läufer ernannt und zum Läufer ernannt zu werden war generell eher eine Seltenheit hier, dass war nunmal ebenfalls Tatsache. Und Thomas war damals nur zum Läufer ernannt wurden, weil er Alby das Leben im Labyrinth gerettet hatte und gleichzeitig der Erste gewesen war, der nicht nur eine Nacht im Labyrinth überlebt hatte, sondern auch noch einen Griever getötet hatte!! Sein Mut, seine Entschlossenheit und seine Loyalität gewissermaßen Fremden gegenüber, haben ihn zum Läufer werden lassen. Wenn ich ihm jetzt den ausschlaggebenden Punkt wegnahm, wie würde Thomas dann in so kurzer Zeit zum Läufer ernannt werden können?!

Meine Gedanken überschlugen sich regelrecht, doch wurden promt davon unterbrochen, als ein ohrenbetäubendes Geräusch ertönte und das gesamte Gebäude und mich darin erbeben ließ.

Es ging los!

Clint blickte mich erschrocken an und ich ihn ebenfalls. Für einen kurzen Moment schien es so, als würde die Zeit still stehen. Dann schlug ich die Decke beiseite und sprang aus dem Bett. Clint hatte vermutlich schon geahnt, dass ich so reagieren würde und sprang ebenfalls von seinem Stuhl hoch. Ich raste zur Tür und zog sie auf, Clint direkt hinter mir. Er packte mich bei den Armen und zog mich zurück ins Zimmer.

"Tut mir leid, aber du darfst das Zimmer nicht verlassen!"

"Mir tut es eher leid, für das was ich jetzt tun muss..." gab ich zurück und fügte noch rasch hinzu: "Bitte nimm es mir nicht übel!" bevor ich dann Clint zwischen die Beine trat, der daraufhin augenblicklich zu Boden ging. Ich stürmte zur Tür hinaus und rief noch einmal in den Raum zurück: "Tut mir echt leid, Clint, nimm's bitte nicht persönlich!" und sprintete dann den Gang der Galarie entlang, die Treppen hinunter und aus der Tür hinaus auf die Lichtung, wo alle Lichter sich bereits am Osttor versammelt hatten. Die Tore schlossen sich langsam. Der Schmerz in meinem Rücken ließ langsam nach, aber selbst wenn er noch groß gewesen wäre, stand ich so unter Adrenalin, dass ich ihn völlig ausblenden konnte. Ich schoss zum Osttor vor und hörte Ben's jammerte Stimme Alby entgegen rufen:

"Neeeeiiiiiihhnnnn!"

Als ich bei den Lichtern ankam, hatte es Ben gerade geschafft das Halsband loszuwerden.

"Halt!" kommandierte Alby.

Alle waren so auf Ben fokussiert, dass sie mich nicht registrierten. Der Anblick von Ben war grauenhaft! Er hatte einen dreckigen, blutigen Verband um den Kopf, der fast sein gesamtes Gesicht bedeckte, seine Klamotten waren nur noch Lumpen und das was vom Gesicht übrig war, war alles andere als schön anzusehen. Aus seiner Nase lief der Rotz, seine Augen waren rot und verquollen von Tränen. In ihnen spiegelte sich das Gefühl der Todesangst wieder. Sein Anblick ließ mir die Tränen in die Augen schießen und sich einen fetten Kloß in meinem Hals bilden. Auf meinem gesamten Körper zog sich eine Gänsehaut empor, die mich so unwohl fühlen ließ, die mich äußerst unwohl durchschüttelte.
Kurz bevor die Tore sich schlossen, löste einer der vorderstern Hüter irgendwie den Rest der Rute von dem an Ben befestigten Stück und riss es zurück auf die Lichtung. Als die Wände sich schlossen, erstickten Sie Ben's Todesschreie gänzlich und eine Totenstille, so laut wie ich sie noch nie vernommen habe, breitete sich augenblicklich über uns aus. Eine unangenehme Spannung lag in der Luft. Plötzlich fühlte ich mich, als wäre ich in einen sehr intimen Moment hineingeplatzt, aus dem ich nichts lieber tun würde als zu verschwinden, es jedoch nicht kann. Erstens, weil ich vor Schock wie gelähmt war und Zweitens, weil jegliche Bewegung die Aufmerksamkeit auf mich gezogen hätte und das wollte ich auf gar keinen Fall!
Ich traute mich kaum zu atmen, kaum zu bewegen, wenn ich's den gekonnt hätte und versuchte meine Tränen zurück zu halten, weil selbst davor ich Angst hatte, das sich das Licht darin verfangen könne! Doch es half alles nichts, sie flossen dennoch dahin.
Alby durchbrach schließlich die Stille.

Bloody inspiredWo Geschichten leben. Entdecke jetzt