Kapitel 16

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Stöhned wälzte ich mich herum, als ich dumpf zwei lärmende Stimmen vernahm.
Zuerst dachte ich, meine Eltern seien von der Arbeit wieder nach Hause zurück gekehrt, doch als meine Sinne sich wieder langsam schärften, schienen die Stimmen nicht zu meinen Eltern zu passen. Dennoch kamen sie mir irgendwie seltsam vertraut vor.
Missgelaunt murmelte ich vor mich hin:

"Was ist den jetzt schon wieder los?"

Mir war etwas schwindelig und als ich mich erneut herumwälzte, fühlten meine Handflächen Blätter und Zweige unter sich und nicht die weiche Matratze und die kuschelige Decke. Die betäubende Dunkelheit wich von mir und ich öffnete die Augen. Ich erschrak, als ich in der Düsternis plötzlich die Umrisse eines Gesichts erblickte, welches mich aus nächster Nähe zu betrachten schien. Ich schnellte nach oben und krabbelte auf allen Vieren rückwärts, wobei ich relativ schnell mit meinem Kopf gegen etwas hartes stieß.

"Au!" schrie ich auf und rieb mir verwirrt den Hinterkopf. Es dauerte eine Weile, bis meine Augen sich an die Düsternis gewöhnt hatten, weshalb ich vorerst wie ein blinder Maulwurf durch die Gegend starrte.

"Wo...bin ich?" murmelte Ich vor mich hin, während meine Sicht langsam klarer wurde. Die Stimmen waren verstummt, doch plötzlich erwachten sie erneut zum Leben.

"....Michelle?" kam es vor mir.

Irritiert blickte ich auf und sah Newt vor mir.
"Newt?" fragte ich verwirrt. Ich blickte mich um und sah Thomas ebenfalls neben mir stehen.

Thomas und Newt wechselten einen irritieren Blick miteinander. So, als würden sie die Situation gerade nicht verstehen können oder als wüssten sie nicht, was zu tun wäre. Ich war mir nicht einmal sicher, ob das wusste.

"Wir dachten schon, wir müssten nach dir suchen gehen..." sprach Newt besorgt.

"Nach mir suchen gehen?" fragte ich und schien mit jedem Wort noch mehr verwirrter zu werden.

"Wie müssen dich wohl in der Dunkelheit übersehen haben..." überlegte Thomas laut.
Newts streckte mir die Hand hin und half mir auf die Beine. Ich rieb mir noch immer den Hinterkopf, aber der Schmerz ließ langsam nach.
Ich verstand immer noch nicht was gerade vor sich ging.

"Tut mir echt leid...", lachte Newt verlegen, als er bemerkte, wie ich mir den schmerzenden Hinterkopf rieb. "Ich wollte dich nicht erschrecken."

"Ja, einen so wahnsinnig nett aufzuwecken, liegt Newt echt gut." scherzte Thomas, woraufhin Newt belustigt den Kopf zu ihn wendete.

"Was, du brichst nicht in Jubelgeschrei aus, wenn du beim Wecken als Erstes meine hübsche Fresse sichtest?"

"Nee, nicht wirklich, Und -" Bevor Thomas seinen Satz beenden konnte, schnitt ihm das Rumpeln der aufgehenden Wände das Wort ab. Ich habe schon einiges darüber gelesen und durch dir Filme auch selbst schon einmal gehört, wie dieses Geräusch beschrieben wurde, aber nichts war vergleichbar mit dem, was ich in diesem Augenblick vernahm! Und dabei hatte ich es ja strenggenommen schon einmal zuvor gehört...
Ich erschrak so heftig, dass ich befürchtet mich an meinem eigenen Atmen verschluckt zu haben und daran zu ersticken. Es war so ohrenbetäubend laut, dass ich mir beide Hände auf die Ohren presste, um die Lautstärke etwas abzudämpfen. Wenn ich oder jemand anderes bis jetzt noch nicht wach gewesen wäre, jetzt war jeder auf der Lichtung hell wach!
Mein Geist jedoch war noch genauso verschlafen und hing hinterher, wie zuvor auch.

"Was geht hier vor sich?!" rief ich erschrocken aus, als sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte.

"Kein Grund zur Sorge...", beruhigte mich Newt. "...es haben sich nur die Tore gerade geöffnet. Das passiert immer um diese Uhrzeit."

Doch das war eigentlich nicht wirklich die Antwort auf die ich gehofft hatte.
Wo war ich hier gerade?
Wie war ich hier her gekommen?
Lag ich nicht noch eben in meinem Bett?

"Wie spät ist es denn?" fragte ich, während ich vorsichtig meine Arme wieder sinken ließ.

"Sieben Uhr in der Früh." klärte mich Newt auf. Besorgt musterte er mich, als ich mich langsam anfing im Kreis zu drehen und mein Umfeld genauer zu analysieren.

"Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte er mich. Es dauerte einen Moment, bis mich aus meiner Verwirrung etwas befreien konnte und ihn ansah, um ihm zu antworten.

"Ich... bin mir nicht ganz sicher...." gab ich ehrlich zu. "Wie bin ich hier hergekommen?"

"Du bist gestern hier her gelaufen." meldete sich jetzt Thomas besorgt zu Wort. "Erinnerst du dich nicht mehr daran?" fragte er mich interessiert.

"Wohin gelaufen?" fragte ich und schien immer noch nicht ganz zu verstehen.
War ich etwa wieder am träumen?
War ich in meinen gestrigen Traum zurück gekehrt?

"Na ins Schädelfeld." klärte mich Thomas auf.

"Ich bin auf der Lichtung?" fragte ich verblüfft.

"Wow, du scheinst ja am Morgen noch verwirrter zu sein, als jeder Frischling, der aus der Box gekrochen kam!" scherzte Newt.

Ich sah ihn verwundert an.
"Was ist passiert?" fragte ich und hielt mir den Kopf. Ich fürchtete vor Schwindel gleich ohnmächtig zu werden.
Thomas und Newt wechselten einen Blick miteinander bevor Thomas sich dann entschied zu antworten.

"Alby war ganz schön hart zu dir gestern..." fing er zögernd an. "Du hast dich hierher geflüchtet nach der Sache am Tor... und du hattest mich gebeten die Nacht bei dir zu bleiben, erinnerst du dich?"

Langsam trudelten die Erinnerungen an meinen letzten vermeintlichen Besuch auf der Lichtung wieder ein, die alles andere als rosig gewesen war.
Meine Ankuft auf der Lichtung, der Angriff der Käferklinge, Ben's Verbannung und Albys Drohung mich gleich hinter her zu schicken.
Behutsam drehte ich mich mit dem Oberfläche nach hinten und betastete meinen unteren Rücken, wo mich die Käferklinge zuvor gestochen hatte. Ich spürte die Pressung der Mullbinde unter meinen viel zu langem Shirt, was Alby mir im Krankenflügel überreicht hatte. Newt beobachtete interessiert, meine Bewegungen.

"Am besten solltest du deswegen nochmal zu den Sanis gehen. Nur um sicher zu gehen..." meinte Newt zögernd. Ich wandte mich zu beiden wieder herum.

"Ja, vermutlich hast du recht..." sprach ich leise. Ich sah Newt an und unsere Blicke trafen sich. Eine unangenehme Stille entstand für einen Augenblick. Dann räusperte sich Thomas hörbar und fragte Newt:

"Und warum hast du uns jetzt so herzlich in den Tag starten lassen?"

Dieser schien kurz den Kopf zu schütteln, wie um sich wieder auf die eigentliche Sache zu besinnen, weshalb er überhaupt hergekommen war. Ich musste beinahe lächeln, als ich beobachtete, wie Newt kurz vergessen hatte, weshalb er nach uns überhaupt gesucht hatte. Plötzlich schien er wieder ganz der Alte zu sein, klatschte einmal in die Hände und nahm wieder seine Rolle als Stellvertretender der Lichtung an.

"Ach ja, genau..." fing er an und überlegte kurz. "...lasst uns das doch beim Frühstück bequatschen oder? Oh man, hab ich einen Hunger! Kommt, lasst uns zu Bratpfanne gehen und uns unser Frühstück abholen." er klopfte Thomas auf den Rücken und lief dann voraus. Thomas blieb noch einige Sekunden benommen zurück, warf einen letzten Blick zu mir herüber und folgte dann schnellen Schrittes Newt zurück auf die Lichtung.

Bloody inspiredWo Geschichten leben. Entdecke jetzt