I. Alte Traumata, Neue Narben (Marvel FF)

Das war alles nur ein Traum

Schweißgebadet wachte ich auf. Panisch schnappte ich nach Luft, mein Puls war auf hundertachtzig und mir war schlecht. Sehr schlecht. Gerade noch rechtzeitig griff ich nach dem Papierkorb zu meiner Rechten, ehe ich erbrach.

Hustend und keuchend hing ich mit dem Kopf im Eimer. Es dauerte knapp eine Viertelstunde bis endlich alles raus war. Irgendjemand hielt mir die Haare zurück. Ich wusste nicht wer, da ich mich nicht traute, mein Gesicht aus dem Eimer zu heben. Ich versuchte krampfhaft nur durch den Mund zu atmen, was gar nicht so leicht war. Ich spuckte wieder.

Plötzlich kam mir mein Traum wieder in den Sinn. Erneut stieg Panik in mir auf und ich hätte fast wieder angefangen zu kotzen, wenn ich nur daran dachte. „Loki, er-"

„Nein.", unterbrach Fury mich sofort. Langsam hob ich meinen Kopf. „Er wird größeren Schaden anrichten, als uns bisher bewusst ist.", erklärte ich schnell. „Setzt dich bitte wieder hin." Ich bemerkte, dass ich in meinem Rausch wohl aufgesprungen sein musste.

„Was ist passiert?", fragte ich, setzte mich wieder und wollte den Eimer beiseite stellen, aber Fury hatte ihn in der anderen Hand und hielt ihn mir weiterhin unter die Nase. „Was ist das Letzte, an das du dich erinnern kannst?", stellte Fury eine ernst gemeinte Frage. „Naja,", startete ich verwirrt. Ich legte misstrauisch meinen Kopf schief. „Loki hat mich manipulieren wollen, ich war aber nicht manipuliert, wir haben den Tesserakt, wir waren alle in Stuttgart, er wurde verhaftet, Thor ist aufgetaucht und dann..." Ich stockte. Sollte ich wirklich...? „Was dann?", hakte Fury nach. „Dann kann ich mich nicht mehr erinnern.", log ich.

Fury atmete tief durch und sah dann zu mir. „Du warst erneut im Koma, Cassy. Das war alles nur ein Traum, verstehst du?" Ich nickte langsam. „Erneut im Koma, sagst du? Alles nur ein Traum?" Fury schüttelte zögerlich den Kopf. „Hör zu.", fing er an. „Loki ist aufgetaucht, wollte dich manipulieren und du bist in Ohnmacht gefallen. Das wars. Seit dem hast du im Koma gelegen." Schnaubend schüttelte ich meinen Kopf. „Nein, das kann nicht sein.", entgegnete ich ungläubig und fing leicht an zu lachen. Das sollte ein Traum gewesen sein? Das war doch lächerlich. Als ich aufsah, musterte Fury mich aus einem ernsten Auge. „Dein Ernst?", fragte ich entgeistert. „War da eine Energiewelle?" Langsam nickte ich. „Die Energiewelle. Sie hat Loki von den Füßen gerissen und den Einsturz des Gebäudes verfrüht. Sie hat nur leider auch dich umgehauen. Seit dem bist du im Koma."

„Was ist passiert?", fragte ich erneut, dieses Mal ernster. „Loki ist mit dem Tesserakt, Barton und Selvig abgehauen. Ich musste dich mit mir aus dem Gebäude zerren. Daraufhin habe ich die Avengers zusammengesammelt. Wir waren in Stuttgart und haben ihn verhaftet."

Ich sackte in mich zusammen. „Na super...", seufzte ich. Niedergeschlagen fuhr ich mir übers Gesicht. Fury erhob sich. „Wir sind bisher nur zu dem Teil mit Stuttgart gekommen. Loki wurde verhaftet und sowohl er, als auch Thor sind nun hier auf dem Carrier."

Er gab mir einen Stapel mit Klamotten und nahm mir doch endlich den Eimer ab. „Zieh dich an. Die Schwester verbindet noch deinen Arm und dann gehen wir zu den Anderen. Stark vermisst dich schrecklich." Ich schmunzelte und nahm die Klamotten entgegen. „Zehn Minuten.", sagte der Einäugige und verließ das Krankenzimmer.

Daraufhin kam eine Schwester rein, die mir einen Verband umlegte. Doch als sie mir in die Augen sah, gefror ihr Lächeln. Verwundert musterte ich sie. Sie fasste sich schnell wieder, tat ihren Job und verließ mit einem letzten gequälten Lächeln den Raum. Ich legte meinen Kopf schief. Ich konnte sie vor der Tür flüstern hören. Kurz darauf betrat Fury wieder den Raum. Er deutete auf mich und fuchtelte etwas auf Augenhöhe mit seinem Finger rum. „Und tu was dagegen." Verstehend nickte ich, Fury verschwand wieder, ich schüttelte mich kurz und zog mich um. „Schon viel besser...", seufzte ich erleichtert. Der warme Stoff der Klamotten war nach dem Krankenhauskittel nur zu angenehm auf meiner Haut.