Jeder Firma seine Machtdemonstration

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Am nächsten Morgen saß ich Zuhause am Frühstückstisch und erst zwei Tage später war Hammer wieder in der Stadt und beorderte mich zurück in die Firma. Dort angekommen, musste ich meinen erschrockenen Gesichtsausdruck verbergen, als ich herausfand, dass Hammer einen Gast eingeladen hatte. Und die Motive dahinter waren noch fragwürdiger. Hammer hatte Ivan Vanko geholfen, aus dem Gefängnis auszubrechen nur um ihn für seinen persönlichen Rachezug gegen Tony zu benutzen. Aber ich war Zeugin geworden, wie Vanko in aller Öffentlichkeit einen global bekannten Superheld angegriffen hatte. Jemanden wie Ivan Vanko brachte man nicht einfach so unter seine Kontrolle.

Doch gerade befand ich mich in einem Rundgang durch die Firma. Ich selbst hatte keine bekommen, als ich eingestellt worden war. Sicher war ich nicht würdig genug. Doch ich war nicht böse. Die kleine Führung erinnerte mich an 2006. Genauso langweilig. Und ich war genauso verlockt, mich davonzustehlen. „Hier geht alles von statten. Das ist meine bescheidene Hütte. Hier können Sie in aller Ruhe arbeiten." Hammer führte Ivan zu den Maschinen. Jack und ich trotteten hinterher. „Ist bestimmt super, tot zu sein. Kein Druck mehr." Ich zog eine Augenbraue hoch. So einfach war das mit dem falschen Tod normalerweise nicht.
Hammer blieb stehen und breitete stolz seine Arme aus. „Da sind sie auch schon. Meine Lieblinge. Sie sind Einsatzbereit. Ich habe vielleicht noch ein paar Schwächen drin, aber bin früh in die Produktion gegangen. Tja, so bin ich eben. Ich brenne für meine Sache." Ich drehte mich weg um meinen belustigten Gesichtsausdruck zu verbergen. Ein paar Schwächen? Die Testflüge haben deutlich gezeigt wie fehlerhaft diese Anzüge waren.

„Los, schauen Sie sich um." Und das tat Ivan. Er fokussierte sich auf einen der Computer und ließ seine Finger über die Tasten schweben. „Oh das, äh, das sollten Sie lieber lassen. Sie können darauf zugreifen, sobald wir verschlüsselte Sicherheitscodes generiert haben. Generieren Sie ihm Sicherheitscodes?"

„Ja, Sir.", stellte sein Butler sich unterwürfig. „Geben Sie ihm verschlüsselte Sicherheitscodes, Jack." Er war doch schon dabei. Warum stresste er denn so? Ivan hatte die Verschlüsselung in der Zwischenzeit längst geknackt. Aufmerksam hatte ich ihn dabei beobachtet. Er war sehr gut. „Vergessen Sie es wieder.", zog Hammer stumpf seine Aufforderung zurück. „Oh okay. Sehr beeindruckend.", entfloh es ihm und ich stimmte ihm still und heimlich in diesem Punkt zu.

Ivan, der immer noch konzentriert an dem Computer arbeitete, sagte etwas, dass ich nicht verstehen konnte. Der Gute sprach schließlich russisch. „Entschuldigung?" Hammer hatte ihn offensichtlich auch nicht verstanden. „Software Scheiße.", übersetzte er deshalb für uns. Ich zog amüsiert meine Augenbrauen hoch. „Ha. Wissen Sie, Sie sind gut. Sie haben die Firewall förmlich in der Luft zerfetzt." Ich befürchtete, das war für Ivan ein Kinderspiel.

„Ich werde Ihnen zeigen, wo Sie hauptsächlich arbeiten werden. Es, ähm, nur zu.", unterbrach Hammer sich selbst. Ivan hatte sich ein Gerüst herangezogen und war die Leiter hochgestiegen. „Schauen Sie es sich an. Schauen Sie es sich gut an. Das ist schon was, hm? Die sind nur zu Vorführzwecken, die- die kosten 125,7 Millionen pro Stück, also versuchen Sie bitte-" Mit einem Ruck hatte Ivan den Kopf der Maschine abgerissen. „Das darf doch nicht wahr sein...", seufzte Hammer frustriert. „Äh, da steckt der Pilot drin.", klärte er Ivan auf. „Ist wirklich nicht leicht, Freiwillige zu finden." Nach der Aufzeichnung der gescheiterten Testflüge auch kein Wunder. War nicht das beste Marketing gewesen.
„Was sollen die machen?", fragte Ivan nach. „Auf lange Sicht sollen mich die Teile ins Pentagon bringen, für die nächsten 25 Jahre. Ich will, dass Iron Man ganz schön alt daneben aussieht. Ich möchte auf der Stark Expo auftreten und einen Haufen Dreck in Tonys Garten hinterlassen." Ich unterdrückte ein verächtliches Schnauben. „Verstehen Sie, was ich meine?"

„Das krieg ich hin. Kein Problem.", grinste Ivan voller Zuversicht. Hammer klatschte begeistert in die Hände. „Hey, fabelhaft. Der Kerl ist spitze."
„Großartig.", stimmte Jack ihm lachend zu. Auch ich setzte ein Lächeln auf. „Sag ich doch. Ich wusst' es gleich." Und nachdem das alles geklärt war, entließ Hammer ihn zum Arbeiten. „Cassy, Herzchen. Bleib doch bei ihm. Leiste unserem Gast ein wenig Gesellschaft." Einverstanden nickte ich und sah lächelnd zu Ivan. „Gerne." Und so ließen Hammer und sein treuer Butler uns in der Halle zurück.

I. Alte Traumata, Neue Narben (Marvel FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt