Kapitel 11

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Sie machten erst Halt, als sie viele Meter vom Ausgang Morias entfernt waren.
Die Hobbits fielen sofort weinend zu Boden.
Legolas hielt die schluchzende Maerwyn fest im Arm, während er versuchte, seinen eigenen Schmerz zu verstecken, um ihretwillen. Sie kämpfte nicht mehr gegen ihn. Stattdessen klammerte sie sich an ihn, als hinge ihr Leben davon ab, dass er an ihrer Seite blieb.
Gimli wollte zurück in die Minen, um Gandalf zu retten, doch Boromir hielt ihn zurück. Auch der Mann Gondors trauerte, doch er tat es still für sich.
Aragorn war der Einzige, der seinen Kummer um Gandalfs Ableben in die hinterste Ecke seines Bewusstseins schob. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen, eine Aufgabe, die ihm von dem Zauberer selbst übertragen worden war und er würde eher sterben, als sie nicht erfüllt zu sehen.
"Legolas, helft ihnen hoch", kommandierte er.
Boromir widersprach heftig: "Gib ihnen einen Moment, um der Trauer Willen."
"Aragorn hat recht", meinte Maerwyn leise, machte sich von Legolas los und wischte sich über die Augen. "Wenn die Nacht hereinbricht, wird es hier vor Orks nur so wimmeln. Wir sollten verschwinden, solange es noch hell ist."
"Wir müssen die Wälder Lothlóriens erreichen", fügte der Waldläufer hinzu und steckte sein Schwert weg. "Kommt, Boromir, Maerwyn, Legolas, Gimli, helft ihnen auf."
Maerwyn schnappte sich Merry und Pippin. Sie umarmte beide kurz und zwang sich zu einem ermutigenden Lächeln.
Der Ruf Aragorns nach Frodo zog ihre Aufmerksamkeit auf den letzten der vier Hobbits. Dieser hatte sich, mit Tränen in den Augen, schon einige Meter von dem Rest der Gemeinschaft entfernt. Als Aragorn ihn rief, drehte er sich zu ihnen um.
Maerwyn konnte ihn für seine Kraft nur bewundern. Oder vielleicht war es nur Ablenkung, die er sich verschaffen wollte.

Sie wanderten weiter.
Maerwyn war uncharakteristisch ruhig. Sogar in Situationen, in denen sie auf der Hut sein mussten, hatte sie meist irgendetwas zu sagen. Zumindest war sie nicht so still. Oder so unaufmerksam. Mehr als nur einmal musste Legolas, der sie nicht aus den Augen ließ, geschweige denn von ihrer Seite wich, sie festhalten, damit sie nicht ausrutschte oder umknickte, weil sie falsch aufgetreten war. Der Elb sah dies mit Besorgnis. Das war nicht, was er und Aragorn ihr über das Leben in der Wildnis beigebracht hatten.
Maerwyn selbst fühlte sich furchtbar. Natürlich hatte sie Gandalf das ein oder andere Mal verflucht, sich sogar manchmal gewünscht, er würde verschwinden - meist, wenn er mal wieder einen Auftrag für sie und Aragorn gehabt hatte - doch das er es tatsächlich tun würde, und dann auch noch endgültig, das hatte sie nicht gewollt. Sie wünschte, sie könnte jeden einzelnen Fluch, mit dem sie ihn je in Gedanken bedacht hatte, zurücknehmen.

Endlich tauchten die Wälder Lothlóriens vor ihnen auf.
Die letzte Etappe über eine grüne Wiese legten sie rennend zurück. Dann waren sie umgeben von Bäumen.
Legolas hielt Maerwyns Hand. Einerseits um ihr Trost zu spenden, andererseits um sie davon abzuhalten, in irgendwelche Bäume zu laufen. Ihre Aufmerksamkeit hatte sich nicht verbessert.
Sie schreckte aus ihren trüben Gedanken, als sie eine Stimme in ihrem Kopf hörte.
Du bist gefunden...Tochter der Schatten...
"Hast du das auch gehört?", fragte sie Legolas.
Der Elb, der nicht damit gerechnet hatte, dass sie den Mund öffnete, erschrak. Das entlockte ihr ein müdes Lächeln.
"Was gehört?", versuchte er seinen Schock zu überspielen.
Maerwyn schüttelte den Kopf.
"Ach, nichts."
"...Ich habe die Augen eines Falken und die Ohren eines Fuchses", behauptete Gimli und latschte fast in einen Pfeil.
Maerwyn hätte fast gelacht, wären nicht plötzlich mehrere Pfeile auch auf sie und jeden anderen ihrer Gefährten gerichtet.
Legolas hatte ihre Hand losgelassen und seinen eigenen Bogen gespannt.
Die Prinzessin riss sich am Riemen. Jetzt war wirklich nicht der Zeitpunkt, um in ihrer Trauer zu versinken. Ihre Hände griffen die Messer in den Armschienen, die Königin Naira ihr geschenkt hatte.
Aragorn hob die Hände.
"Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können."
Ein Elb trat vor.
"Endlich versteht jemand, womit ich mich seit Wochen herumschlagen muss", gab Maerwyn theatralisch von sich.
Einige verbissen sich ein Lächeln - und mit einige meine ich Legolas, der sehr erfreut war, dass seine Freundin wieder Witze machen konnte.

Von Maerwyn und Lumiel (Der Herr der Ringe Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt