Aragorn lag mit geschlossenen Augen am Boden und drückte ein Ohr auf den Stein. Er konzentrierte sich auf die Vibrationen, die die Schritte der Uruk-Hai in den Boden abgaben.
Legolas und Maerwyn hielten sich einige Meter hinter ihm, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.
Seit drei Tagen waren sie nun schon unterwegs. Nicht ein Mal hatten sie Rast gemacht. Trotzdem hatten sie nie auch nur das kleinste bisschen eines Uruk-Hai, geschweige denn eines entführten Hobbits gesehen.
Maerwyn war erschöpft. Ihre Füße taten weh. Doch die Angst um Merry und Pippin und das Verlangen, Rache für ihre Entführung und Boromirs Tod zu üben, trieben sie weiter.
Und natürlich die anfeuernden Rufe Aragorns und Legolas'. Der Waldläufer und der Elb hatten absolut keine Probleme damit, drei Tage lang durch das Gelände zu rennen. Selbstverständlich nicht, sie waren ja Waldläufer und Elb.
Gimli ging es ungefähr genauso gut wie Maerwyn, wahrscheinlich sogar noch schlechter. Er prustete und keuchte.
"Beeilung!", rief Aragorn, der sich aufgerichtet hatte und nun wieder losrannte.
Maerwyn folgte ihm.
"Komm weiter, Gimli!", spornte Legolas den Zwerg an, ehe auch er den Felsen hinaufhuschte, als wäre es seine leichteste Übung, was es ziemlich sicher auch war.
Gimli keuchte und quälte sich den anderen hinterher.Weiter, weiter, immer weiter liefen sie: über Ebenen, durch Stein durchzogene Landschaften. Sie machten nicht Halt, nicht ein Mal. Immer mal wieder wurde Legolas langsamer, um auf Maerwyn und Gimli zu warten, damit sie nicht verloren gingen, doch stehen blieben sie nie.
Als sie durch eine grasbedeckte Schlucht rannten, blieb Aragorn plötzlich stehen.
Er kniete nieder und hob etwas vom Boden auf.
"Nicht zwecklos fallen die Blätter Lóriens", meinte er gedankenverloren.
Legolas und Maerwyn, die fast an ihm vorbeigelaufen wären, verlangsamten ihr Tempo und gingen die paar Schritte zu ihm zurück.
Der Waldläufer hielt die blattförmige Brosche eines der Elbenmäntel, die sie in Lothlórien geschenkt bekommen hatten, in der Hand.
Maerwyn schöpfte Hoffnung.
"Sie sind vielleicht noch am Leben."
"Und uns weniger als einen Tag voraus", fügte Aragorn hinzu und lief wieder los. "Kommt!"
Hinter ihnen krachte Gimli einen Abhang hinunter.
"Komm weiter, Gimli!", wiederholte Legolas den Spruch, den er am Tag ganz bestimmt jede Stunde ein Mal von sich gab. "Wir holen sie ein!"
"Ich bin querfeldein nicht zu gebrauchen!", informierte Gimli laut, damit der Elb ihn hörte. "Wir Zwerge sind geborene Sprinter! Sehr gefährlich auf kurzen Entfernungen!"
Niemand nahm sich die Zeit, ihm darauf zu antworten.Bald kletterten sie einen weiteren Felsen hinauf und Maerwyn überkam ein warmes Gefühl, das Gefühl von Heimat.
"Rohan", erklärte Aragorn. "Heimat der Pferdeherren."
Die Prinzessin räusperte sich empört und deutete mit der Hand an sich selbst hoch und runter.
"Und Herrinnen", fügte der Waldläufer mit einem Schmunzeln hinzu.
Maerwyn lächelte zufrieden.
"Da ist etwas Seltsames hier am Werk", fuhr Aragorn ernst fort. "Etwas Böses gibt dieses Kreaturen Schnelligkeit, richtet seinen Willen gegen uns."
Maerwyn schnaubte.
"Ich kann dir auch ganz genau sagen, wer das ist: Saruman, der Wahnsinnige, höchstselbst. Diese...", sie stockte, weil ihr keine Beleidigung einfiel, die stark genug gewesen wäre, "...Persönlichkeit...", entschied sie endlich.
Aus ihrem Munde, wenn sie jemanden beleidigen wollte, waren Worte wie Persönlichkeit, Person oder Individuum, wahlweise auch Mensch, Zwerg oder Elb, die schlimmsten Beleidigungen, die man jemals hören würde. Das bedeutete nämlich, dass sie eine Person so sehr verabscheute, dass ihre Beleidigungen sie verließen.
"...sitzt nämlich in Isengard, was leider innerhalb Rohans Grenzen liegt."
Sie liefen weiter.
Irgendwann war es Legolas, der die Führung übernahm, weil er am weitesten sehen konnte.
Er war schon einen Felsen weiter, als Aragorn, Maerwyn und Gimli, als der Waldläufer ihm zurief: "Legolas! Was sehen deine Elbenaugen?"
"Die Uruks haben sich nach Nordosten gewendet!", antwortete der allsehende Elb. "Sie bringen die Hobbits nach Isengard!"
"Saruman...", flüsterte Aragorn entsetzt.
Maerwyn fuchtelte theatralisch mit den Armen in der Luft herum.
"Sag ich doch!"
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Von Maerwyn und Lumiel (Der Herr der Ringe Fan-Fiction)
FanficMaerwyn ist die Prinzessin von Rohan, zumindest, wenn man König Théoden Glauben schenken darf. Von ihrer Mutter erbte sie die Fähigkeit, sich und andere zu heilen und Théoden schickte sie nach Bruchtal, um sie kontrollieren zu lernen. Doch seit sie...