Es flog die erste Salve. Die erste Reihe der Angreifer fiel.
"Haben sie irgendwas getroffen?", wollte Gimli aufgeregt wissen.
"Ein bisschen Vertrauen in unsere Treffsicherheit würde dir ganz guttun, mein Lieber", schoss Lumiel zurück.
Auch die rohirrischen Bogenschützen bekamen den Befehl zu feuern.
"Hado ribed! Hado!", brüllte Aragorn und ein Pfeilhagel ergoss sich über die Uruk-Hai.
"Bringt sie zu mir! Na los!"
"Glaub mir, Gimli, die kommen schon von selbst."
Und damit hatte Lumiel dummerweise nicht unrecht. So viele Pfeile sie auch schossen, die Uruk-Hai schafften es trotzdem weiter vorzurücken. Bald hatten sie den Klammwall erreicht und packten Armbrüste aus.
Der erste Elb fiel getroffen vom Wehrgang. Ihm folgten weitere.
Lumiel fluchte und schoss ihre Pfeile schneller.
"Pendraith!"
"Was?! Wieso denn?!", meckerte Lumiel im selben Moment wie Gimli "Gut!" von sich gab.
Moment-
"Seit wann sprichst du Sindarin?", wollte Lumiel wissen, während sie einen Uruk-Hai, der meinte, eine Leiter an den Wall lehnen zu müssen, ins Jenseits schickte.
Sie bekam keine Antwort und beschloss, dieses Gespräch auf später zu verschieben.
"Schwerter!", kam es von Aragorn. "Schwerter!"
Das war auch angebracht, denn als der Waldläufer vor den Leitern warnte, hatte er nicht erwähnt, wie viele Leitern es waren - Spoileralarm: Es waren eine Menge...
Lumiel steckte ihre Bogen weg und zog ihre Schwerter. Keinen Moment zu früh, denn da tauchte schon eine hässliche Fratze vor ihr auf. Der Besitzer dieser Fratze konnte sich jedoch nicht lange darüber freuen, dass er den Wall erklommen hatte: Kopflos segelte er wieder herunter.
Gimli hingegen freute sich ungemein über den unwillkommenen Besuch, der über die Mauer kletterte. Fröhlich metzelte er vor sich hin.
Leider waren die Uruk-Hai nicht die Einzigen, die ihre Kämpfer verloren. Auch die Verteidiger mussten Verluste einstecken.
Lumiel musste es mit zwei Uruk-Hai gleichzeitig aufnehmen, als sie einen elbischen Soldaten vor dem sicheren Tod rettete, obwohl sie ihren eigenen Angreifer noch nicht losgeworden war.
Sie tauchte unter ihren Schwertern hindurch und bei dem Versuch, sie mit Waffengewalt daran zu hindern, erschlugen sich die beiden Kreaturen gegenseitig.
In jeder anderen Situation hätte Lumiel sich jetzt über diese absolute Dummheit lustig gemacht, aber leider wurde ihre Aufmerksamkeit schon von dem nächsten Angreifer beansprucht.
"Legolas! Zwei hab ich schon!", hörte sie Gimli protzen.
Wo er die Zeit wegnahm, dem Elben dies zuzurufen, war ihr ein Rätsel.
"Ich bin bei siebzehn!", kam es von ihm zurück.
Gimli war entsetzt.
"Ich werde mich von einem Spitzohr doch nicht übertreffen lassen!", verkündete er.
Legolas erledigte noch zwei Uruk-Hai.
"Neunzehn!", korrigierte er seine vorherige Aussage.
Lumiel beschloss, ebenfalls mitzuspielen und beiden den Titel der meisten toten Uruk-Hai streitig zu machen.
Es wurden noch mehr Leitern hochgezogen und langsam hatte die Prinzessin die Nase voll. Sie stieß einen Uruk-Hai von der Leiter - wenigstens hatte er den Anstand, seinen Abgang ohne großen Aufhebens in Kauf zu nehmen - und stemmte sich solange gegen sie, bis sie gen Boden verschwand und dabei einige Unruhestifter in den Tod schickte.Die Schlacht dauerte an. Lumiel wusste nicht, wie lange sie schon kämpfte, doch sie weigerte sich, sich ihrer Erschöpfung zu ergeben. Stattdessen wandelte sie sie in Ärger, den sie gegen die Uruk-Hai richtete. Mit Erfolg: Jeder Uruk, der ihren Klingen auch nur ein wenig zu nah kam, lebte noch wenige Sekunden, bevor er zu Boden ging.
"Macht sechsundzwanzig", keuchte sie.
Gimli stand wenige Meter entfernt auf den Zinnen des Walls und ließ niemanden hinüberklettern. Dabei zählte er laut vor sich hin. Er war bei neunzehn und die Zahl wurde stetig größer.
Es wäre wirklich schön gewesen, wenn es dabei geblieben wäre: Wenn die Uruk-Hai ihren Angriff auf den Klammwall beschränkt und die Hornburg ignoriert hätten. Doch scheinbar hatten sie noch nicht genug Probleme gemacht und so kam es nicht unbedingt als Überraschung, als Aragorn die allgemeine Aufmerksamkeit der um ihn versammelten Kämpfer auf den Dammweg lenkte. Dort machte sich eine gepanzerte Einheit auf den Weg zum Tor, das lediglich durch Holzbretter verstärkt worden war.
Die elbischen Bogenschützen schwenkten ihre Bögen und schossen auf die ungeschützte Seite er vorrückenden Truppe.
Théoden wurde etwas...überheblich.
Dann sah Lumiel Rauch und es passte ihr gar nicht. Doch bevor sie sich um den Mistkerl kümmern konnte, der scheinbar unbedingt eine große lodernde Fackel Richtung Wall schleppen musste, bekam sie einen Stoß in den Rücken und stolperte.
Sie fing sich, schoss herum und schickte den Uruk-Hai, der es gewagt hatte mit ihr zusammenzustoßen mit einem gut gezielten Schwertstreich ins Jenseits.
Den Rufen Aragorns nach zu urteilen, hatten er und Legolas sich des Fackelträgers angenommen und so konnte sie ruhigen Gewissens weitermetzeln.
Zumindest bis der Wall explodierte.
Sie sah eine Rauchwolke und Trümmer und Elben und Aragorn durch die Luft fliegen. Mit weit aufgerissenen Augen blieb sie stehen und bewegte sich kein Stück.
Der Uruk, der ihren Zustand ausnutzen wollte, bereute dies, als er gegen die ausgestreckte Klinge lief, als die Prinzessin sich umdrehte, als habe sie sein Kommen bemerkt.
Tatsächlich hatte sie das nicht. Sie hatte gehofft, wenn sie sich umdrehte und dann wieder hinsah, wäre der Klammwall wieder so wie er sein sollte: heile.
Einen Moment lang schien es, als stünde die Zeit still, als hielte die Welt inne, ob der Zerstörung des Walls.
Dann stürmten die Uruk-Hai vorwärts. Die ersten wurden durch das ihnen entgegenkommende Wasser zu Boden geworfen und ersäuft.
Und als wäre das nicht genug, beschlossen die Truppen auf dem Dammweg, dass dies der geeignete Zeitpunkt sei, das Tor einzurammen. Zunächst mit mäßigem Erfolg.
Théoden brüllte Kommandos.
Lumiel versuchte, sich zu Aragorn durchzukämpfen, der mehrere Meter unter ihr bewusstlos am Boden lag. Wenn sie zu einer Treppe käme, dann könnte sie zu ihm gelangen, denn zum Springen war sie bei Weitem nicht lebensmüde genug.
Ganz im Gegensatz zu Gimli, der, sobald er erkannte, dass der Waldläufer in unmittelbarer Gefahr schwebte, die Uruk-Hai benutzte, um seinen Fall abzufangen. Er überlebte und Lumiel, die nun wirklich genug hatte, metzelte sich zur nächsten Treppe durch und gesellte sich zu Zwerg und Mensch.
Sie erhielten Unterstützung durch die am Boden postierten Elben.
"Herio!", brüllte Aragorn und führte sie in den Kampf.
Oben auf dem Wehrgang des Walls hatte Legolas die Situation analysiert und beschlossen, dass seine Gefährten nicht den ganzen Spaß für sich allein haben durften. Er schnappte sich den weggeworfenen Schild eines toten Uruk-Hai und surfte darauf die Treppe hinunter. Nebenbei erschoss er noch den ein oder anderen des uruk-haischen Gesocks'.
DU LIEST GERADE
Von Maerwyn und Lumiel (Der Herr der Ringe Fan-Fiction)
FanfictionMaerwyn ist die Prinzessin von Rohan, zumindest, wenn man König Théoden Glauben schenken darf. Von ihrer Mutter erbte sie die Fähigkeit, sich und andere zu heilen und Théoden schickte sie nach Bruchtal, um sie kontrollieren zu lernen. Doch seit sie...