Kapitel 1

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Maerwyn und Aragorn erwischten sich dabei, wie sie ein weiteres Mal dem Aufruf zu einem Abenteuer durch Gandalf Folge leisteten.
Vor einigen Tagen hatte sie eine Nachricht von besagtem Zauberer erreicht: Sie sollten sich nach Bree begeben, wo sie einen Hobbit treffen sollten, der unter dem Namen Unterberg reiste. Danach sollten sie ihn sicher nach Bruchtal geleiten.
Laut Gandalf trug besagter Hobbit etwas sehr Wichtiges bei sich, was genau hatte er ihnen nicht mitgeteilt und obwohl Maerwyn vor Neugier fast platzte, so vertraute sie darauf, dass der Istar einen guten Grund für sein Schweigen hatte.

Die beiden Reisenden kamen vor den Toren Brees an und Aragorn zog seiner Begleiterin die Kapuze ihres Mantels über den Kopf.
Diese warf ihm einen bösen Blick zu.
"Nicht auffallen ist der Schlüssel zu unserem Auftrag...", erklärte der Waldläufer streng, wenn auch mit einem Halbgrinsen.
Maerwyn verdrehte die Augen.
Sie wusste das Aragon recht hatte. Ihre Lederrüstung und Waffen – auf ihrem Rücken ein zweischneidiges Schwert, ein Köcher mit Pfeilen und ein Bogen und auf jeder Seite ihrer Hüfte ein Dolch – ließen sie mit der Kapuze, die ihren langen, gewellten, braunen, zu einem Zopf geflochtenen Haare verdeckte, als Mann durchgehen. Doch ohne diese Tarnung, würde sie alle Blicke auf sich ziehen, denn es kam nicht oft vor, dass man eine Frau, die ganz offensichtlich nicht dem Volk der Elben angehörte, mit Rüstung und Waffen sah. Und wenn man Gandalf Glauben schenken durfte, dann war Geheimhaltung die oberste Priorität bei diesem Auftrag.
Aragon klopfte an das Tor. Der Wächter öffnete und sie betraten die Stadt.
Maerwyn hatte Bree noch nie etwas abgewinnen können. Es war laut und schmutzig und überall waren Leute.
Aragorn, der voraus ging, blieb plötzlich stehen und Maerwyn, vollkommen in Gedanken versunken, lief in ihn hinein.
"Autsch", meckerte sie, "Streicher, was soll denn das?"
Der Angesprochene schaute sie strafend an, dann nickte er nach oben.
Maerwyn ließ ihren Blick in die angedeutete Richtung schweifen und erblickte ein Schild.
"Zum Tänzelnden Pony", las sie, dann wandte sie sich wieder ihrem Gefährten zu.
"Streicher...", sprach sie gefährlich ruhig, "Was habe ich dir zu dem Thema Gasthäuser gesagt?"
Aragorn, oder Streicher wie man ihn in der Wildnis nannte, schaute die junge Frau an.
"Glaube mir, Schatten", antwortete er ernst. "Nach dem, was vor drei Jahren geschehen ist, sehe ich dich wirklich nur ungern auch nur in der Nähe von Gasthäusern..."
Das, was vor drei Jahren geschehen war, auf das Aragorn anspielte, war eine sehr unschöne Erfahrung für die junge Frau gewesen: Sie, Aragorn und Legolas waren bei einem ihrer Streifzüge für die Nacht in ein Gasthaus eingekehrt.
Ein betrunkener Mann hatte die Prinzessin auf seinen Schoß gezogen und versucht, sie anzufassen. Daraufhin hatte sie einen ihrer Dolche gezogen und ihm eine wunderschöne Schnittwunde an der Hand verpasst. Der Mann hatte vor Schmerz aufgeschrien und als man ihn gefragt hatte, was vorgefallen sei, hatte er behauptet, das Mädchen habe ihn grundlos angegriffen. Maerwyn hatte versucht, sich zu verteidigen, doch man hatte ihr kein Gehör geschenkt und die Männer hatten sie mit Worten wie Hexe und schlimmerem bedacht. Glücklicherweise waren in dem Moment Aragorn und Legolas, von wo auch immer sie gewesen waren, aufgetaucht und hatten verhindern können, dass ihre Freundin mit schlagenden Argumenten gegen ihre Kontrahenten vorging.
Seit diesem Tage mied Maerwyn Gasthäuser so gut es ging. Es würde wirklich keinen guten Eindruck machen, wenn herauskäme, dass die Prinzessin von Rohan, sich in Gasthäusern mit Männern prügelte. Und wenn sie nicht riskieren wollte, dass ihr Vater sie nach Hause zitierte und ihr ihre so lieb gewordene Freiheit nahm, indem er beschloss sie doch endlich zu verheiraten, dann musste sie sich mit manchen Dingen abfinden. In diesem Fall war das der Verzicht auf wenigstens halbwegs bequeme Betten und lauwarme Bäder.
"Doch Gandalf schrieb in seinem Brief", fuhr Aragorn fort, "dass er Herrn Unterberg in dieses Gasthaus schicken würde, und genau deshalb werden wir hier auf ihn warten."
Maerwyn, oder Schatten, wie sie genannt wurde, weil sie so leise auftauchte und verschwand wie ein Schatten, grummelte leise. Den Teil der Nachricht hatte sie natürlich überlesen. Tatsächlich hatte sie das Lesen eigentlich vollkommen ihrem Begleiter überlassen und von dem, was sie gelesen hatte, hatte sie nur die Worte Auftrag, Unterberg und wichtig behalten. Wollen.
Die Freunde nahmen sich ein Zimmer im Tänzelnden Pony, bestellten eine Mahlzeit, setzen sich in eine dunkle Ecke und warteten.

Von Maerwyn und Lumiel (Der Herr der Ringe Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt