Kapitel 2

140 10 8
                                    

KAEYA
Als Kaeya aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel und obwohl er wirklich so tief und fest geschlafen hatte, wie schon lange nicht mehr, fühlte er sich einfach nur schlapp. Er hatte gestern noch bis in frühen Morgenstunden mit Diluc zusammengesessen und ihm alles erzählt. Wirklich alles.  Kaeya war währenddessen mehrmals immer wieder in Tränen ausgebrochen, was ihn immer noch irgendwie störte. Er war nie jemand der wirklich viel geweint hatte. Er hatte es schon immer geschafft seine Gefühle runterzuschlucken oder einfach so weit zu verdrängen, das er nicht mehr daran gedacht hatte. Wieso also jetzt?
Diluc hatte ihn, sehr zu seinem Erstaunen, ihn kein einziges Mal schief angeschaut oder das Gesicht verzogen. Nur als er ihm gesagt hatte, dass er die Augenbinde abgenommen hatte, wirkte er kurz etwas nachdenklich.
Alles im allem hatte sein Adoptivbruder deutlich besser reagiert, als er gedacht hatte. Und obwohl er sich jetzt im Moment ausgelaugt und unendlich müde fühlte, ging es ihm doch besser. Irgendwie beruhigter. 

Langsam kroch Kaeya aus dem Bett. Am liebsten wäre er einfach liegen geblieben, aber er wusste , das er sich aufraffen musste, sonst würde er den ganzen Tag nur rumliegen und Trübsal blasen.
Als er die große Holztreppe hinunterlief begrüßte Adelinde ihn überschwänglich und forderte ihn sofort auf, sich hinzusetzten, da er bestimmt Hunger hatte und sie ihm gleich was bringen würde. Kaeya hatte keinen Hunger, aber er wollte ihr nicht widersprechen. Außerdem hatte er seit Gestern Nachmittag nichts mehr gegessen.
Er war gerade dabei die Pancakes die Adelinde gemacht hatte auf dem Teller herum zu schrieben. Musste sie ausgerechnet Pancakes machen?
Er hatte noch nicht einmal angefangen zu essen als Diluc plötzlich regelrecht in das Anwesen gestürmt kam. Er war ganz offensichtlich ziemlich aufgebracht.
Als er Kaeya sah bliebe kurz stehen, atmete 2,3, mal tief durch und kam dann an den großen Tisch.
Der Blauhaarige legte die Gabel, welche er in der Hand hielt auf dem Tisch ab und sah den Rothaarigen fragend an, doch bevor dieser etwas sagen konnte, ging die große Eingangstür erneut auf und eine Handvoll Ritter des Ordens kamen herein.
„Master Ragnvindr. Die Stellvertretende Großmeisterhin Jean schickt uns."
Diluc nickte ihnen knapp zu.
„Wartet kurz draußen. Ich komm dann.", sagte Diluc während er den Blick wieder zu Kaeya gerichtet hatte, der immer noch mit fragendem Blick an dem großen Tisch saß.
Die Ritter taten wie ihnen geheißen und Diluc setzte sich Kaeya gegenüber.
„Er ist heut in Mondstadt aufgetaucht.", erklärte er dem Blauhaarigen. Obwohl Diluc keinen Namen genannt hatte, wusste Kaeya sofort wen er meinte.
„Aber das wussten wir doch eigentlich schon oder?", verstand Kaeya die Aufregung nicht ganz. Er hatte gewusst das Childe in der Nähe war. Wer sonst hätte Bennett oder ihm die Blumen vor die Türe legen sollen und dann auch noch diese expliziten.
„Er ist heut ‚offiziel' in Mondstadt angekommen. Das heißt, dass er 1. Abstreiten wird irgendwas mit den Blumen zu tun zu haben, weil er ja noch gar nicht da war und 2. Er jetzt frei hier herumlaufen und seine Nase überall reinstecken kann, wo es ihm beliebt."
„Und du glaubst das hat er nicht schon die ganze Zeit gemacht?", fragte Kaeya seinen Adoptivbruder sichtlich überrascht.  Aber dieser schüttelte den Kopf.
„Ist ja auch egal. Die Hauptsache ist, dass Jean und ich der Meinung sind, dass du nicht mehr allein aus dem Weingut gehen solltest. Du solltest generell nicht mehr draußen herumlaufen, solange er da ist. Jean hat dich für die Woche beurlaubt."
„Ich werde sicher nicht hier rumsitzen und Däumchen drehen!", beschwerte Kaeya sich prompt. Was glaubte Diluc wer er war ihm zu sagen er solle sich irgendwo verkriechen.
„Kaeya, fang jetzt bitte keine Diskussion an.", der Rothaarige sah ihn mit einem müden Ausdruck in den Augen an.
„Ich diskutieren auch nicht.", gab der Blauhaarige zurück.
„Vielleicht sollte ich einfach mal zu ihm gehen und mit ihm reden?"
Diluc lachte freudlos auf.
„Reden?"
„Wieso nicht?", fragte Kaeya im provokanten Tonfall.
„Du meinst schon das verbale kommunizieren, ohne dabei im Bett zu landen?"
Am liebsten hätte Kaeya irgendwas geworfen. Oder Diluc angeschrien. Aber er machte nichts dergleichen. Er saß einfach nur da und starrte den Rothaarigen an. Wie konnte er nach all dem was Kaeya ihm anvertraut hatte jetzt so was sagen?
„Es tut mir Leid.", unterbrach sein Adoptivbruder nur kurz darauf sein Gedanken.
„Es tut mir wirklich Leid, Kay. Das war wirklich nicht fair. Aber du kannst nach all dem nicht behaupten das du keine Gefühle für ihn hättest. Vor allen nicht, nachdem was du mir alles gesagt hast. Und du weißt selbst das es ein Riesenfehler wäre denen nachzugehen."
Kaeya konnte sehen, dass er dem Rothaarigen wirklich leidtat, was er gerade gesagt hatte. Und er wusste auch dass er recht hatte. Wie immer. 
Aber trotzdem tat es einfach weh.

TARTAGLIA

Childe hatte nicht damit gerechnet, das Kaeya alles erzählen würde was zwischen ihnen passiert war. Und vor allem nicht Diluc. Aber irgendwie hatte er es in dem Blick des Rothaarigen gesehen als dieser ihm  gesagt hatte er wisse alles, dass es wirklich alles war.
Er versuchte sich an seinem überheblichen Lächeln, was ihm allerdings misslang. Bevor Diluc aber noch etwas sagen konnte, wandte er sich ab und ging weiter in Richtung des Hotels in dem sie die nächsten Tage verbringen würden, aber nur um nach 2 weiteren Abgabelungen einem der Fatui seine Sachen und den Mantel in die Hand zu drücken.
„Ich komme nach", antwortete er auf den fragenden Blick des Fatui.
Er ging über Umwege zurück zu dem Ort, an dem Jean und Diluc ihn aufgehalten hatten. Sie standen immer noch dort. Hinter einem Hauseck bleib er stehen, so dass sie ihn nicht sehen konnten, er aber verstehen konnte, was sie besprachen.
„Aber das ist doch der völlig falsche Ansatz.", war es Diluc der Sprach.
„Er sollte eigentlich hier genau vor seiner Nase herumlaufen, damit er denkt, dass er keinen Einfluss mehr auf Kaeya hat."
Childe wurde plötzlich heiß. Sollte das etwas heißen, dass er immer noch ein Einfluss auf den Blauhaarigen hatte? Er hatte vermutet das dieser viel nur gespielt hatte, aber war das dann nicht der beweis dafür?
Er konnte hören, wie Jean etwas erwiderte, verstand aber nicht genau, was es war.
„Nein ich glaube auch nicht. Wir hatten gestern ein sehr langes Gespräch und ich glaube, dass er wirklich was für ihn empfindet, auch wenn er weiß, dass es falsch ist. Und ich will nicht das er noch mehr leiden muss."
Er hatte also recht gehabt mit seiner Vermutung. Und wäre dieser dämliche Weingutbesitzer nicht, hätte er wahrschienlich einfach zu dem Rittermeister gehen können und ihn überzeugen wieder mitzukommen. Wieso musste dieser Rothaarige sich da jetzt auch einmischen? Er war es nicht gewesen der zuerst das Vertrauen des Blauhaarigen missbraucht und dann sein Herz herausgerissen hatte und dann noch darauf herumgetrampelt war. Nein, das war Kaeya gewesen. Und jetzt stellte sein Adoptivbruder sich einfach da hin und ging davon aus das er der böse war?
„Ich werde auf jeden Fall ein paar Ritter zu euch schicken. Wir sollten lieber vorsichtig sein. Egal welche Intension er jetzt auch haben mag, wir können nicht riskieren das er Kaeya mitnimmt."
Diesmal konnte Childe hören, was Jean zu dem Rothaarigen sagte. Aber das war auch schon genug. Er hatte mehr erfahren als er gedacht hatte. Sie waren ja auch selber schuld. Wenn sie sich so sicher fühlten, dass sie sowas in aller Öffentlichkeit besprachen brauchten sie sich nicht wundern wenn sie belauscht wurden.  So leise wie möglich machte er sich auf dem Weg zum Hotel zurück. Er konnte nicht leugnen das er irgendwie glücklich war.  Zu hören, das nicht alles gespielt war und er wohl wirklich einen bleibenden Eindruck bei dem Blauhaarigen hinterlassen hatten, machte ihn in diesem Moment wirklich glücklich. Vielleicht konnte ja doch noch alles gut werden?

Er war nur noch eine Abzweigung von dem Hotel entfernt als er um die Ecke bog und mit jemand zusammenstieß.
„Au.", entfuhr es dem Jungen Mann, mit dem er zusammengestoßen war und der auf dem Boden gelandet war.

„Sorry. Hab nicht aufgepasst.", entschuldigte er sich und ergriff die Hand, die Childe ihm hinhielt um ihn aufzuhelfen.
„Bennett?"
Der weißhaarige sah ihn mit großen Augen an.
„Du erinnerst dich an mich?"
Bei dem ungläubigen aber glücklichen Blick, mit dem er den Harbinger anschaute, tat er ihm Childe schon fast leid. Er musste es wirklich nicht leicht gehabt haben bisher, wenn er sich so zu über Kleinigkeit zu freuen schien.
„Klar. Du warst doch mit Kaeya in der Taverne.", er zog den kleineren auf die Füße und dieser nickte eifrig
„Alles ok bei dir? Hast du dir wehgetan?"
Zu Childes Entsetzen konnte er sehen wie die Augen seines Gegenübers plötzlich ziemlich Naß aussahen. Aber er nickte nur kurz.
„Entschuldige bitte! Ich war unvorsichtig."
„Alles gut. Nichts passiert.", winkte der Harbinger ab.
„Sonst alles gut bei dir? Du siehst nicht so glücklich aus.", hackte er nach.
Der kleiner vor ihm tat ihm wirklich leid.
„Ach alles wie immer. Der letzte meiner Abenteurergruppe ist nun auch abgesprungen. Aber damit habe ich ja irgendwie schon gerechnet."
Er sah auf den Boden und kratze sich am Kopf während er laut seufzte.
„Wieso?",fragend sah Childe den kleinen Abenteurer an.
„Ach das ist eine längere Geschichte.", seufzte der andere.
„Ich will nicht jammern und außerdem hast du sicher besseres zu tun."
Childe wusste sofort das Bennet eigentlich nur jemand zum reden brauchte aber niemand zur Last fallen wollte. Er kannte den Blick und die Körpersprache von seinem kleinen Bruder. Er verhielt sich genauso wie Teucer wenn dieser jemand zum reden brauchte aber niemand auf die nerven gehen wollte.
„Hast du schon was gegessen?", fragte er daher Bennett mit einem Blick auf die Uhr.
Der Weißhaarige überlegte kurz und schüttelte dann mit dem Kopf.
„Na komm. Ich hab gehört im Hirschjäger hat es besondere Spezialitäten aus Mondstadt die man unbedingt probieren sollte.", er lächelte Bennett an der ihn nur ungläubig anstarrte.
Der Harbinger drehte sich zum gehen um.
„Komm schon. Ich lad dich ein."

I'll be Waiting- Chaeya Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt