~14~ Der Alpha

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Noah und Alex verlassen den großen Saal und in dem Moment wo die Türe ins Schloss fällt, wird mir erst richtig klar, dass ich nun mit dem mysteriösen Mann alleine bin.

Ängstlich sehe ich auf den Mann, der auf einer Art alten Thron sitzt. Nachdenklich mustert er mich. Dann winkt er mich zu sich. Vorsichtig stehe ich auf und rücke die Decke zurecht, ich will mich keinesfalls vor diesem Mann entblößen. Wieso hatten sie mir nicht einfach Kleider gegeben? Ganz langsam tapse ich mit meinen nackten Füßen über den Boden näher zu dem Mann hin.
"Hier, setzt dich bitte", er deutet auf einen mächtigen Holzstuhl, der aber neben seinem anmutigen Thron schmächtig erscheint. Ohne ihn aus den Augen zu lassen setzte ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
"Tut mir leid, für das Verhalten meines Sohnes. Er muss noch viel lernen und ist neuem gegenüber sehr schnell feindselig. Aber lieber ist er ein wenig zu übervorsichtig, als zu unbesorgt. Ich bin Nathan Morello, der Alpha und Rudelanführer der Morello's. Wer bist du denn?", Fragt er ganz sanft, so als hätte ich eine Wahl. So als könnte ich ihm auch die Antwort verweigern, aber schon alleine das wissen, dass sie mich eingesperrt hatten, macht mir klar, dass ich eigentlich keine Wahl habe.
Morello? Den Namen habe ich doch irgendwo schon mal gehört. Der kommt mir bekannt vor, aber woher? Und was meint er mit Alpha? Sowas gibt's doch nur bei Wölfen oder?
"L-luana", antworte ich überfordert. Trotzdem, dass er so sanft zu mir redet, schüchtern mich dieser mächtige Mann ein.
"Luana. Was für ein schöner Name. Wer hat dir den Namen gegeben?", Fragt Nathan immer noch ganz ruhig, so als wäre unser Gespräch, dass normalste der Welt. Naja wer weiß, vielleicht sperrt er ja jeden Tag irgendwelche Leute ein, mit denen sein Sohn nicht zurecht kommt. Vielleicht haben deswegen alle so großen Respekt vor Noah...
Ich verwerfe den Gedanken schnell, da er Panik in mir auslöst.
"Meine Eltern", gebe ich nervös zurück und vermeiden den Blickkontakt mit Mr. Morello. Ich kann seinen stechenden Blick nicht standhalten.
"Und wie heißen deine Eltern Luana?", möchte Nathan von mir wissen. Ich sehe auf. Wieso interessiert ihn das? Meine Eltern sind tot...
"Lilly Lesady und Collin Lesady", antworte ich ihm mit brüchiger Stimme. Jede Erinnerung an meine Eltern tut so weh.
Geschockt sieht mich Nathan an.
"Das kann nicht sein? Du bist aus dem Lesady Stamm? Ich dachte es gäbe keine Überlebenden!", Stammelt der Ältere verwirrt vor sich her.
"Dann sind deine Eltern...", Schlussfolgt Nathan, lässt die Tatsache aber unausgesprochen.
"Ja, sie sind tot. Umgekommen in einem Brand", beende ich seinen Satz.
Nathan mustert mich erneut und ich kann seine Anspannung spüren. Er war nicht mehr so gelassen wie am Anfang, was mich Neugierig macht. Kannte er etwa meine Eltern?
"Kanntest du meine Eltern?", Frage ich hoffnungsvoll. Doch Nathan schüttelt den Kopf.
"Nein, wir hatten mit dem Lesady Stamm nie groß was zu schaffen. Dafür waren sie viel zu weit weg. Ich habe nur von dem tragischen Tod der Mitglieder erfahren. Eigentlich hieß es, alle wären tot. Aber wenn du die einzige Überlebende bist. Dann bist du tatsächlich ein Alpha", Nathan's Augen weiten sich geschockt.
"Noah", ruft er so laut, dass ich schreckhaft zusammen zucke.
Sofort öffnet sich die Türe und Noah stürmt herein. Aufgeregt sieht er sich um, aber als er sieht, dass ich ruhig seinem Vater gegenüber sitze entspannt er sich etwas und trottet zu uns.
"Du hattest Recht. Sie ist ein Alpha. Wie konntest du das nicht früher erkennen?", Tadelt sein Vater ihn. Noah schaut beschämt zu Boden.
"Man riecht doch sogar, dass sie ein Wolf ist. Wie konnte das keiner von euch merken?", Fragt sein Vater enttäuscht.
"Es tut mir leid Vater. Ich versichere dir, dass ich heute zum ersten Mal diesen Geruch wahrgenommen habe. Sie hat davor menschlich gerochen. Wirklich", stammelt Noah Verlegen.
"Weißt du in was für eine Gefahr du uns gebracht hast? Ein Alpha Wolf über mehrere Wochen hier im Dorf, unbemerkt. Weißt du, was der hätte alles anrichten können?", Mr. Morello klingt außer sich vor Wut. Automatisch mache ich mich wieder klein und kauere mich in meinen Sitz. Ich verstehe kein Wort von dem was sie reden. Aber es scheint wichtig zu sein.
"Ich glaube sie weiß nicht Mal von dem Wolf. Und er ist noch sehr jung. Ich glaube sie hat sich erst vor kurzem das erste Mal verwandelt", versucht sich Noah zu rechtfertigen.
"Stimmt das?", Wendet sich Mr. Morello plötzlich an mich. Überfordert sehe ich von ihm zu Noah, der immer noch mit gesenktem Kopf da steht.
"Ich- ähm. Wenn ihr von Kristall redet, dann kann ich euch versichern, dass er nicht böse ist!", sage ich das einzige, was mir zu dieser absurden Unterhaltung einfällt. Noah fängt an zu lachen, wofür er von seinem Vater einen tödlichen Blick bekommt. Sofort verstummt er und erklärt kleinlaut: "Das meine ich. Sie hat keine Ahnung. Sie mein Bergkristall. Ich habe sie wirklich oft überwacht. Selbst Nachts und währenddessen hat sie sich mit meinem Wolf angefreundet und ihn Kristall genannt. Sie hat keine Ahnung von uns. Sie weiß nicht was wir sind und schon gar nicht was sie ist", versucht Noah seinen Vater zu überzeugen. Doch dieser schaut ihn nur zweifelnd an und ich verstehe Mal wieder nur Bahnhof.
"Geh raus und komme dann mit Bergkristall rein. Ich will mich selbst davon überzeugen", bittet Mr. Morello. Noah nickt und verlässt den Raum. Er schließt die Türe. Unsicher sehe ich zu Mr. Morello, der mich gar nicht zu beachten scheint. Mein Blick schnellt zur Türe, als diese sich öffnet.
"Kristall?", Mein Blick fällt auf den weißen Wolf, der gemächlich herein trottet.
"Was macht Kristall hier? Haltet ihr in hier gefangen? So wie mich?", Frage ich zaghaft. Aus Angst vor Mr. Morello's Reaktion halte mich meinen Blick auf den weißen Wolf, der vor den Thron trottet und sich dann hinsetzt. Ruhig schaut mich der weiße Wolf an.
"Nein, wir halten ihn hier nicht gefangen. Er ist freiwillig hier", Beantwortet er mir meine Frage und wendet sich dann an den Wolf: "Verwandel dich!"
Kurz passiert nichts. Dann schließt der Wolf die Augen und beginnt zu schrumpfen. Fasziniert beobachte ich das Schauspiel, dass sich mir bietet. Der Wolf schrumpf immer weiter. Seine Haare verschwinden. Sein Kopf wird immer runder, seine Ohren und Nase schrumpfen. Das Wesen beginnt angestrengte Laute von sich zu geben. Mr. Morello steht auf und zieht seinen Mantel aus. Bevor das Wesen sich vollständig verwandelt hat, schmeißt Nathan den großen Mantel über das ächzende etwas. Ich kann sehen wie es unter dem Mantel weiter schrumpft. Dann ist plötzlich alles ruhig. Geschockt sehe ich zu Nathan, was hatte er mit Kristall gemacht? Hätte er ihn getötet? Ich traue mich nicht ihn zu fragen. Ich sehe Bewegungen aus den Augenwinkeln und schaue zurück zu dem Mantel. Noah erhebt sich gerade und schlingt geschickt den Mantel um seinen Leib. Entgeistert sehe ich in seine grünen Augen und plötzlich wird mir alles klar. Diese grünen Augen... Es sind die gleichen wie bei Kristall.
"Wir sind Werwölfe", bestätigt Mr. Morello meine Vermutung.
Wie?
Wie kann das möglich sein?
Es gibt keine Werwölfe!
Aber Noah hatte mir gerade das Gegenteil bestätigt.
Das heißt... Noah war schon die ganze Zeit Kristall. Er hatte also alles mitbekommen, was ich dem Wolf erzählt hatte.
"Wie? Was?", Mache ich überfordert.
"Siehst du? Sie ist völlig überfordert", Noah zeigt überzeugt auf mich.
"Sie könnte das aber auch vorspielen Noah. Wir müssen sehr vorsichtig sein und ihre Geschichte erst überprüfen. Alphas können sehr gefährlich sein. Keine Alleingänge mit ihr. Du gehst nur zu ihr, wenn ich es erlaube!", Ordnet Mr. Morello ernst an, ich kann schon wieder diese Anspannung spüren. Haben die etwa Angst vor mir? Aber wieso? Sowohl Noah, als auch Mr. Morello sind mir körperlich um einiges überlegen. Und in der Zelle bin ich ihnen doch sowieso ausgeliefert. Wieso darf Noah dann nicht zu mir?
"Wieso bist du hier Luana?", wechselt Mr. Morello so abrupt das Thema, dass er mich völlig aus meinen Gedanken reißt. Nachdenklich sehe ich ihn an. Sollte ich es ihm sagen? Noah schaut grinsend zu mir, was mich wütend macht.
"Noah lass sie! Wieso möchtest du die Frage nicht beantworten?", Möchte Mr. Morello ruhig wissen.
"Ich finde nicht, dass euch das etwas angeht", sage ich vorsichtig und hoffe, dass er sich nicht angegriffen fühlt. Aber Mr. Morello bleibt ruhig und erklär sanft: "Ich glaube dir, dass es dir schwer fällt über deine Vergangenheit zu reden. Der Tod deiner Eltern war mit Sicherheit nicht einfach für mich. Aber wenn du nicht mit uns kooperieren möchtest, dann muss ich dich als Gefahr einschätzen und weiter gefangen halten. An erster Stelle steht für mich, mein Rudel zu beschützen!" Auch wenn ich nicht ganz alles verstehe, was er sagt, strahlt er so etwas verständnisvolles aus, das mir erlaubt, ihm die Wahrheit zu sagen.
"Ich weiß es nicht genau. Es stand in einem Brief, den mir meine Eltern vor ihrem Tod geschrieben hatten. Er lag ein Tag nach ihrem Tod im Briefkasten und darin stand nur, dass ihr letzter Wunsch ist, dass ich hier her ziehen soll und dass ich zu niemanden aus meinem alten Leben Kontakt halten darf. Ich bin dem Wunsch meiner Eltern gefolgt. Glaubt mir, ich wäre auch viel lieber wieder Zuhause in meinem alten Leben", erzählte ich wehmütig. Was würde ich nur dafür geben, einfach zurück gehen zu können. Ich hätte nie gehen sollen...
"Interessant. Deine Eltern haben also schon damit gerechnet, dass sie sterben. Dann war die Auslöschung des Stamms wohl eher kein Unfall, sondern vielleicht geplant?", Rätselt Mr. Morello.
"Nein, es war ein Brand, es wurde nachgewiesenen, dass es ein Gasleck gegeben hatte. Es wurde immer gesagt, dass es ein Unfall war. Und das Haus wurde mehrmals untersucht", erwidere ich ziemlich überzeugt.
"Die Polizei schaut aber auch nicht nach Wolfsspuren oder übernatürlichen hinweisen, diese übersehen sie einfach", Engegent der Ältere.
"Die große Frage ist ja, wer davon profitiert einen ganzen Stamm auszulöschen. Außer... Du! Du bist automatisch zum Alpha aufgestiegen", pures entsetzten macht sich in Mr. Morello's Augen breit. Er krallt sich in seinen Thron, als würde er nach Halt suchen.
"Nein Vater. Das glaube ich nicht. Sie wusste nichts davon, dessen bin ich mir sicher. Ihre Eltern müssen sie im Dunkeln gelassen haben, was es mit den Werwölfen auf sich hat. Ich Frage mich nur warum?", Versucht Noah seinen Vater etwas zu beruhigen.
"Sie könnte das alles nur vorspielen!", Bring sie zurück in die Zelle. Wir müssen erstmal alles überprüfen und dann schauen wir weiter!", Beschließt Mr. Morello. Dann wendet er sich an mich: "Ich möchte dir sehr gerne glauben Luana, aber ich muss meinen Stamm schützen und deshalb werde ich zuerst deine Geschichte überprüfen müssen, bevor ich dir sagen kann, was wir mit dir machen. Solange muss ich dich in die Zelle sperren, ich werde sie dir aber etwas einrichten lassen, damit du dich darin wohler fühlst. Ich gebe mein bestes, dass wir so schnell wie möglich antworten bekommen."
"O-okay", gebe ich überforderte zurück, nicht wissend, was das für Konsequenzen für mich hat. Ich verstehe nicht, wieso sie mich als Bedrohung sehen. Sie sind Werwölfe, sie sind viel mächtiger als ich. Wie soll ich eine Gefahr für sie darstellen? Noah steht auf und winkt mich mit sich. Dieses Mal gehorche ich sofort. Nur allzu gern möchte ich weg von Mr. Morello mit seiner einschuchternden Aura. Noah greift nach meinem Arm, damit ich nicht weg laufen kann, aber wohin sollte ich schon auch rennen. Vor der Türe wartet bestimmt noch Alex und ich habe keine Ahnung wo ich bin, geschweige denn davon, wie ich nach Hause komme.
Wir haben die Mitte des Raumes erreicht, als plötzlich Mr. Morello's stimme durch den Raum hallt: "Halt! Bevor sie geht, möchte ich ihren Wolf kennen lernen." Noah dreht sich um, ich folge ihm, nicht wissend, was Mr. Morello will. Ganz plötzlich springt ein riesiger brauner Schattenwolf auf mich zu und mir wird augenblicklich schwarz vor Augen.

Als ich wieder zu mir komme liege ich in der Zelle auf einem kleinen Bett. Scheinbar hatten sie dieses hier herein getragen während ich Bewusstlos war, denn als ich die Zelle verlassen hatte war hier noch kein Bett. Ich schnappe mir die Kleidung, die auf meiner Bettdecke bereit gelegt wurde und ziehe sie an.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit mir auszumalen, was diese Werwölfe wohl alles mit mir anstellen könnten. Und ums so mehr Zeit vergeht, um so schlimmer werden meine Vorstellungen.

Am Abend schiebt mir jemand essen unter der Zellentüre durch, doch ich verweigere es trotzig. Sollte so meine Zukunft aussehen? Eingesperrt in einer Zelle zwischen riesigen Wölfen?

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Diese Woche habe ich es geschafft ein Kapitel fertig zu schreiben.😊

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Im Schatten des WerwolfsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt