~17~ Verwandlung

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Ich schüttel den Kopf. "Nein, ich habe mich entschieden", meine Nervosität steigt und ich muss tief Luft, holen holen bevor ich weiter reden kann: "Ich würde gerne bei euch bleiben. Wenn ihr mich noch wollt."

Für einen kurzen Moment herrscht völlige Stille in dem großen Saal. Dann erhebt sich Nathan und strahlt mich an: "Das freut mich sehr Luana, ich hatte sehr gehofft, dass du dich für uns entscheidest. Ich glaube du wirst wunderbar in unser Rudel passen!" Er kommt die Treppen runter auf mich zu und zieht mich unerwarteter Weise in eine warme Umarmung. Kurz weiß ich nicht, was ich tun soll, dann erwiedere ich die Umarmung leicht.
"Willkommen in der Familie Luana!", Raunt er mir freundlich ins Ohr.
"Danke", hauche ich, überrascht von so viel Freundlichkeit. Nathan lässt mich los und auch Ava nimmt mich kurz in den Arm. "Auch ich freue mich sehr, dass du dich für uns entschieden hast. Wir werden alles dafür tun, dass es dir bei uns gefällt", verspricht sie mir fröhlich. Als letztes steht Noah vor mir. Wartend sehe ich ihn an, nicht wissend ob er mich umarmen würde. Doch er bleibt einfach vor mir stehen und sagt emotionslos: "Willkommen in der Familie."
"Noah!", Seine Mutter straft ihn für diese kalte Begrüßung mit bösen Blicken. Doch Noah zuckt nur mit den Schultern. "Ich werde ihr nicht um den Hals fallen, nur weil sie in unser Rudel kommt. Sie sollte dankbar sein, dass wir sie aufnehmen und nicht anders herum", bemerkt er kalt und augenblicklich bekomme ich Schuldgefühle und fühle mich nicht mehr ganz so wohl.
"Noah! Was fällt dir ein, so zu reden? Du weißt wie schwer sie es hat. Mach es ihr nicht noch schwerer!", Schaltet sich nun auch sein Vater ein und sieht ihn scharf an. Noah nickt ergeben, auch wenn ich ihm genau ansehe, dass es an seiner Einstellung nichts ändert.
"Ich glaube ihr zwei müsst euch einfach nur richtig kennenlernen. Ich kann verstehen, dass du dich in deiner Machtposition angegriffen fühlst Noah, jetzt wo ein anderer Alpha Wolf in unserem Rudel ist. Aber du wirst schon erleben, wie viele Vorteile diese ungewöhnliche Konstellation mit sich bringt. Und deshalb möchte ich, dass du sie ausbildest. Du hast die beste Verbindung zu deinem Wolf. Und nur du hast die Stärke ihren Wolf zu bändigen, bis sie verbunden sind. Deshalb wirst du ihr helfen sich zu verbinden und sie anschließend ausbilden!", Beschließt sein Vater feierlich und nimmt den geschockten Blick seines Sohnes überhaupt nicht wahr.
"A-aber Vater ich kann das nicht. Ich kann ihr nicht vertrauen, es steht so viel zwischen...", Stottert Noah panisch. Doch sein Vater unterbicht ihn Rüde: "Noah schweig! Dann musst du eben lernen ihr zu vertrauen. Sie ist nun ein Teil des Rudels! Ich Befehle dir sie auszubilden und zwar ohne Wiederworte!" Seine Stimme war laut geworden und ein unheimliches knurren mischt sich mit seine Stimme. Unwillkürlich mache ich mich klein und würde am liebsten gehen. Ich will nicht für Streit sorgen und so wie Nathan gerade spricht macht er mir echt Angst. Noah senkt seinen Kopf unterwürfig und nickt frustriert. Ihm ist anzusehen, dass er in keinster Art und Weise bereit ist diese Aufgabe gerne zu übernehmen.
"Ich mache es aber nur, wenn sie den Kontakt zu ihrem Menschenfreund Valentin anbricht!", Knurrt Noah aufgebracht. Verwirrt sehe ich ihn an. Was hat den bitte Valentin mit der ganzen Sache hier zu tun? Ja, er ist ein Jäger, aber ich werde mit Sicherheit nicht zu ihm hingehen und ihm erzählen was ich bin. So dumm bin ich nicht!
"Nein mein Sohn. Luana kann selbst entscheiden welcher Kontakt ihr gut tut und mit wem sie befreundet sein möchte. Ich denke dir ist klar, dass du mit niemandem außer mit uns über dein Wehrwolf Dasein reden darfst oder?", Wendet er sich nun viel ruhiger an mich. Pflichtbewusst nicke ich eifrig. Immerhin hält mich Nathan nicht für völlig auf den Kopf gefallen.
"Das kann ich nicht. Er ist eine Gefahr, wenn er irgendwas erfährt wird er uns alle jagen. Er will mich doch sowieso schon tot sehen. Und außerdem hat sie sich für ihn entschieden, statt für mich. Und sie würde es mit Sicherheit wieder tun!", Beschuldigend zeigt er mit einem Finger auf mich. Aber ich kann ihm nicht folgen. Ich hatte mich nie gegen ihn entschieden und für Valentin. Was meint er nur? Ich erinnere mich dunkel daran, dass wir diese Situation schon mal hatten.
"Noah, sie hat sich nicht gegen dich gestellt. Sie hat sich gegen Bergkristall gestellt und ich glaube nicht, dass sie das mit bösen Absichten getan hat. Immerhin hat sie an dem Tag verhindert, dass jemand stirbt und dafür bin ich ihr sehr dankbar", schaltet sich nun seine Mutter ganz ruhig ein und legt ihrem Sohn beruhigend eine Hand auf die Schulter. Was meinen sie nur? Wann habe ich mich gegen Kristall entschieden, damit niemand stirbt...
Ganz plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Noah meint die Situation im Wald, als ich mit der Waffe auf den Wolf gezielt hatte, damit dieser Valentin nicht tötet. Hätte ich damals gewusst, dass es Noah war, auf den ich da gezielt hatte, dann hätte ich vielleicht anders reagiert.
"Wenn ihr es wünscht bilde ich sie aus. Aber ich mache das auf meine Art! Und ich werde ihr nicht vertrauen. Das könnt ihr mir nicht befehlen, auch du nicht Vater!", Erwidert Noah immer noch wütend.
"Es verlangt auch niemand, dass du ihr sofort vertraust. Vertrauen entsteht durch Zeit. Lass dir so viel Zeit wie du brauchst Noah", stimmt ihm Nathan zu.
"Luana. Ich würde dich gerne sobald du eine Verbindung zu deinem Wolf hast, dem Rudel vorstellen. Fürs erste halten wir dich noch etwas bedenkt, da ein Alpha Wolf für Unruhe sorgen könnte. Leider muss ich dich bis dahin auch noch weiter in der Zelle lassen. Denn auch wenn du auf unserer Seite bist, so ist es dein Wolf noch nicht. Er könnte versuchen uns anzugreifen, wenn er sich bedroht fühlt. Ab morgen darfst du gerne wieder in die Schule gehen. Noah wird aber ganz besonders gut Acht auf dich geben, damit verhindert werden kann, dass du dich verwandelst. Ich würde sagen ihr nutzt die Zeit bis zum Mittagessen und trainiert ein wenig", erklärt Nathan sachlich.
"Wie du wünschst", ergibt sich Noah, immer noch wenig begeistert. Ohne etwas zu mir zu sagen, packt er mich viel zu grob am Arm und zieht mich ohne auf mich Rücksicht zu nehmen mit sich raus. Wir verlassen das Haus und er zieht mich in erbarmungslos schnellem Tempo in den Wald. Ich bin bin hin und her gerissen, ob ich ihn auf die Kristall und Valentin Situation ansprechen soll, die ihn so sehr beschäftigt, lasse es aber aus Angst, dass er dann völlig die Kontrolle verliert. Auf einer Lichtung bleiben wir stehen. Ich brauche kurz, um zu begreifen, dass dies die Lichtung ist, die er mir bei unserem Waldspaziergang gezeigt hatte. Stumm sehe ich ihn an, er hat die Augen geschlossen und scheint sich beruhigen zu wollen. Dabei will ich ihn auf keinen Fall stören. Als er die Augen wieder öffnet sieht er tatsächlich deutlich entspannter aus.
"Noah es tut mir leid, dass ich mit der Waffe auf deinen Wolf gezielt habe. Ich wollte nur verhindern...", Traue ich mich es endlich auszusprechen, werde aber von Noah unterbrochen: "Lass es einfach. Ich will nicht darüber reden!" Seine Stimme ist scharf und macht mir klar, dass ich das Thema schleunigst fallen lassen sollte. Ich nicke und senke meinen Blick in das grüne Gras zu meinen Füßen.
"Nun gut. Wir beginnen damit zu versuchen, deinen Wolf zu erfühlen. Setz dich hin", verlangt Noah emotionslos. Ein wenig Angst macht er mir damit schon. Langsam lasse ich mich ins Gras nieder. Noah nimmt gegenüber von mir Platz und lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Hilflos schaue ich ihn an und versuche etwas in mir zu spüren, ohne genau zu wissen, nach was ich genau suche. Noah scheint meinen unsicheren Blick zu bemerken.
"Schließ die Augen", ordnet er an und ich gehorche. Ich spüre das Gras unter mir, höre das Rauschen des Windes in den Bäumen und merke die Sonne, die mein Gesicht erwärmt.
"Und jetzt versuch in dich hinein zu fühlen. Versuch dich zu erinnern wie du dich vor deinem Geburtstag gefühlt hast und versuche das zu spüren, was jetzt anders ist", verlangt Noah. Ich höre in mich hinein und versuche seinen Worte nachzukommen. Doch in mir ist alles dunkel und unbestimmbar. Frustriert seufze ich auf und öffne die Augen. "Ich spüre da nichts", gebe ich zu. Noah verdreht die Augen und antwortet ungeduldig: "Du hast es doch noch nicht Mal richtig versucht! Schließ die Augen und streng dich an!" Seine Stimme ist schneiden scharf und ich schließe meine Augen erneut. Aber außer einer aufsteigenden Machtlosigkeit, gefolgt von Wut, kann ich nichts spüren. Ich reiße meine Augen erneut auf und starre Noah wütend an. "Ich weiß nicht was du von mir willst, da ist nichts!", Fahre ich ihn an. Noah funkelt wütend zurück. Er springt auf und stöhnt: "Ich kann das nicht! Du willst gar nicht das ich dir helfe! Du strengst dich gar nicht an! Ich habe dafür keine Geduld und keine Zeit, ich bin der Sohn des Alphas, ich habe wichtigere Dinge zu tun, als einen Welpen zu trainieren! Vor allem wenn du so stur bist!" Er setzt sich abrupt wieder, beim hinsetzen streift er meinen Arm und etwas in meinem inneren beginnt zu prickeln. Ich reiße die Augen auf und sehe Noah an, der wenige Millimeter vor mir sitzt und vor Wut fast beebt. Meine Wut ist wie weggeblasen.
"Ich habe was gespürt!", Rufe ich freudig heraus.
Verständnislos schaut mich Noah an. Scheinbar kann er meinen plötzlichen Sinneswandel nicht so ganz nachvollziehen.
"Gerade, als du mich berührt hast, habe ich ein Prickeln in mir drin gespürt, da war etwas, was da nicht hin gehört", erkläre ich Noah. Augenblicklich entspannen sich auch seine Gesichtszüge.
"Nun gut. Dann schließe die Augen nochmal und versuch es nochmal zu spüren", fordert Noah etwas ruhiger. Ich schließe die Augen und versuche das zu spüren, was ich noch vor kurzem gespürt hatte, doch ich kann es nicht mehr spüren. Da ist nichts mehr. Enttäuscht schüttel ich den Kopf und sage: "Ich kann es nicht mehr spüren."
Ich lasse meine Augen geschlossen und versuche es weiter. Noah erwiedert nichts. Schreckhaft zucke ich zusammen, als mich seine Hand am Arm berührt. Für eine Millisekunde habe ich das Gefühl, das Prickeln wieder zu spüren. Aber es ist so kurz, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es mir nur eingebildet habe.
Noah nimmt seine warme Hand weg und fragt: "Und? Hast du was gespürt?"
Ich öffne die Augen und antwortet unsicher: "Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube ganz kurz." Noah stöhnt auf und sieht mich verzweifelt an. Dann fasst er sich wieder und lässt jede Emotion aus seinem Gesicht verschwinden.
"Wie meinst du das, du glaubst, du hast etwas gespürt? Entweder du hast etwas gespürt oder nicht!", Sagt Noah genervt.
"Ich habe ganz kurz etwas gespürt", gebe ich wenig freundlich von mir. Seine Geduld lässt ja wirklich zu wünschen übrig. Was kann ich den schon dafür. Wäre er ein besserer Lehrer, dann würde ich es bestimmt besser machen. Hatte Nathan nicht gesagt, dass ich einer der mächtigsten Werwölfe werden könnte, der gerade lebt? Noah schaut mich lange nachdenklich an. Dann sagt er: "Ich habe eine Idee. Sie ist etwas gefährlich. Versuch bitte, dich nicht bedroht zu fühlen. Wenn das Prickeln sehr stark wird und du das Gefühl hast, es nimmt dich komplett ein und du verlierst die Besinnung, dann sag mir das bitte!" Unsicher sehe ich ihn an."Was hast du vor?" Möchte ich wissen. "Wirst du gleich sehen. Schließ die Augen und versuch etwas zu fühlen", fordert er und ich komme seiner Bitte nach. Kurz passiert nichts. Ich höre es rascheln, weiß aber nicht was Noah macht. Dann kommt mir plötzlich ein starker Geruch nach Kiefer in die Nase. Bevor ich mich näher darauf konzentrieren kann, berührt mich etwas kaltes feuchtes am Arm. Augenblicklich beginnt das Prickeln in mir zu explodieren. Mein ganzer Körper wird davon erfasst. Ich will meine Augen aufreißen, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Ich erinnere mich daran, dass Noah wollte das ich ihn warne. Völlig von dem Prickeln überwältigt, versuche ich zu reden. Doch kein Ton verlässt meine Lippen. Mein Körper gehorcht mir nicht. Ich versuche die hochkommende Panik zu bekämpfen. Ich schreie meinen Körper an mir zu gehorchen. Dann reiße ich mich zusammen und versuche meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich hab nur einen Wunsch, ich will Noah warnen. Mein Körper darf danach alles tun, aber ich will, dass Noah bescheid weiß. Und ganz plötzlich höre ich durch das Rauschen in meinen Ohren hindurch meine Stimme wie sie sagt: "Noah, es ist zu stark. Ich kann es nicht beherrschen!"
"Versuch dagegen anzukämpfen, denk an was schönes!", Höre ich seine Stimme ganz leise. Ich versuche das Prickeln du bekämpfen, aber es breitet sich weiter und weiter aus, als es meine Fingerspitzen erreicht, verliere ich mich in einer nie gekannten tiefen Schwärze. Ich verliere die Besinnung und lasse Noah mit meinem Wolf alleine.

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Nach einer Woche Pause, habe ich es endlich geschafft, das Kapitel fertig zu schreiben. Die nächsten Wochen bin ich im Urlaub und muss Mal schauen, ob ich es schaffe regelmäßig zu veröffentlichen. Aber ich werde mein bestes geben. ☺️

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Im Schatten des WerwolfsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt