Willst du mit mir gehen?

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Sie blickte ängstlich in Richtung Fenster, jemand hielt ein Blatt Papier hoch und hüpfte auf und ab. Jedes Mal, wenn dieser jemand beim Hüpfen mit dem Gesicht auf der Höhe ihres Fensters war, schnitt er eine Grimasse oder grinste.

Als Annalena realisierte, wer es war, konnte sie die Erleichterung dermaßen spüren, dass sich ihre Schultern entspannten und die Last auf diesen sofort verpuffte.

„Depp" nuschelte sie. Robert hob ein Blatt Papier hoch, auf dem geschrieben stand „Willst du mit mir gehen? Ja, nein, vielleicht" und hüpfte dabei so ungalant auf und ab, dass sie einfach unweigerlich lachen musste. So herzlich, dass ihr die Tränen kamen.

Gerade noch wollte sie weinen, weil sie traurig war, kaum war dieser liebenswürdige Idiot an ihrem Fenster erschienen, hatten sich ihre Mundwinkel sofort nach oben bewegt. In diesem Moment realisierte sie wieder einmal sehr deutlich, wie wertvoll er war.

Sie öffnete das Fenster und hörte ihn rufen „Und, willst du?"
Sie war glücklich, er wollte mit ihr zusammen sein. So richtig, nicht nur Sex, nicht nur Küssen, auch sein Leben wollte er mit ihr teilen.
„JA!!" sagte Annalena fröhlich und ohne zu zögern. Noch nie hatte sie ein Ja so aus tiefstem Herzen gefühlt und ehrlich gemeint. Es fühlte sich zudem befreiend an, denn sie wusste, dass Robert und sie so viel mehr als nur sexuelles Interesse verband. Endlich konnte sie es benennen und in die Welt hinausschreien. Jeder sollte wissen, dass sie zusammengehörten!

„Dann fang mich" erwiderte Robert herausfordernd. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und überlegte, ob sie einfach aus dem Fenster hüpfen sollte, schließlich war dieses ja nicht so hoch oben, überlegte es sich dann aber doch anders und hastete zum Ausgang. Robert war fairerweise vor ihrem Fenster stehen geblieben und sprintete erst dann los, als sie in Sichtweite kam.

Sie rannte so schnell sie konnte, doch Robert war schneller. Das war aber auch unfair, schließlich waren seine Beine viel länger als ihre, dachte sie bei sich.
Doch sie gab nicht auf und rannte und rannte. Sie hatten das Gelände mittlerweile verlassen und Robert hastete in Richtung des angrenzenden Parks. Kurze Zeit verlor sie seine Spur, doch dann erblickte sie ihn wieder. Sie spurtete an einigen Passanten vorbei, die irritiert den Kopf schüttelten.

Annalena musste schmunzeln, was diese Leute wohl über sie dachten? Wahrscheinlich wie kindisch sie doch waren, doch im selben Moment realisierte sie mit einer Genugtuung, dass ihr das völlig egal war. Dass sie keinen Gedanken mehr daran verschwendete, was andere Menschen über sie dachten. Dies brachte eine unbeschreibliche Leichtigkeit in ihr Leben. Und wem hatte sie diese zu verdanken? Robert.

Der Gedanke daran verlieh ihr plötzlich eine solche Energie, dass sie Robert beinahe aufgeholt hatte. Er war zum Greifen nahe, doch plötzlich bog er ums Eck an einem relativ wuchtigen Baum vorbei, welcher die Sicht auf alles sich hinter diesem befindende verdeckte.

Robert rannte mit voller Wucht und einem lauten Krachen gegen eine Mülltonne, fiel kopfüber auf den Boden und die Tüte, die er in der Hand gehabt hatte, lernte mit samt deren Inhalt fliegen.

Annalena konnte nicht rechtzeitig abbremsen, stolperte über Robert und bekam eine Ladung Erdbeersahnetorte ins Gesicht. Der Rest des Inhaltes (Schokofondue) landete auf der Glatze eines grimmig dreinschauenden älteren Herrn, der gerade mit seiner Frau picknickte und die Natur genoss. Oder besser gesagt, genossen hatte. Er sprang verärgert auf, woraufhin sich der Hund einer Großfamilie, die in direkter Nähe ebenso picknickte, so sehr erschrak, dass er aufsprang und die Picknick-Decke mit sich riss, was zur Folge hatte, dass das jüngste Kind der Großfamilie anfing, aus voller Kehle zu schreien.

I can still recall our first summerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt