Annalena stieg ein Geruch von Essen in die Nase, als sie Roberts Wohnung betraten. In der Küche stapelte sich das Geschirr, er hatte wohl schon ein paar Tage nicht mehr abgewaschen, aber ansonsten sah die kleine Zweizimmer-Junggesellenbude eigentlich ganz ordentlich aus.
An den Wänden hingen unzählige Bilder von Robert, auf denen er mit seinen Kumpels abgebildet war. Irgendwelche Expeditionen im Wald, Reisebilder oder auch einfach Fotos, auf denen er frech grinsend in die Kamera schaute.
Er strahlte etwas so Unbeschwertes aus, eine Leichtigkeit, die Annalena gut tat. Er nahm das Leben nicht so ernst, lebte im Hier und Jetzt und dachte nicht so viel über das Morgen nach.
Annalena erwischte sich dabei, wie sie beim Betrachten der Fotos lächelte und sich in ihren Gedanken verloren hatte.„Möchtest du was trinken?", fragte Robert schließlich.
„Ich ähh...ein Wasser, bitte." Sie fühlte sich ertappt.
„Setz dich doch."Sie nahm auf der dunkelgrauen Ledercouch platz und ihr Blick fiel auf ein Bild, das Robert mit einer blonden Frau zeigte. Robert nahm dies wahr, reichte ihr ihr Wasser und sagte fröhlich: „Das ist meine Schwester."
Annalena spürte, wie ihr sofort leichter ums Herz wurde. War sie etwa gerade für einen kurzen Moment eifersüchtig gewesen? Was war nur los mit ihr?Robert gesellte sich zur ihr auf die Couch und fing an, Geschichten aus seinem Leben zu erzählen. Von seiner Schulzeit, den Streichen, die er seinen Lehrern gespielt hatte, Reisen, Ziele, die er verfolgte und seine Zeit bei denen Grünen.
„Der Partei bin ich vor 3 Jahren beigetreten, als ich das Gefühl hatte, ich brauchte etwas, mit dem ich mich wirklich identifizieren kann. Ich hatte einen unglaublichen Drang, etwas in der Welt zu verändern. Und ich kann dir sagen, es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens."
Annalena hing gebannt an seinen Lippen, am liebsten würde sie alles über diesen Menschen erfahren, der ihr da gegenüber saß und so lebendig über das Leben erzählte. Und zugleich hatte sie irgendwie das Gefühl, als würde sie ihn schon ewig kennen. Sie fühlte sich zu Hause. Zu Hause in einer Wohnung, die sie vor nicht einmal einer halben Stunde zum ersten Mal betreten und deren Besitzer sie erst vor ein paar Stunden kennengelernt hatte. Erklären konnte sie sich das nicht. Aber sollte sie dieses unbekannte Gefühl nicht einfach genießen? Warum etwas hinterfragen, das sie glücklich machte?
Robert verschwand in der Küche und kam mit zwei Bier zurück. „Auch eins?"
Bei einem Bier blieb es nicht, Robert drehte die Musik auf, sprang auf die Couch und zog Annalena mit sich.„He, was wird das?" Doch noch ehe sie sich versah, standen sie beide auf der Couch und Robert forderte sie zum Tanzen auf, was gar nicht so einfach war, da man mit den Füßen regelrecht in den Polstern versank.
„Hey Streberin, hab doch einfach mal Spaß und denke an nichts anderes."
„Hey Mister-ich-fahre-nachts-im-Zickzack-Roller-und-hetze-die-Polizei-auf-mich, sei doch einfach mal normal", erwiderte Annalena grinsend.
„Ach, normal..was ist das schon?! Wir sind noch lange genug erwachsen und haben genügend Zeit, um langweilig zu sein. Doch jetzt ist nicht der richtige Moment dafür...Darf ich bitten?"Robert streckte seine Hand in ihre Richtung aus und sah sie herausfordernd an. Sie zögerte einen Moment..warum eigentlich nicht? Was hinderte sie daran, mit ihm auf der Couch herumzutanzen wie ein kleines Kind? Eindeutig ihr Verstand. Doch der sollte jetzt die Klappe halten.
Sie ergriff seine Hand und ließ sich darauf ein. Er drehte die Musik lauter, doch selbst diese konnte ihr Herz, das ihr nun bis zum Hals schlug, nicht übertönen.Annalena fühlte sich wie in einem Rausch, leichtfüßig und glücklich. Sie tanzte. Sie tanzte immer weiter und wollte nie wieder damit aufhören. Er zog sie an sich, sie spürte seinen Herzschlag und seine Körperwärme. Seine großen Hände umfassten ihre Hüfte, sie schafften Stabilität. ER schaffte Stabilität, obwohl er doch derjenige war, der in ihrem Leben gerade alles durcheinander warf. Paradox.
Bei der letzten Drehung verlor sie plötzlich das Gleichgewicht, zog Robert mit sich und beide plumpsten auf die Couch, die den Sturz zum Glück abfederte. Robert landete beinahe auf Annalena, konnte sich aber im letzten Moment mit seinen Händen abstützen und blickte der mit dem Rücken auf der Couch liegenden Annalena nun direkt in die Augen.
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I can still recall our first summer
FanficAnnalena Baerbock tritt der Partei Bündnis 90/die Grünen bei. Fest entschlossen, etwas in der Welt zu verändern. Doch ahnt sie nicht, dass eine gewisse Begegnung SIE für immer verändern wird. Eine Gefühlswelt, die im Chaos versinkt, wunderbarer Sex...