Glück und Unglück nah beieinander

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Robert und Annalena waren spät dran, weshalb sie beschlossen, mit dem Elektroroller zu fahren, mit dem sie auch an dem Abend gefahren waren, an dem sie sich kennengelernt und die Begegnung mit dem übellaunigen Polizisten gehabt hatten.

Annalena schlang ihre Arme um Roberts Oberkörper und fühlte sich in ihren ersten gemeinsamen Abend zurückversetzt. Wie frei sie sich gefühlt hatte, wie sie Roberts Körper das erste Mal nah gekommen war... Das war gerade mal 2 Monate her und doch hatten sie schon so viel erlebt, dass sie sich schon gar nicht mehr vorstellen konnte, dass es für sie einmal ein Leben ohne Robert Habeck gegeben hatte.

Am Veranstaltungsort war die Stimmung ausgelassen, es hatten sich bereits viele grüne Anhänger und Parteimitglieder eingefunden und tranken gemütlich ihr erstes Bier. Es roch nach Sommer, überall standen Bierbänke behangen mit grünen Luftballons, kleinere Stände mit Essen waren aufgebaut und es gab sogar eine Hüpfburg, damit auch die kleinsten Gäste auf ihre Kosten kamen.

Robert und Annalena stiegen vom Roller, legten ihre Helme auf eine Bierbank und gesellten sich zu den anderen, von denen sie freudig begrüßt wurden. Claudia Roth kam stürmisch und mit offenen Armen auf die beiden zugerannt und drückte Annalena an ihre Brust. „Wie schön, dass ihr da seid. Auf eine erfolgreiche Wahlkampfveranstaltung!"

Die würden schon sehen. Wer mein Leben zerstört, den lasse ich nicht so ohne Weiteres davonkommen.

Es wurde eine Rede nach der anderen gehalten, die alle zumeist mit tosendem Applaus abgeschlossen wurden.
Der ein oder andere Querulant, der den Klimawandel leugnete, war natürlich trotzdem dabei, aber das gehörte schließlich dazu.

Ein kleines Mädchen kam auf Annalena zugerannt und sagte freudig: „Du bist mein Vorbild, darf ich bitte ein Autogramm von dir haben?"
Sichtlich gerührt kam sie der Bitte nach und drehte sich überglücklich zu Robert, der sagte „Siehst du, Anni, ich hab's dir doch gesagt. Die Leute werden verstehen, wer und wie du wirklich bist." Er drückte ihre Hand.

Meine Güte, Menschen wie diese grüne Mülltonne werden jetzt auch noch zum Vorbild für unsere Kinder ernannt. Es wird Zeit, dass ich da bald eingreife.

Langsam wurde es Abend, Annalena würde ihre Rede heute ganz zum Schluss halten, weshalb Robert sie vorerst noch einmal zum Tanz aufforderte. Sie gesellten sich zu den anderen tanzenden Menschen und ließen sich von der Musik treiben. Als auf einmal der Song „Movie Star" gespielt wurde.

„Unser Lied" schrie Annalena lauthals und Robert umschlang ihre Hüfte noch etwas fester.
Er führte sie und sie tanzten und tanzten und tanzten. Der Abend war unendlich, denn der Morgen war noch weit entfernt und das fühlte sich wundervoll an.
Mit jedem Gläschen Wein wurde die Stimmung ausgelassener und Robert zeigte Tanzeinlagen, von denen Annalena nicht wusste, dass er diese beherrschte.
Als sie schließlich schwitzend und erschöpft zur nächstbesten Bierbank taumelten, waren sie glücklich und dankbar für diesen Moment und diesen Sommer.

Noch einmal schön laden, dann kann es losgehen und sie werden sich wünschen, nie existiert zu haben.

Annalena ging auf die Bühne, denn ihre Redezeit war gekommen. Die Menschen versammelten sich langsam und es wurde ruhiger. Annalenas Blick schweifte durchs Publikum und blieb an Robert haften, der wie immer beide Daumen nach oben hielt und lächelte. Er war eben ihrer größter Supporter und sie war ihm so dankbar dafür.

Euch wird das Lächeln gleich noch vergehen, das schwöre ich euch.

Annalena rückte das Mikro vor ihr zurecht und begann zu sprechen. Robert und auch der Großteil des restlichen Publikums klebten gebannt an ihren Lippen.
„...und deswegen ist es so wichtig, dass wir alle zusammenhalten, denn unsere Erde soll unseren Kindern und Kindeskindern noch lange erhalten bleiben", beendete sie ihre Rede.

Jetzt oder nie. Jetzt wirst du für immer still sein und für alles büßen!

Robert schaltete zuerst, er sah eine vermummte Gestalt in Richtung Bühne rennen. Keine Sekunde später war ihm klar - dieser jemand wollte zu Annalena. Er konnte jedoch nicht erkennen, was die Gestalt in der Hand hielt, dafür war es bereits zu dunkel. Als diese sich einer der aufgestellten Laternen näherte und sie etwas Licht auf seine (man konnte mittlerweile erahnen, dass es ein Mann war) Hand warf, sah Robert es. Scheiße, eine Waffe!!!

Er stand auf, warf dabei die komplette Bierbank um und rannte so schnell ihn seine Beine trugen in Richtung Bühne. Alles kam ihm wie in Zeitlupe vor. Egal, was nun passierte, Hauptsache Annalena geschah nichts, er hatte ihr geschworen, für sie da zu sein, sie zu beschützen.

Annalena sah eine dunkle Gestalt auf sich zurennen. Der Mann drückte ab. Als sie realisierte, dass er auf sie schoss, war es schon zu spät und sie rechnete mit dem Schlimmsten. Doch jemand sprang vor sie. Robert. Ein Knall. Stille.

I can still recall our first summerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt