⠀ ⠀ ⠀ V. autumn envelops itself in dust and smoke

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»NEIN, NEIN. NEIN, DU brauchst es nicht einmal zu versuchen.« Dorian hob sein Kinn missbilligend und konnte tatsächlich für einen Mann missverstanden werden, der keine Widerworte duldete und seine Meinung als einzig wahre ansah. »Sie hat gelogen, die ganze Zeit. Wäre er nämlich so ein Arsch und hätte sie niemals geliebt, hätte er nicht alles für sie niedergebrannt.«

Alethea nahm unbeeindruckt einen weiteren Schluck ihres Weines, während sie sich bewusst wurde, wie sehr sie es vermisst hatte, mit ihm zu sprechen. Selbst wenn sie unterschiedliche Meinungen vertraten und ein Außenstehender dieses Gespräch für eine hitzige Diskussion halten konnte, war es dies beim besten Willen nicht.

»Ich habe dieses Buch sehr oft gelesen, Dorian. Und ich kann dir versichern, dass er ein unzuverlässiger Erzähler ist und Aurania die Wahrheit sagt. Sein Gerede über seine verstorbene Familie oder die offensichtlich gefälschten Gefühle Aurania gegenüber: Jämmerlich. Alexander kann keine Liebe empfinden und ist ein hochgradig gestörter Soziopath, der Aurania nur als sein Eigentum angesehen hat.«

Er kniff seine Augen zusammen und umfasste sein Glas, suchte in seinem Kopf ein weiteres Argument, das seine Seite unterstützte. Ihre Finger fuhren langsam über die Flamme der Kerze und sie beobachtete, wie sie sich um ihre Finger herum beugten, ohne ihre Haut zu verbrennen.

»Vielleicht kommen seine Gedanken etwas übertrieben rüber, weil er noch nie geliebt hat und gezwungen ist, zu improvisieren. Es liegt viel näher, dass Aurania die Lügnerin der beiden ist. Sie hat versucht ihn zu vergiften, während er seinem Gott abgeschworen hat für sie.«

Alethea schnaubte und lehnte sich an ihre Stuhllehne zurück. »Das tat er nicht für sie. Er tat es, weil er die kranke Vorstellung gehabt hat, er selbst wäre ein besserer Gott. Alexander ist wahnsinnig. Wahrscheinlich hat er sogar seinen Vater umgebracht.«

»Wie lösen wir das jetzt? Schreiben wir einen Brief an die Autorin? Oder entführen sie?«, überlegte er laut und nippte an seinem Getränk, stellte es wieder auf den Holztisch und Alethea konnte mit ansehen, wie sich das Kerzenlicht in dem Glas spiegelte. Als sie für einen Moment schwieg und auf ihre Lippe biss, als würde sie dies tatsächlich abwägen, grinste Dorian verträumt und nickte leicht Richtung Ausgang, um ihr zu zeigen, dass es Zeit war zu gehen.

Ein Gähnen entkam ihr und sie blickte auf die silberne Uhr um ihr Handgelenk, stellte schockiert fest, dass die beiden Freunde bereits drei Stunden in dem kleinen Pub saßen und sich über die unterschiedlichsten Dinge unterhielten, während sie eine Flasche Wein nach der nächsten leerten.

Gespräche an einem vernebelten Herbsttag über ihr Lieblingsbuch besaßen etwas Ruhiges; etwas, was sie ablenkte von all dem, das momentan schief lief.

Mit einem Nicken und dem Wissen, dass sie die Diskussion gewonnen hatte, trank sie den letzten Schluck ihres Rotweines, zog sich ihren Wintermantel an, welcher über ihrem Stuhl hing und nahm die Hand entgegen, die er ihr wie früher reichte. Ihr Kopf drehte sich etwas und sie kicherte, als er seine Arme um sie schlug, damit sie auf ihren Füßen blieb.

Die dünne Luft des schwach beleuchteten Pubs durchzog einen Dunst aus Kerzen- und Zigarettenrauch und ahmte damit den Nebel nach, der sich über die Welt außerhalb des Geschäftes gelegt hatte. Leise Gespräch und gemurmeltes Lachen schallte von den Wänden ab; waren eine herrliche Musik in ihren Ohren, die sie dazu brachte ihre Augen zu schließen.

»Professor Riddle ist entspannter als sonst.«, sagte Dorian und legte ein paar Galeonen auf den verborgenen Tisch, an dem sie ihre letzten Stunden verbracht haben. Verwirrt über seinen rasanten Themenwechsel hob sie eine Augenbraue. »Verzeihung? Wie kommst du nun auf ihn

devotion till violence.     professor riddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt