⠀ ⠀ ⠀ III. behead the hydra and two shall grow anew

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»FÜR DEINE SCHLAFPROBLEME.«, kam es von Delilah und in Aletheas Augenwinkel erkannte sie, wie ihre Freundin in ihre Tasche griff und eine Handvoll gläserner Phiolen hinaus holte. Das gebrochene Schweigen fiel zu Boden, während sie überrascht musterte, wie das trübe Morgenlicht, das durch die Maßwerkfenster in die Korridore fiel, die Flüssigkeit golden glänzen ließ und im Fernen für das reinste Sonnenlicht gehalten werden konnte.

»Ich habe sie probiert, damit ich dich nicht vergifte. Sie wirken und haben mich nicht umgebracht. Einschlafen wie ein Baby in der Flasche, Rezept von meiner Großmutter.« Ein stolzes Lächeln legte sich um ihre Lippen, als die Phiolen wieder in einem samtigen Beutel verschwanden.

Unvorbereitet nahm Alethea ihn entgegen; ihr Mund offen, da sich keine ausreichenden Worte auf ihrer Zunge bilden konnten. »Ich—«, begann sie ihr Stammeln und Delilah schüttelte nur ihren Kopf. »Kein Dank von Nöten, es war kein Selbstloser Akt. Dein Schlafmangel ruft sehr schlechte — ja, beinah fürchterliche — Charakterzüge bei dir hervor und ich ziehe es vor in meinem jungen Alter noch keine grauen Haare zu bekommen.«, sagte Delilah und hackte sich bei Alethea ein, nachdem sie durch ihr goldenes Haar gefahren ist.

Weder widersprach sie, noch bestätigte sie die Worte ihrer einzigen Freundin. Delilah hatte natürlich recht und Alethea konnte ihr nicht für ihre leichte Provokationen böse sein, da es sie selbst anstrengte. Eine für sie untypische Gereiztheit war nun ihr engster Gefährte und jedes Mal wenn sie einen zu scharfen Satz sagte und der dunkle Mann auf ihrer Schulter applaudierte, erfüllte es Alethea mit Reue, die er versuchte zu ersticken.

»Trotzdem danke.«

Anstatt ihr ein Lächeln zu schenken; ihre Dankbarkeit nicht nur mit Worten deutlich zu machen, kaute Alethea an der aufgerissenen Haut ihrer Lippen herum. Kurz dachte sie an den dunklen Lippenstift, der nun ruiniert war und ließ ein paar Strähnen ihres dunklen Haares in ihr Gesicht fallen, um sich hinter ihm zu verstecken.

Delilah bemerkte den leichten inneren Umschwung ihrer Freundin, die begann, sich in ihren Gedanken zu verirren, und führte sie weiter durch die Korridore, während sie ein Thema zur Ablenkung suchte.

»Hast du schon gehört, dass Dippet die Ersetzung von Binns nun offiziell gemacht hat?«, begann sie die Gerüchte zu wiederholen, die die Schüler am Leben halten zu schien. Nichts Wichtiges, nichts wirklich Interessantes, doch eine Ablenkung. Und alle brauchten an dieser Akademie eine Ablenkung.

Alethea stieß ein zufriedenes Seufzen aus und schulte ihre Ledertasche erneut, als diese versuchte, ihr zu entkommen.

Es wurde Zeit, dass der Schulleiter aktiv wurde und den Professor endlich ersetzen ließ, dem Horrorspiel ein Ende bereitete. Die schleichende Totenstarre hatte beinahe seinen gesamten Körper eingenommen und sein Gesicht in eine verzerrte, gelähmte Maske gewandelt, die ihn mit jedem Tag etwas weniger menschlich erschienen ließ.

Bald würde er auch seine letzten menschlichen Züge verlieren, an die er sich so fest geklammert hatte; zu einer namen- und gesichtslosen Leiche werden, ohne Geschichte und Erinnerungen. In den ersten Jahren ihrer Akademiezeit, hatten sie Albträume über ihn heimgesucht und die Angst, eines Tages demselben Schicksal zu erliegen, sie wie ein Schatten verfolgt.

Ihre Obsession mit dem Tod war auf den toten Professor zurückzuführen. Beinahe freute sie sich irgendwann dem wahren Ende gegenüberzustehen und wollte niemals länger leben, als die Moiren für sie vorgesehen haben.

Alethea war verliebt in den Tod und akzeptierte die Sterblichkeit, damit sie nach dem letzten Schlagen ihres Herzen keinen Platz für Verwirrung besaß und so in das Jenseits entkam. Sie liebe es zum Sterben verdammt zu sein; liebte, dass jeder Moment ihr letzer sein könnte und die Schönheit niemals schöner ist, als in jenem Moment.

devotion till violence.     professor riddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt