⠀ ⠀ ⠀ XI. watch your heritage burn

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DIE WENIGEN SACHEN, für die Alethea sich entschieden hat, lagen sorgfältig zusammengefaltet in ihrem Reisekoffer; Schulbücher klemmten an der rechten Seite und weitere verweilen in ihrer Tasche; die mit Kräutern und Tränken gefüllte Holzschatulle, saß direkt in der Mitte, von einem Pullover verdeckt.

»Du kannst ihn auch hier lassen.«, meinte Delilah, die neben ihrem Koffer auf dem Bett platz genommen hatte und Érebos mit einer Bürste von seinem gelösten Fell befreite. »Er hilft mir beim Einschlafen.«

Ihre blonde Freundin sah sie an und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie hob den Kater hoch, zwischen ihren Händen gefangen und blickte ihn an, als sei er das entzückendste Baby. »Ich danke dir, dass du dich so gut um sie kümmerst, mein kleiner Freund!«, sagte sie mit hoher Stimme, und Alethea schnaubte. »Sie will es ja selbst nicht machen. Du musst jetzt nur noch dafür sorgen, dass sie auch vor um drei ins Bett geht und nicht so lange aufbleibt.«

Alethea schloss den Koffer etwas zu kräftig, was Érebos zusammenzucken ließ und mit empörten Blick wandte er sich an Alethea. Als wollte er sie dafür verurteilen. »Ich kümmere mich sehr wohl um mich selbst. Das habe ich mein gesamtes Leben gemacht.«, erinnerte sie und ging zu der Kommode, um Delilahs Blick auszuweichen.

Der Wahrheit ins Augen zu blicken, wäre zu grausam. Wer wollte schon sehen, wie niedrig die tatsächliche Sorge um sein eigenes Wohl war? Wo blieb Aletheas Arroganz, wenn sie sich lieber zerstörte, als sich selbst zu retten?

Die dunkle Spieluhr zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Hinter Büchern und Schmuck stand sie in der letzten Ecke, beinahe komplett vergessen. Seit der Unterhaltung mit Professor Riddle und der Äußerung seiner Theorie, sie sei den dunklen Mächten gegenüber so anfällig wie die Motten dem Licht gegenüber, hatte sie sich nicht mehr getraut sie zu öffnen, um der Melodie zu lauschen und der Tänzerin Tanz zu beobachten.

Und beinahe hätte es sie in den Wahnsinn getrieben.

»Wie lange wirst du fahren?«, erkundigte sich die goldene Hexe und Alethea blinzelte, riss sich von der magischen Spieluhr fort. »Um die zwölf Stunden. Ich kann die Zeit gut gebrauchen, um einfach abzuschalten.«

»Und verdient hast du es. Deine Noten sind besser als in allen Jahren davor und ich habe das niemals für möglich gehalten. Du verbringst so viel Zeit damit zu lernen, dass es ein Wunder ist, dass dein Kopf noch funktioniert. Alethea, während deines ganzen Nachdenkens hast du keine Zeit nachzudenken. Du brauchst Ruhe.«

»Diese bekomme ich bestimmt, wenn ich das Grab meiner Mutter besuche.«, sagte sie trocken und schob die Spieluhr trotzdem in den Koffer; konnte Delilah immer noch nicht ansehen. »Ale, du hast gestern bis weit nach Mittag geschlafen. Merkst du nicht wie erschöpft du von der Woche warst?«

Alethea unterband sich zu erwähnen, warum sie so erschöpft gewesen war. Von Scherben durchlöchert zu werden, eine Panikattacke, Schmerzen zu überwinden und von Riddle geheilt zu werden, zog jegliche Kraft aus ihr.

Ohne von Träumen geplagt, war sie vorgestern Nacht in ihr Bett gefallen und hatte geschlafen, bis die Sonne bereits wieder dabei war unterzugehen. Danach war sie noch müder gewesen; hatte den ganzen Tag in ihrem Bett verbracht und mit dem Schnurren von Érebos als Hintergrundgeräusch gelesen, in der Hoffnung, sie müsste nie wieder nachdenken.

»Oder gab es ein anderen Grund warum zu so erschöpft warst?«, fragte Delilah zögernd und ohne eine verräterische Emotion zu zeigen, drehte Alethea ihren Kopf zu ihr. »Wegen jemand anderen?« Als sie das verschmitzte Lächeln auf den Lippen ihrer Freundin erkannte, beruhigte sich ihr rasendes Herz erneut. »Ich habe dich mit Edmund Creadge gesehen. Ihr wirktet sehr zufrieden, als ihr gegangen seid.«

devotion till violence.     professor riddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt