Kageyama PoV
„Und? Was sagst du?", fragte ich und drehte mich vor meinem aufgeklappten Laptop um die eigene Achse. Hinatas Gesicht wurde auf dem Bildschirm größer, als er näher kam, um mich besser zu sehen.
„Das ist ein schwarzes Shirt und eine schwarze Hose. Setz noch ein schwarzes Cappie auf und zieh eine schwarze Jacke an und du siehst aus, wie Darth Vader", sagte er stirnrunzelnd und schüttelte den Kopf.
Ich seufzte und wandte mich wieder meinem Spiegel zu. „Aber schwarz passt zu mir... damit seh ich nicht absolut lächerlich aus. Und vor allem nicht so, als ob ich mich extra hergerichtet hätte", sagte ich und betrachtete mich von oben bis unten. Hinata hatte absolut recht. Ich sah total langweilig aus.
„Okay, raus mit der Sprache: wen willst du beeindrucken?", fragte Hinata plötzlich und ertappt zuckte ich zusammen, während ich versuchte eine neutrale Miene auszusetzen.
„Niemanden", antwortete ich lahm und sofort zuckte ich noch einmal zusammen, als ein lauter Ruf aus dem Laptop schallte. „Ha! Verarschen kannst du jemand anderen! Du bist total rot im Gesicht! Wer ist es? Jemand aus dem Volleyballteam?", rief er laut und grinste von einem Ohr zum anderen.
Ich druckste ein wenig herum, doch ich wusste, dass ich ihm nichts vormachen konnte. Ich seufzte und schlug mir die Hände auf meine erhitzten Wangen. „Er heißt Oikawa... er ist der Kapitän", stöhnte ich auf. „Aber es ist nicht so, wie du denkst. Er ist ein Alpha und absolut arrogant und egoistisch und -" - „Ach so sehr magst du ihn also?", grinste er breit.
„Halt die Klappe, Idiot", fauchte ich halbherzig. „Okay, okay", lachte er und hob die Hände. „Ein Alpha also. Gutaussehend? Groß?" Ich nickte ergeben und stützte mich auf den Tisch ab.
„Und ich glaube, ich bekomme meine Hitze", murmelte ich. Ich hatte es im Laufe des Tages gemerkt. Der stetige Druck in meinem Kopf hatte zugenommen, mir war unangenehm heiß und auf meiner Haut kribbelte es, sobald ich mich in einer Menschenmasse bewegte. Ganz leise in meinem Hinterkopf wiederholten sich immer wieder die warnenden Worte der Apothekerin, doch entgegen ihrem Rat lag eine weitere Tablette vor mir auf dem Tisch bereit, die ich nehmen würde, sobald ich losging.
Hinata machte ein besorgtes Gesicht. "Scheiße. Ist es dann ratsam, dass du heute Abend dorthin gehst? So viele Menschen... und vor allem Alphas! Kageyama, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", sagte er nervös und schüttelte den Kopf.
"Ich sehe es nicht ein, mich einzuschränken, nur weil ich meine Hitze habe. Ich bin genauso fähig Teil dieser Gesellschaft zu sein wie alle anderen", sagte ich trotzig und verschränkte die Arme.
„Das behaupte ich doch auch nicht. Aber du bist halt wer du bist... und es kann doch nicht gesund sein, wenn du all diese Medikamente nimmst", erwiderte er besorgt.
Mein schlechtes Gewissen und Zweifel, die ich die ganze Zeit versuchte zu unterdrücken wurden stärker und kurz zog ich es wieder in Erwägung zu Hause zu bleiben.
Doch dann tauchte das hübsche, lächelnde Gesicht des gut aussehenden Kapitäns vor meinem inneren Auge auf und ich straffte meine Schultern. Ich würde mir nicht vor ihm die Blöße geben und schwach sein! Sie hielten mich doch sowieso schon alle für einen Sonderling, da wollte ich ihnen nicht auch noch Futter für diese Meinung geben!
Ich packte die Tabletten und presste mir eine aus der kleinen Aluverpackung. Mit dem bereitgestellten Glas Wasser spülte ich das ganze herunter und sah dann meinen besten Freund an.
„Ich weiß deine Sorgen zu schätzen. Aber heute ist das erste mal seit langem, dass ich mal wieder zu einem größeren Event eingeladen werde. Und das werde ich mir nicht durch so etwas kaputt machen", sagte ich und schaute ihm fest in die Augen.
Hinata sah aus, als ob er etwas erwidern wollte, zuckte dann jedoch mit den Schultern und seufzte ergeben. „Wohl ist mir bei der Sache nicht, aber gut, es ist deine Entscheidung. Versprichst du mir, dass du dich meldest wenn etwas passiert?", fragte er mich und ich nickte. „Ich verspreche es."
Wir verabschiedeten uns voneinander und ich schaute mich ein letztes Mal im Spiegel an. Dann griff ich zu meinem schwarz karierten Hemd und packte meine restlichen Sachen in die Hosentasche, bevor ich das Haus mit meiner kleinen Wohnung verließ.
Der Garten, in dem die Party der Sportfakultät stattfinden würde war eine kleine Grünfläche mit einem Grill- und Feuerplatz, einigen Stühlen und Tischen sowie einem Volleyballplatz und mehreren Tischtennisplatten. Sie lag in der Nähe der Wohnheime, fußläufig nur wenige Minuten von meiner Wohnung gelegen.
Die laute Musik und die vielen Stimmen hörte ich schon, noch bevor ich die Party sehen konnte und mein Unwohlsein verstärkte sich mit jedem Schritt, den ich näher auf die riesige Gruppe an Menschen zu lief. Aus den Lautsprechern dröhnte der Bass, ich hatte keine Ahnung, wie lang diese Party schon lief, denn der Großteil der Menschen war betrunken.
Gerade, als ich überlegte, ob ich nicht doch wieder gehen sollte, legte sich ein Arm um meine Schulter und jemand grölte in mein Ohr: „Kageyama! Du bist ja wirklich gekommen!"
Ich wandte mich zur Seite und sah das Team der Volleyballer fast vollständig auf mich zu kommen, während Kuroo mich fest im Arm hielt. Sein Geruch war gezügelt und doch drang er mir in die Nase. Er roch nach Regen an einem Sommertag, nach etwas frischem, luftigen.
Dann fiel mein Blick auf Oikawa und mir entging nicht der missbilligende Blick auf Kuroo, den er mit einem Grinsen überspielen wollte.
„Das muss gefeiert werden! Warte nur ab, bis du von der Bowle probiert hast, Kageyama! Heute feiern wir offiziell, dass du Teil unseres Teams bist", rief Kuroo und erntete einige zustimmende Lacher.
Jemand drückte mir einen Becher in die Hand und plötzlich war es nicht Kuroo, sondern Miya, der mir ins Gesicht lachte. „Trink das, das hilft dir, ihn zu ertragen", zwinkerte er. Dann hielt er kurz inne und lehnte sich ein Stück nach vorn.
Ich wusste, dass er meine Pheromone roch und ich wand mich aus seiner Umarmung. Er kratzte sich am Hinterkopf und räusperte sich etwas. „Sei bitte etwas vorsichtig, ja? Bei solchen Veranstaltungen... sind nicht immer nur gute Kerle unterwegs...", sagte er und ich schaute mich automatisch etwas um.
Ich wusste das. Natürlich wusste ich das, schließlich war ich schon eine Weile ein Omega. Auch wenn ich es sonst immer gemieden hatte, während meiner Hitze in zu große Menschenmassen zu gehen. Ich vertraute darauf, dass das Medikament seinen Dienst tat. Heute wollte ich frei sein! Endlich mal das tun, worauf ich Lust hatte!
„Ich pass schon auf mich auf", antwortete ich also nur. Als ich den anderen, die sich mitten ins Getümmel gestürzt hatten folgen wollte, fiel mein Blick wieder auf Oikawa und ich musste schlucken. Seine Augen beobachteten jeden meiner Schritte und ich hatte das Gefühl, er würde mich röntgen. Wie ein Raubtier seine Beute...
DU LIEST GERADE
Drowning in your pheromones || Oikawa x Kageyama
FanfictionInhalt: Seit er sich als Omega manifestiert hatte und die lange Linie an Alphas in seiner Familie unterbrochen hat, versucht Kageyama, mit dieser unerwarteten Wendung in seinem Leben klarzukommen. Er bleibt gern unter dem Radar, fällt nicht sonderli...