Oikawa PoV
Das Tippen auf Kenmas Tastatur machte mich fast wahnsinnig in der sonst so stillen Bibliothek, wo wir ihn und Kuroo getroffen hatten. Ein kurzer Anrufsversuch bei Kageyama zeigt uns, dass er auch Kenma sowie alle anderen Mitglieder des Volleyballteams blockiert hatte. Unser Trainer, sowie das Managerteam konnten uns nur sagen, dass er sich auf unbestimmte Zeit krank gemeldet hatte, was meine Alarmglocken noch lauter klingeln ließ, aber natürlich auch einfach eine Ausrede sein konnte.
"Also", riss Kenma mich aus meinen Gedanken. Er drehte seinen Laptop, damit wir alle auf seinen Bildschirm schauen konnten. "Es gibt mehrere Sitze der Firmen von Kageyamas Eltern. Aber das hier ist der Hauptsitz. Ich bezweifle jedoch, dass man ohne Termin und vor allem ohne Grund nicht einfach so da rein kommt. Vor allem nicht du, Oikawa", sagte er und markierte eine Adresse im Stadtinneren auf der Karte.
"Das ist mir egal. Und wenn ich jede einzelne Zweigstelle abgrasen muss", sagte ich grimmig, woraufhin Kenma seufzte. "Du kannst dort nicht einfach hineinspazieren und den großen Alpha markieren. Wenn, das, was du über Kageyamas Mutter gesagt hast, wahr ist, kannst du nichts 'vorweisen', um dich in irgendeiner Weise als 'würdig' zu erweisen", sagte er und setzte die beiden Worte extra in Anführungszeichen, sodass ich ihm seine Aussage nicht übel nahm.
"Ich habe leider keine Ahnung, wo seine Familie wohnt... und wenn er uns alle blockiert hat... dann bleibt dir wohl trotzdem nichts anderes übrig", sagte er schulterzuckend und ich nickte. Kuroo legte seine Hände auf die Schultern des Jüngeren und lächelte leicht. "Du hast trotzdem dein Bestes gegeben, Kenma", sagte er und Kenmas Wangen färbten sich rosa, während er den Blick senkte.
Iwaizumi schaute mich an. "Also... dann in die Hauptzentrale? Was willst du denen dort sagen?", fragte er skeptisch und ich zog mir meine Jacke über, als ich spürte, wie mein Handy in der Jacke vibrierte. "Keine Ahnung, das werde ich mir-...", ich verstummte, als ich Kageyamas Namen auf dem Bildschirm sah. Sofort betätigte ich den grünen Hörer.
"Kageyama?", fragte ich außer Atem und auch die Blicke von Iwaizumi, Kuroo und Kenma wurden groß. "Ehm... hier ist Miwa, Tobios Schwester... du bist Oikawa richtig?", sagte eine weibliche Stimme und mein Herz klopfte förmlich in meinem Hals. "Bin ich. Geht es ihm gut?", fragte ich atemlos und einige Sekunden lang war es still in der Leitung. "Miwa? Geht es ihm gut?", fragte ich mit Nachdruck und hörte, wie sie am anderen Ende der Leitung tief und flatternd Luft holte.
"Es geht ihm nicht gut, Oikawa", flüsterte sie und mir wurde bei ihren Worten direkt speiübel. "Ich weiß nicht ganz, was es ist... aber der Arzt meinte, es hängt mit dir zusammen und um seine Theorie zu bestätigen, braucht er deine Pheromone. Kannst du herkommen? Bitte?", fragte sie flehend und ich musste bei ihrer Bitte fast lachen. "Darum musst du mich nicht bitten. Wo ist er gerade?"
***
Der akkurat gepflegte Vorgarten, die massive Einfahrt zum Haus der Kageyamas, das eindrucksvolle Gebäude... all das rückte ganz weit in den Hintergrund, als ich die Schwelle des Haupteinganges übertrat. Die Pheromonwelle schlug mir förmlich entgegen und alle Instinkte in mir schrien, meinem Omega zur Hilfe zu eilen.
Ich atmete tief durch und ließ mich von der netten alten Haushälterin Mei durch die Eingangshalle führen. Sie musste eine Beta sein, oder eine Omega, die an einen Partner oder eine Partnerin gebunden war, denn sie schien sich gar nicht an dem Geruch zu stören, während mir fast die Luft weg blieb. Der Lavendelduft tanzte um meine Nase, wurde intensiver und lockte mich förmlich automatisch in die Richtung, in die wir gingen. Jede Pore nahm die Pheromone auf.
Wir erklommen mehrere Stufen und bogen schließlich in einen Flügel ein, an dessen Ende eine Tür angelehnt war und mehrere Stimmen heraus drangen. Bevor wir die Tür jedoch erreichten schwang sie von Innen weiter auf und eine schlanke, hochgewachsene Gestalt trat heraus. Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren und einem wachsamen Blick, genau wie der von Kageyama, auch wenn ihre Augen nicht ozeanblau, sondern grau waren. Trotz ihrem blassen Gesicht und ihren blutunterlaufenen Augen, die eindeutig nach zu wenig Schlaf schrien, lächelte sie erleichtert, als sie mich sah und streckte ihre Hand aus.
"Du musst Oikawa sein, richtig? Ich bin Miwa", sagte sie ohne Umschweife und nach kurzem Zögern schloss sie mich in eine Umarmung. Ich war kurz überrumpelt, schloss dann meine Arme jedoch um ihre Gestalt. Dann nahm sie wie selbstverständlich mein Handgelenk und zog mich mit sich in den Raum hinein.
Ich musste mich zusammenreißen, nicht auf der Stelle durch das Zimmer zu sprinten, mich meinem Omega um den Hals zu schmeißen, ihn an mich zu drücken und jedem, der auch nur ein Finger nach ihm ausstreckte, anzuknurren. Mein Instinkt reagierte sofort auf den riesigen Pheromonschwall, der sich die letzten Tage in diesem Raum angestaut hatte und ich hatte Mühe ihn zurück zu drängen, so intensiv war Kageyamas Geruch.
Das Zimmer war schlicht eingerichtet, keine persönlichen Sachen waren zu sehen, als ich meinen Blick kurz schweifen ließ, der schließlich an einem großen Bett hängen blieb, um den sich ein paar weitere Menschen tummelten. Als ich näher heran trat lächelte mir Kageyama schwach aus dem Bett zu und ich nahm unwillkürlich war, wie sich seine Nasenflügel blähten, als er tief einatmete, je näher ich an ihn heran trat.
"Oikawa", murmelte er schwach grinsend und hob dann die Hand, hielt jedoch inne, schaute nach links zu seiner Mutter die mit verschränkten Armen da stand. Zu meiner Überraschung senkte sie einfach ihren Blick, schürzte zwar ihre Lippen, machte jedoch keine Anstalten uns zurück zu halten. Ich überbrückte also die letzte Distanz zwischen uns und nahm seine Hand in meine.
"Hey Darling", murmelte ich und strich ihm eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. "Da lass ich dich einmal aus den Augen..." Seine Wangen färbten sich rosa, ob nun wegen der unangenehmen Erinnerung unserer Trennung oder wegen des Kosenamens, ich wusste es nicht, aber es war mir auch herzliche egal.
Ihn jetzt so aus der Näher zu sehen, brachte den Alpha in mir zum knurren. Er wirkte schwach, ausgelaugt, fiebrig. Sein Gesicht war eingefallen, doch seine blauen Augen leuchteten mir aus dem sonst weißen Gesicht entgegen. Ich beugte mich nach vorn und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. Ich hörte, wie er tief einatmete und einen wohligen Seufzer vernehmen ließ.
Ein Räuspern erinnerte mich, dass wir nicht allein waren und ich wandte mich zur Seite, ein spitzes Kommentar schon auf der Zunge, als mich der Blick eines unbekannten Mannes traf, eindeutig ein Arzt mit seinem weißen Kittel über seinen Anzug gezogen. "Oikawa-san, ich bin aktuell der behandelnde Arzt von Tobio und entschuldige mich, Sie so plötzlich hierher zitiert zu haben. Wenn Sie erlauben, würde ich gern seine Symptome mit Ihnen teilen, sowie meine Theorie zum Behandlungsverlauf... solang alle damit einverstanden sind?"
Er schaute in die Runde und ein allgemeines Nicken gab ihm die Zustimmung, zu erklären.
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Drowning in your pheromones || Oikawa x Kageyama
FanfictionInhalt: Seit er sich als Omega manifestiert hatte und die lange Linie an Alphas in seiner Familie unterbrochen hat, versucht Kageyama, mit dieser unerwarteten Wendung in seinem Leben klarzukommen. Er bleibt gern unter dem Radar, fällt nicht sonderli...