Unterlegenheit

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Oikawa PoV

„Es wäre schön, wenn Sie darauf achten, dass die Alphas nicht überall ihren Duft verbreiten, nur weil sie denken, ihnen gehört der gesamte Campus", rief der schwarzhaarige Schönling aufgebracht und stürmte dann an mir vorbei, die Hand immer noch auf seine Nase gedrückt.

Ich schaute ihm noch einige Sekunden nach, denn auch wenn er schon längst aus der Tür verschwunden war, war da immer noch dieser leichte Geruch nach... Lavendel? Komisch, normalerweise nahm man hier keine anderen Pheromone war. Die der wenigen anderen Alphas rochen unangenehm aus der Nähe, aber ansonsten nicht wahrnehmbar. Konnte es sein, dass...

„Yuna-san? Dieser Kerl... wer war das?", fragte ich die Sekretärin unserer Sporthalle. Sie schaute nervös umher. „Du weißt, dass ich darüber nicht offiziell sprechen darf, Tooru", tadelte sie mich, doch sie zwinkerte, sodass ich schnell umschaltete und mich noch ein wenig mehr nach vorn lehnte. Ich wusste, dass meine Pheromone bei ihr als Beta nichts brachten, doch ich wusste, wie ich meinen sonstigen Charme spielen lassen konnte, um zu bekommen was ich wollte. So war es schon immer gewesen.

„Kommen Sie. Wird er hier arbeiten? Ist er ein Student? Er hat doch gerade einen Vertrag unterschrieben, oder nicht?", raunte ich ihr zu und lächelte warm. Ihr Wangen wurden rosa und sie strich sich fast schüchtern ihre Haarsträhne hinters Ohr, während sie sich räusperte.

„Also... ja. Aber sag es niemanden weiter, Tooru okay? Sonst bin ich meinen Job los", sagte sie und schaute sich erneut um. „Ich würde doch nie etwas tun, um Ihren Job in Gefahr zu bringen", zwinkerte ich. „Also gut, das war Kageyama Tobio, ein Student aus dem dritten Semester. Er muss ein Projekt in Business Administration ablegen und hat sich dafür das Managementteam des Volleyballclubs ausgesucht. Du wirst ihn also wiedersehen, Capitän", sagte sie und lächelte charmant.

Ich blinzelte. Er wird unser Managementteam unterstützen? Ich hatte ihn nicht lang angeschaut, doch die wenigen Sekunden haben gereicht um zu erkennen, was für eine sportliche Statur er hat.

„Und ich nehme an, Sie kennen sein Sekundärgeschlecht nicht, oder? Das meinte er sicher mit Gesundheitszeugnis", murmelte ich abwesend und überlegte.

„Ich hoffe für ihn, dass er nur ein Beta ist. Als Omega wird er es hier nicht leicht haben", seufzte sie und ich nickte. Genau den gleichen Gedanken hatte ich ebenfalls. Wenn ich allerdings an seine Reaktion zurück dachte...

Ich ließ mir von Yuna-san den Schlüssel für die Halle geben und machte mich auf in Richtung der Umkleiden. Währenddessen kreisten meine Gedanken permanent um den geheimnisvollen Schönling.

Wenn er wirklich ein Omega war, müssen meine Pheromone ihm ziemlich zugesetzt haben. Hier, in der Testosteronüberladenen Umgebung des Sportcampus konnte ich meinen Pheromone ein wenig mehr Raum zur Entfaltung geben als anderswo. Ich musste sie nicht unterdrücken, so wie auf dem Rest des Campus. Denn die Chance, dass einem hier ein Omega über den Weg lief, ging gegen null.

Omegas gaben sportliche Aktivitäten nach ihrer Geschlechterbestimmung normalerweise auf. Die Umgebung vor allem mit Alphas, die unter den aufgepeitschten Emotionen gut und gern ihre Pheromone nicht mehr unter Kontrolle halten konnten, war gefährlich und ließ sich meistens nur mit starken Hitzeblockern unterdrücken.

Aber er würde ja nicht spielen... er ist lediglich Teil des Managerteams...

Ich schüttelte den Kopf. Seit wann machte ich mir Sorgen, was aus Omegas wird? Normalerweise vermied ich es so gut es ging mit ihnen in Berührung zu kommen und halte sie meist auf Abstand. Ich mochte es nicht, was für einen Einfluss Omegas auf andere haben konnten. Selbst Betas wurden durch ihr hübsches Äußeres verzaubert und fühlten sich zu ihnen hingezogen. Geschweige denn wir Alphas.

Wir waren ihnen vollkommen ausgeliefert und verhielten uns wie Tiere, wenn sie es schafften uns mit ihrem Duft zu betören. Sie waren schuld, wenn Alphas die Kontrolle verloren, so viel war sicher.

Besser ich hielt mich also von diesem Kageyama fern. Wenn meine Vermutung stimmte, dann würde ich auf der Hut vor seinen Pheromonen sein müssen. Schade eigentlich... unter anderen Umständen hätte ich versucht meinen Charme spielen zu lassen und von meinen Qualitäten zu überzeugen. So jedoch sollte ich lieber mehr als weniger Abstand zu ihm halten.

Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen aus den tiefblauen Augen aus meinem Kopf zu bekommen und lief aus der Umkleide in die Halle, um mich schon einmal warm zu laufen. Das Training für die kommenden Wochen würde hart werden und ließ keinerlei Ablenkung zu. Ich musste fokussiert bleiben, um meine Mannschaft, die ich in der letzten Saison gemeinsam mit dem Coach handverlesen ausgesucht habe, auf Kurs zu halten und endlich die Meisterschaft zu gewinnen. Alles andere hatte keine Priorität.

Entschlossen beschleunigte ich meine Schritte und hörte erst mit dem Laufen auf, als meine Mitspieler die Halle betraten und sich ebenfalls warm machten.

Das Training war wie immer hart und fordernd. Als wir nach zwei Stunden unter den Duschen standen, hatte ich den schwarzhaarigen Studenten fast wieder vergessen und so schlenderte ich vollkommen gedankenlos mit meinem besten Freund Iwaizumi und einigen anderen aus dem Team durch die Gänge unserer Halle, bis wir wieder bei Yuna-sans Tresen vorbei kamen.

Ich nahm seine Präsenz war, noch bevor ich ihn sah. Der leichte Duft nach Lavendel, nicht mehr als ein Hauch, der in der Luft schwebte. Als ob er unter einer unsichtbaren Oberfläche lauern würde, bereit sich jeden Moment voll zu entfalten.

„Yuna-san! Haben Sie einen neuen Raumduft aufgestellt? Riecht wirklich super", rief unser Mittelblocker Kuroo hinter mir und streckte unbewusst den Hals, womöglich, um noch mehr dieses wohligen Geruchs wahrnehmen zu können.

Yuna-san hatte ihn offenbar nicht gehört, denn sie war ganz vertieft in ihre Unterlagen gewesen. Dafür hatte sich Kageyama zu unserer Gruppe herum gedreht und schaute uns nun grimmig und mit verschränkten Armen an. Er war schlank, groß und hatte helle Haut, die einen herrlichen Kontrast zu seinen schwarzen Haaren und den blauen Augen darstellten. Er schien fast zu leuchten.

Ich erinnerte mich an das, was er gesagt hat. Sofort spannte ich die Zügel in mir etwas fester und unterdrückte den Pheromonfluss ein wenig. Bildete ich mir das ein oder zitterten seine Beine etwas? Kein Wunder! In unserem Team befanden sich neben mir noch drei weitere Alpha, die gerade ungehemmt ihre Pheromone ausstießen.

Ich wollte gerade etwas zu den anderen sagen, als Yuna-san das Wort an uns richtete. „Oh ihr Lieben, schön, dass ihr gerade hier seid. Darf ich euch das neuste Mitglied eures Managementteams vorstellen? Kageyama Tobio, ein Drittsemestler aus dem Bereich Management und Sportwissenschaften. Bitte heißt ihn herzlich willkommen und bereitet ihm seinen Anfang so unbeschwert, wie nur möglich, okay?"

Wir schauten uns kurz an, dann sah ich wie seine Augen sich etwas verengten. Doch bevor ich irgendetwas sagen konnte, sprach plötzlich Iwaizumi: „Sag mal... kann es sein, dass du ein Omega bist?"

Drowning in your pheromones || Oikawa x KageyamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt