Kageyama PoV
Etwas kühles tupfte meine Stirn und ich öffnete flatternd die Augen. Oikawas Blick lag sanft auf meinem Gesicht und er lächelte, während er das feuchte Handtuch von meiner Haut nahm.
"Hey", sagte er leise und legte das Tuch zur Seite um nun mit der Hand meine Stirn zu fühlen. "Deine Temperatur ist deutlich gesunken. Und du wirkst nicht mehr so fiebrig. Geht es dir besser?" Als er seine Hand wegnahm und ich mich vorsichtig aufrichtete, sah ich den frischen Abdruck einen Bisses auf seiner Hand. Sofort nahm ich sie in meine Hände.
"Deine Hand", sagte ich besorgt, doch er winkte ab. "Nicht weiter schlimm. Ich muss sagen, deine Pheromone hauen einen echt um. Kein Wunder, dass du dir Sorgen um die anderen Alpha machst", antwortete er und strich mir eine verirrte Strähne aus den Augen.
"Wie geht es dir?", fragte er mich erneut und ich horchte in mich hinein. Ein Gefühl der Befriedigung durchdrang meinen gesamten Körper. Mir war nicht mehr heiß und dieser unangenehme Druck, der mich jedes Mal begleitete, wenn ich eine Hitze durchlebte, war fast vollständig verschwunden. Ich spürte lediglich ein leichtes Flattern in der Brust, wenn mir die Pheromone Oikawas um die Nase spielten. Dann wusste ich, dass meine Hitze noch nicht ganz vorüber war.
"Viel besser, danke", antwortete ich und meine Wangen erhitzten sich, als mir die doppelte Bedeutung der Danksagung bewusst wurde. "A-also... ich meinte danke der Nachfrage... und... ja... eigentlich auch danke für... also dass du...", stotterte ich und presste die Lippen peinlich berührt zusammen. Oikawa schmunzelte und nickte ermutigend.
"Ich hab dich schon verstanden", erwiderte er und hielt dann inne. Nervös biss er sich auf die Lippe und sagte: "Ich glaube... wir sollten reden... ich meine... solang du bei klarem Verstand bist..." Ich seufzte und nickte, während ich mich weiter auf setzte und mich nach hinten gegen die Wand lehnte. Dabei rutschte die Decke von meinem Oberkörper, der immer noch nackt war, während meine untere Hälfte in einem paar bequemer Boxershorts steckte. Ohne eine Frage von mir abzuwarten reichte er mir ein Shirt. "Hier, das ist frisch gewaschen. Ich werde deins waschen, es war total durchgeschwitzt. Die Shorts sind noch neu und ungetragen", antwortete er auf die ungestellte Frage und ich neigte dankbar den Kopf, während ich mir das Shirt über den Kopf zog. Dann wartete ich ab.
Oikawa, der sonst so gefasst und ja manchmal schon überheblich wirkte, knetete nervös seine Hände und griff dann wieder nach meinen eigenen. "Ich möchte, dass du aufhörst deine Blocker während deiner Hitze zu nehmen", sagte er mit Nachdruck und einer festeren Stimme, als sein Äußeres aktuell vermuten ließ.
Ich zog die Augenbrauen zweifelnd zusammen. Doch bevor ich den Mund öffnen und widersprechen konnte, unterbrach er mich und fügte an: "Ich verstehe, dass du sie nicht ganz absetzen kannst. Dein Duft ist einfach viel zu betörend für jeden Alpha." Bei diesen Worten färbten sich meine Wangen rosa. "Aber ich möchte, dass du deine Hitze nicht mehr unter diesen starken Medikamenten verbringst. Sondern mit mir."
Meine Augen wurden, wenn möglich, noch größer und ich starrte ihn über unsere verschränkten Finger hinweg an. Mein Herz tat einen aufgeregten Hüpfer und schlug schnell in meiner Brust, während sich ein warmes Gefühl, welches nichts mit meiner Hitze zu tun hatte, in meinem Bauch ausbreitete.
Ich schluckte. "Soll das heißen... du willst mein... mein Hitzepartner sein?", fragte ich ihn unsicher und stutzte, als Oikawa bei meinen Worten auflachte. "Entschuldige", sagte er, immer noch kichernd und griff meine Hände fester. "Kageyama. Ich hoffe du siehst in mir mehr als jemanden, der dir nur durch deine Hitze hilft. Ich will... mehr sein als das. Du sollst dich auf mich verlassen können, ich will dich noch besser kennenlernen, all die Sachen wissen, die dich zum Lachen bringen-" - "Hör auf", unterbrach ich ihn peinlich berührt und schlug mir die Hand vor das Gesicht, welches unangenehm heiß wurde.
Oikawa lachte dunkel und nahm die Finger wieder sanft von meinen Augen, sodass ich wieder einmal in seinen braunen Augen versinken konnte. Zedernduft umspielte die Luft um mich herum und mein Herz machte einen erneuten Satz. Er lächelte mir ermutigend zu.
"Bitte geh mit mir aus. Gib mir die Chance, dir noch mehr Seiten von mir zu zeigen. Du bist etwas besonderes, Kageyama. Das, was ich gespürt habe... noch nie habe ich das vorher gefühlt. Noch nie hat sich das so richtig und so gut angefühlt", raunte er mir zu und führte meine Hand zu seinem Herzen.
Unter dem Stoff seines Shirts hämmerte das starke Herz des Alphas gegen meine Fingerspitzen und ich musste unwillkürlich lächeln. War Oikawa womöglich das, was ich nie gesucht, aber unbewusst immer gewollt hatte? Mehr in mir zu sehen, als den schwachen Omega. Meine Wünsche zu respektieren. Mich in schwachen Momenten auffangen.
"Ich habe das auch noch nie gespürt. Noch nie in meinem Leben", murmelte ich leise und mit einem Mal spürte ich, wie es verräterisch in meinen Augenwinkel brannte. Das waren sicherlich nur die Hormone, die mich emotional werden ließen. Ich schluckte und lächelte ihn an. Vor ihm musste ich mich nicht verstellen. Bei ihm konnte ich sein wer ich wollte. Oikawa war mein sicherer Hafen. Mein Fels in der Brandung. Mein Alpha.
"Ist das ein Ja?", fragte er mich und behielt mich hoffnungsvoll im Blick. In diesem Moment schoben sich alle zweifelnden Gedanken in den Hintergrund. Meine Eltern rückten in weite Ferne, denn zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass das hier meine Entscheidung, meine ganz allein war. Und das ich sie treffen durfte, wie ich es wollte. Meine Eltern würden keine Macht über diesen Aspekt meines Lebens haben.
Und so hoben sich meine Mundwinkel und ich lächelte ihn glücklich an während ich nickte. Oikawa ließ ein erleichtertes Lachen erklingen, welches in seiner Brust und gegen meine Fingerspitzen vibrierte, die immer noch auf seiner Brust lagen.
Er beugte sich nach vorn und verschloss unsere Lippen zu einem Kuss, erst ganz unschuldig, während unsere Münder nur zart übereinander strichen, dann fordernder, als seine Zunge über meine Lippe leckte und schließlich schlug ich die Decke zurück und kletterte auf seinen Schoß, meine Arme fest um seinen Nacken geschlungen, während sich unsere Körper heißhungrig aneinander schmiegten. Ich lachte in den Kuss hinein und ließ meine Finger unter sein Shirt über seine definierten Muskeln gleiten, als uns ein Geräusch zusammenzucken ließ.
Mein Handy klingelte auf dem Nachttisch und ein kurzer Blick auf den Bildschirm verriet mir einen eingehenden Anruf meiner Mutter. "Ich sollte da kurz ran gehen", sagte ich entschuldigend, während Oikawa nickte, jedoch keine Anstalten machte, mich von seinem Schoß zu schieben. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als das Handy vom Tisch zu angeln und den grünen Hörer zu betätigen, während Oikawa scheinbar unschuldige Küsse auf meinem Schlüsselbein verteilte.
"Tobio? Wieso zur Hölle bist du nicht zu Hause?" Meine Mutter machte sich nicht mal die Mühe mich zu begrüßen. Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Ich... bin unterwegs. Woher weißt du, dass ich nicht da bin? Bist du... stehst du etwa vor meiner Tür?", fragte ich ungläubig und warf einen Blick auf mein Handy. Es war sieben Uhr morgens. Wow, ich musste nach dem Sex geschlafen haben wie ein Murmeltier.
"Wo bist du? Ist Miwa bei dir?", fragte sie und ich verdrehte die Augen. Diese Kontrolle gegenüber meiner Schwester wurde langsam echt lästig. Ich hatte schon seit ein paar Tagen nichts mehr von ihr gehört, aber das war keine Seltenheit. Wenn sie mit Hina zusammen war, vergaß sie oft die Zeit. "Ja, Mutter, sie ist bei mir und..." - "Unterstehe dich, mich weiter anzulügen, Tobio. Miwa ist bei uns zu Hause und jetzt weiß ich auch, dass du mit ihr unter einer Decke gesteckt hast. Ich frage dich ein letztes Mal: wo bist du?"
In mir zog sich alles zusammen und ich hatte das Gefühl, mein Magen würde sich umdrehen. Oikawa musste gespürt haben, wie ich mich versteift hatte, denn er schaute mich an und hob fragend die Augenbrauen. "Was ist?", formte er mit den Lippen, doch ich konnte nichts sagen. "Ich will dich in zehn Minuten in deiner Wohnung sehen. Ohne Wiederrede", sagte sie knapp und legte dann ohne ein weiteres Wort auf.
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Drowning in your pheromones || Oikawa x Kageyama
FanfictionInhalt: Seit er sich als Omega manifestiert hatte und die lange Linie an Alphas in seiner Familie unterbrochen hat, versucht Kageyama, mit dieser unerwarteten Wendung in seinem Leben klarzukommen. Er bleibt gern unter dem Radar, fällt nicht sonderli...