Kageyama PoV
Der November schien sich an diesem Trainingswochenende schon fast auf die Winterzeit einzustimmen. Während das Gras am Streckenrand der frühmorgendlichen Joggingrunde vom Raureif glitzerte, zeigte sich die Sonne tagsüber ab und an hinter den Wolken, doch sorgte ansonsten für ungemütlichen Wind, der vor allem die Fußballer das ein ums andere Mal in die schützenden Trainingsräume auf dem Campus trieb.
Oikawa und sein Team tangierte das Wetter weniger. Sie bibberten nur vor Kälte, wenn sie nach ihrer frühen Einheit zum Frühstück kamen und sich heißhungrig über den warmen Reis hermachten. So auch heute. Es war der dritte Morgen des Trainingslagers und Oikawa saß mir gegenüber in der Kantine, als sie über einen Witz von Atsumu lachten, der auch mich zum Schmunzeln brachte.
Ich nahm gerade einen Schluck meines Kaffees, als ich einen beißenden Geruch vernahm. Sofort versteifte ich mich und schaute mich um. Juto betrat gerade die Kantine und ließ seinen Blick schweifen, bis er unsere Gruppe entdeckte. Ein hässliches Grinsen legte sich über sein Gesicht und er kam direkt auf uns zu. Seine Pheromone tanzten ungezügelt um seinen Körper und stiegen mir unangenehm in die Nase. Flashbacks meiner letzten Hitze ließen meine Brust unangenehm zusammen ziehen und sorgten dafür, dass der Griff um mein Besteck fester wurde.
„Na sieh mal einer an. Ein Omega mit seinen drei Musketieren", rief Juto, als er an unseren Tisch heran trat und ließ seinen Blick überheblich umher streifen. Oikawa ließ langsam seine Stäbchen sinken und erwiderte ruhig: „Halt den Rand, Juto. Wir haben dir schon das letzte Mal gesagt, dass du dich von Kageyama fern halten sollst."
Der Fußballkapitän ließ sich nicht beirren und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und ich habe dir schon das letzte Mal gesagt, dass er es förmlich darauf angelegt hat. Aber das muss ich dir doch nicht erklären oder? Wie oft hat er dich seitdem rangelassen?" Mein Gesicht brannte und ich hielt den Blick schamvoll gesenkt. Oikawa war mir gegenüber aufgesprungen und ich sah, wie seine Knöchel an seinen fest geballten Fäusten weiß hervortraten. „Hau ab, sonst setzt es was", knirschte er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Kuroo war nun ebenfalls aufgestanden und legte eine Hand auf Oikawas Schulter, wohl, um ihn vor einer Dummheit, wie eine Prügelei in der Kantine anzufangen, abzuhalten. Sein kühler Blick galt jedoch Juto. „Du gehst wohl besser jetzt, Juto", sagte er ruhig. Ich drehte das Gesicht und schaute ihn an. Jutos Grinsen war schief und richtete sich jetzt an Kuroo.
„Wir sehen uns später, wenn wir euch bei der Teamchallenge fertig machen", erwiderte er und drehte sich dann pfeifend um. Erleichtert stieß ich die angehaltene Luft aus meinen Lungen aus. Besorgt drehte sich Atsumu zu mir. "Alles okay?", fragte er leise und legte besorgt seine Hand auf meine Schulter.
Ich wollte schon nicken, doch mit einem Mal rollte eine weitere Präsenz über mich hinweg. Ich hatte das Gefühl Juto sei wiedergekommen und würde mich allein mit seinen Pheromonen niederdrücken. Doch dann wurde mir klar, dass das nicht Juto war, der da seine Pheromone ausstieß.
"Scheiße, Oikawa... reiß dich gefälligst zusammen", hörte ich Kuroo von der anderen Seite des Tischs fauchen. Ich japste nach Luft und ließ meinen Löffel fallen, während meine Hand zu meinem Kopf fuhr. Ein hämmernder Schmerz pochte in meiner Schläfe und ich keuchte. „Oikawa! Zügle deine Pheromone", rief nun auch Atsumu neben mir und mein Blick suchte den des Kapitäns.
Oikawas braune Augen waren fast schwarz und starrten immer noch auf die Gruppe am anderen Ende der Kantine. Dann huschte sein Blick zu Kuroo, zu Atsumu und schließlich zu mir. Noch eine Sekunde länger drückte seine Präsenz mich nieder, bevor das Braun seiner Iris wieder zurück kehrte und sein Blick weicher wurde.
Er blinzelte kurz und dann war der unheimliche Druck auch schon wieder verschwunden. Der extreme Schmerz war nicht mehr zu spüren, doch es blieb ein dumpfes Pochen, welches mich immer wieder über meine Schläfen massieren ließ. "Scheiße", murmelte er und kam um den Tisch herum. Er griff an meine Schultern und drehte mich vollends zu sich.
"Kageyama, das tut mir leid", murmelte er und drückte mich kurz an sich. Ich brummte nur und vergrub meine Nase in seinem Nacken. Der Duft von Fichten und Zedern stieg mir beruhigend in die Nase. "Du fieberst, Kageyama", raunte er in mein Ohr und legte besorgt die Hand auf meine Stirn.
"Was zur Hölle war das eben?", fragte ich ihn irritiert und stellte entsetzt fest, dass offenbar die gesamte Kantine das Schauspiel mit angesehen hat. Einige neugierige Blicke wurden immer noch zu mir und dem Volleyball Kapitän geworfen, während andere hinter vorgehaltener Hand tuschelten. Eigentlich war es mir herzlich egal, was andere von mir hielten, doch ich mochte diese Aufmerksamkeit einfach nicht. Vor allem wenn ich selbst kaum verstand, was gerade vor sich gegangen war.
"Es scheint so, als ob Oikawas Alpha sein Revier verteidigt hat", stellte Atsumu fest und hob fragend eine Augenbraue, während sein Blick abwechselnd zwischen Oikawa und mir hin und her sprang. "Dass das allerdings so krasse Auswirkungen auf seinen Omega hat, hätte ich auch nicht erwartet." - "Ich bin nicht sein Omega", murmelte ich, doch ich traute mich kaum, jemanden der anderen in die Augen zu schauen. Wir waren kein offizielles Paar. Und dennoch...
Oikawa schwieg und strich mir noch ein letztes Mal über die Stirn bevor er sich wieder aufrichtete. "Du solltest dich vielleicht bis heute Abend ausruhen", sagte er bestimmt und seine Worte duldeten keine Widerrede. "A-aber... es ist doch-", setzte ich an doch dann schaute ich in seine bestimmenden Augen. "Kageyama... du spürst es vielleicht nicht, aber du stößt grad unkontrolliert deine Pheromone aus", antwortete er und ich stutzte. Tatsächlich schien mich seine Präsenz ein wenig aus dem Konzept gebracht zu haben.
Seine Worte machten mich ein wenig sauer. Schließlich war er derjenige, der zuerst seine Präsenz nicht unter Kontrolle hatte. Selbst die anderen Alpha um ihn herum hatten es gespürt. "Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich hab mich gut unter Kontrolle", knirschte ich unwirsch zwischen meinen Zähnen hervor.
Er hob arrogant die Augenbraue, was das Fass ein wenig zum Überlaufen brachte. Hielt er sich jetzt ernsthaft für etwas Besseres? "Kageyama, vielleicht wäre es wirklich besser, wenn-", setzte Atsumu besorgt an, doch ich hob nur die Hand, um ihn zu unterbrechen: "Ich hab schon verstanden. Ich bin allen offenbar ein Klotz am Bein." Ich stand auf und packte meine Tasche zusammen. "Wir sehen uns heute Abend beim Grillen", fügte ich noch an und wandte mich dann ab, ohne Oikawa oder den anderen noch einmal in die Augen zu schauen.
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Drowning in your pheromones || Oikawa x Kageyama
FanfictionInhalt: Seit er sich als Omega manifestiert hatte und die lange Linie an Alphas in seiner Familie unterbrochen hat, versucht Kageyama, mit dieser unerwarteten Wendung in seinem Leben klarzukommen. Er bleibt gern unter dem Radar, fällt nicht sonderli...