Kleiner Omega

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Kageyama PoV

„Einen Kaffee mit Hafermilch", flötete Oikawa und stellte mir einen Becher auf den kleinen Tisch auf dem ich die Trainingsspiele und Terminkalender ausgebreitet hatte, um sie zu sortieren und koordinieren.

Seit zwei Wochen brachte mir Oikawa zu jedem Training einen Kaffee mit, nachdem ich nach meinem Hitzeanfall und unserem anschließenden Gespräch sehr schnell aus seiner Wohnung geflüchtet bin.

Ich wusste nicht so recht, wie ich mit diesen kleinen Gesten der Freundlichkeit des Alphas umgehen sollte. Er hielt seine Pheromone während des Trainings unter Kontrolle, wies seine Mitspieler darauf hin, es ihm gleich zu tun, brachte mir Kaffee, war zuvorkommend und freundlich.

Ich hingegen verschluckte fast immer meine Zunge, wenn er mich breit angrinste und lief dann rot an, dass ich mich jedes Mal abwenden musste.

Ich mochte den Alpha, soviel war mir bewusst. Ich fand alles an ihm attraktiv, von seinem schönen Gesicht bis hin zu seinem unbeschreiblich guten Duft, der mir in der Nase kribbelte und ein angenehmes Ziehen in meiner Magengegend auslöste.

Doch ich hielt mich zurück. Die Begegnung mit Juto steckte mir noch in den Knochen und ich hatte nicht vor einen erneuten Hitzeanfall zu riskieren.

Doch Oikawa machte sich nichts aus meinen Abweisungen. Er lächelte fröhlich, bezog mich in Gespräche ein und sorgte dafür, dass ich mich allmählich wohl in dieser Mannschaft fühlte. Ich taute so langsam aber sicher auch mit den anderen Mitgliedern auf, auch wenn mir einige von ihnen nach wie vor zu laut und rummelig waren.

„Danke", murmelte ich ihm jetzt zu, nachdem er mir den Becher auf den Tisch gestellt hatte und ihn einmal zu mir gedreht hatte.

Dort stand mit schwarzem Filzstift: „Morgen schon was vor?" Ich blinzelte kurz und schaute dann wieder zu ihm nach oben. Er blickte erwartungsvoll zu mir und der Blick, fast schon dominant und von oben herab auf mich gerichtet sorgte für eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.

Ich legte den Stift nieder und faltete die Hände. „Wieso?", fragte ich und legte den Kopf schief. Der hübsche Kapitän grinste nur weiter. „Warum nicht? Hast du etwa was vor?", antwortete er und stützte seine Hände neben dem Dokument, welches ich bearbeitete ab. Er schien ganz genau zu wissen, wie er mich von seinen Qualitäten überzeugen konnte. Und leider funktionierte es fast.

Ich seufzte. „Ich habe nichts vor." - „Gut, dann hole ich dich morgen Nachmittag gegen 16 Uhr ab, ja?" Ich verengte die Augen bei seinen bestimmenden Worten.

„Ich mag so ein dominantes Gehabe nicht. Entweder du fragst mich richtig oder lässt es ganz bleiben. Und jetzt lass mich bitte weiterarbeiten, wenn du nichts anderes zu tun hast, als mich zu bevormunden", erwiderte ich und senkte meinen Blick wieder auf meine Unterlagen.

Kurz dachte ich, ich hätte ihm damit total die Sprache verschlagen, doch ich hörte ihn schnaubend auflachen. „Kleiner Omega, du kannst ja richtig Kontra geben", raunte er mir zu und beugte sich noch näher zu mir heran.

Ich spürte die Hitze in meinen Wangen, doch ich zog die Augenbrauen zusammen und stand energisch auf. Ich packte den Papierkram zusammen und presste mir alles gegen die Brust. „Nenn mich nicht so", presste ich hervor und lief dann um den Tisch und ihn herum auf die Tür zu, während sein raues, tiefes Lachen mich begleitete. „Bis morgen!"

Dieser arrogante... grr! Was glaubte er eigentlich wer er war? Als ob er genau wusste, welche Knöpfe er bei mir betätigen musste, damit ich ihm verfalle. Denn sein dominantes Verhalten machte mich total an. Und gleichzeitig beunruhigte es mich. Reagierte mein Omega nur auf seinen Alpha? Lag es an der Natürlichkeit der Sache, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte?

Auf jeden Fall wunderte es mich nicht, als es am nächsten Tag Punkt vier Uhr an meiner Tür klopfte. Ich seufzte und öffnete sie.

Da stand Oikawa mit einem breiten Grinsen und er hatte... „Ist... ist das für mich?", fragte ich stotternd und deutete auf die einzelne blaue Hortensie in seiner Hand. So selbstbewusst, wie er eben noch gewirkt hat, so unsicher war nun sein Lächeln, während er sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

„Naja... vielleicht war ich gestern wirklich etwas überheblich. Und da dachte ich... das hier könnte vielleicht eine Entschädigung sein?", fragte er und hielt mir die Blume hin. Ich nahm sie entgegen, eine riesige Blütenkugel an einem langen Stiel mit einzelnen Blättern. Ein Lächeln umspielte meine Lippen.

„Nein", antwortete ich und wandte mich ab, um ein Glas für die Blume zu finden. „Nein?", fragte Oikawa irritiert. Ich füllte es mit etwas Wasser und stellte die Blüte behutsam auf meine Kommode.

„Nein, das ist nicht Entschädigung genug, dass du mich bevormunden wolltest. Aber du hast Chance es besser zu machen", antwortete ich und stellte mich mit geschulterter Bauchtasche vor ihm hin, bereit zum gehen.

Er verstand meine Aussage und grinste wieder erleichtert. "Super, dann geb ich mein Bestes", zwinkerte er und hielt mir die Tür auf. "Wo gehen wir hin?", fragte ich ihn neugierig, als er mich zum Parkplatz vor den Wohnheimen dirigierte und auf einen großen SUV zusteuerte. "Überraschung", raunte er an meinem Ohr und öffnete das Auto. Er hielt mir sogar die Beifahrertür auf. Ich rollte mit den Augen und kletterte hinein, versuchte dabei den angenehmen Schauer, den sein Raunen ausgelöst hat zu ignorieren. Wirklich leicht war das nicht, denn das gesamte Auto war gefüllt mit seinem Geruch und einem Hauch seiner Pheromone, die mir fröhlich um die Nase tanzten.

Oikawa nahm hinter dem Lenkrad platz, startete den Wagen und fuhr das Auto vom Campus runter in den Stadtverkehr und Richtung Landstraße. Währenddessen unterhielten wir uns unbeschwert über die vergangenen Trainingstage und die aufkommenden Spiele der Saison mit den anderen Universitäten.

Ich war froh, dass keine Stille im Auto herrschte. Oikawa verstand es, Konversation zu führen, ohne, dass ich mich unwohl fühlte. Und selbst wenn er ein großen Teil der Zeit redete, fühlte es sich nicht falsch an.

Wenn er über etwas begeistert sprach, leuchteten seine Augen und seine Stimme spiegelte das Lächeln wieder, welches auf seinem Gesicht war. Seine Pheromone sprühten manchmal etwas unkontrollierter aus ihm heraus, doch anstatt, dass sie mich mit Lust füllten, wollte ich einfach in heiteres Gelächter ausbrechen, welches ich angestrengt versuchte zurück zu halten.

Ich liebte es ihn zu beobachten. Unauffällig stützte ich meinen Arm auf die Seitenkonsole und platzierte mein Kinn auf meine Handfläche, um ihn weiter zu betrachten, während sich ein leichtes Grinsen auf mein Gesicht schlich.

Drowning in your pheromones || Oikawa x KageyamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt