Kapitel 2

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Es war drei Uhr morgens, als Madame Pince uns der Bibliothek verwies.
Sie sagte, es läge in Ihrer Verantwortung uns in unsere Betten zu schicken.
Wenn Sie wüsste wer in meinem Zimmer lag, würde Sie diese Verantwortung mit Sicherheit pausieren. Doch das letzte, worauf ich aus war, war Pansy zu verpetzen.
Das es Ärger gab wenn Zauberer die Schlafräume der Hexen betraten, war bekannt.
Hermione versuchte mich zu überreden, bei ihr zu schlafen, doch ich wollte keine Umstände bereiten und entschied mich mit sehr großem Widerwillen in meinem eignen Bett zu schlafen.

Ich schlich auf Zehenspitzen durch die Flure, um mich nicht erwischen zu lassen.
Madame Pince drückte oft ein Auge zu wenn wir nach der Nachruhe noch in der Bibliothek waren. Andere Lehrkräfte sahen das leider etwas strenger.
Den ganzen Weg über hielt ich die Luft an und schickte ein Stoßgebet zu Merlin,
dass Peeves sich nicht entschied, ausgerechnet durch den Flur zu fliegen, durch den ich gerade schlich. Als ich endlich unseren Gemeinschaftsraum vor mir sah, traute ich mich wieder zu atmen.

Vor unserem Schlafzimmer angekommen zählte ich innerlich bis drei.
Doch gerade als ich mich soweit hatte die Tür zu öffnen, öffente sie sich von innen.
Scheiße.
Nein. Nein. Nein.
Panik stieg in mir auf.
Nicht jetzt. Nicht heute.

Ich blickte in kalte, graue Augen.
"Malfoy.", sagte ich abtrünnig.
Seine Verachtung leuchtete durch die Dunkelheit.
"White.", zischte er, schloss die Tür hinter sich.

"Du willst dich doch nicht rausschleichen?", fragte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Eigentlich wollte ich mich nicht mit ihm unterhalten, aber es ging um Pansy.
Und wenn er um drei Uhr morgens aus ihrem Zimmer verschwand, konnte dass nicht rosa - rote Wolke bedeuten. Sondern eher schwerer Sturm. Und One Night Stand.

"Ich wüsste nicht, was dich das überhaupt angeht."
Er schloss die oberen Knöpfe seines Hemdes. Und ich wandte meinen Blick ab.
"Das geht mich etwas an, wenn es hierbei um Pansy geht."
Ein verächtliches Lachen kam aus seinem Mund.
Und mein Blut brannte.
Er nahm sich eindeutig zu viel raus.

"Ich werde ihr morgen schon selber sagen, dass das keine Zukunft hat White. Du bist ja da um sie zu trösten." Er wollte sich an mir vorbeidrängeln, doch ich stellte mich in seinen Weg.
"Geh mir aus den Augen.", knurrte er.
"Oh glaub mir, dass würde ich liebend gerne. Es gibt auf Schlag 10 Männer, die bessere Gesellschaft wären als du es bist."

Ich hielt seinem Blick stand. Er konnte mich schon lange nicht mehr einschüchtern.
Oft genug war ich unter seinen Sprüchen und Blicken eingeknickt.
"Das heißt, du hast mit ihr geschlafen und das war's? Jetzt machst du dich feige aus dem Staub?", fauchte ich.
"Dafür ist Pansy doch bekannt.", erwiderte er und zuckte lässig mit den Schultern.
Ohne das ich es kontrollieren konnte, sauste meine Hand auf seine Wange.

Ich hatte Draco Malfoy eine Ohrfeige gegeben.

Er reagierte blitzschnell, fing meine Hand ab und hielt sie fest verschlossen.
Wütend baute er sich vor mir auf.
Der Geruch von Pfefferminz und grünem Apfel stieg mir in die Nase.
"Du hast gerade dein Todesurteil unterschrieben, White. Herzlichen Glückwunsch. Wenn du gedacht hast bisher war dein Leben schlimm, warte nur ab."
Er ließ mich los und ich stolperte zwei Schritte zurück.
"Fick dich, Malfoy."
"Oh, das hat doch Pansy gerade schon erledigt."

Er rauschte an mir vorbei, ließ mich fassunglos vor der Tür zurück.
Ich hätte besser versuchen sollen, es ihr auszureden.
Malfoy war für jeden eine schlechte Entscheidung.
Der Eiskönig von Slytherin.
Mittlerweile war ich mir auch sicher, dass er kein Herz besaß.

So leise wie möglich schlich ich mich in unser Schlafzimmer.
"Maura?" Pansy's verschlafene Stimme kam aus der linken Ecke.
"Schlaf weiter.", flüsterte ich. Tapste zu der Seite, auf der mein Bett stand.
"Wo - wo ist Draco? Ich bin mir sicher, er war da als ich eingeschlafen bin."
Ich ließ mich auf mein Bett fallen.
Wahrheit oder Lüge?
Wahrheit oder Lüge?
"Er sagt du schnarchst furchtbar und er musste unbedingt hier raus."
"Haha, witzig." Ihre Stimme war kaum noch zu hören.
"Schlaf weiter. Wir reden morgen."
Dann hörte ich nur noch ihren gleichmäßigen Atem.

Meine Gedanken drifteten ungewollt zu dem Jungen mit den weißblonden Haaren.
Ich konnte nicht verstehen, wie Menschen eine so unglaublich große Mauer um sich selbst errichten konnten. Klar, Draco hatte Freunde. War nicht unbeliebt.
Aber ob es einen Menschen gab, der ihn wirklich kannte?
Ließ er irgendwen an sich ran?
Blaise vielleicht?
Seit diesem Jahr verstärkten sich die Gerüchte um die Familie Malfoy.
Ich hörte nicht hin, auch wenn sie schwer zu überhören waren.

Seine Einstellung gegenüber Muggelstämmigen Zauberern war unvertretbar.
Sein Reinblutgerede kaum auszuhalten. Aber was, wenn da mehr dahinter steckte?
Mehr als nur um sich schlagen und hoffen, dass es möglichst viele trifft?
Niemand kann mir erzählen, dass er schon immer so gewesen ist.
In der ersten Klasse war er zwar ein Idiot. Aber irgendwas ist anders geworden, seitdem der dunkle Lord -

Ich verdrängte meine Gedanken in den hintersten Teil meines Kopfes.
Was interessierte es mich überhaupt?
Warum interessierte er mich überhaupt?
Ich sollte mir eher Gedanken darum machen, mit welchem neuen Schimpfwort ich ihn morgen bezeichnen kann, wenn er Pansy den Laufpass gibt.
Alles andere kann mir egal sein. Sollte mir egal sein.
Auch wenn ich das mulmige Gefühl hatte, dass es das schon lange nicht mehr ist.

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Ein Kissen landete in meinem Gesicht. Erschrocken richtete ich mich auf.
"Wieso verschläfst du eigentlich immer?", lachte Pansy.
Ich schmiss das Kissen zurück, traf aber anscheinend etwas zerbrechliches, was sich nun auf dem Boden befand.
"Lass mich einfach zurück.", erwiderte ich mürrisch.
"Es gibt Frühstück."
"Ich will kein Frühstück. Ich will Schlaf."
Vor vier Uhr hatten mich meine Gedanken nicht in Ruhe gelassen. Ich hatte also genau genommen so gut wie gar nicht geschlafen.

Ich zog mir die Decke über den Kopf, als sie die Vorhänge aufzog.
"Komm schon, Schlafmütze."
Sie zog am anderen Ende meiner Decke - und war zu meinem Unmut stärker als ich.
"Ich hasse dich.", brummte ich.
"Ich hab dich auch lieb. Ab gehts."
"Warum bist du so gut drauf? Ist ja kaum auszuhalten."
Ich kannte die Antwort, ohne das ich sie hören musste.
Malfoy.

Als ich vor dem kleinen Spiegel im Badezimmer stand, sah man mir deutlich an, wie wenig ich geschlafen hatte. Frustiert steckte ich meine lockigen Haare zusammen und zog meine Robe an.
Dieser Tag konnte nur beschissen werden.
Mit einem lauten stöhnen verließ ich das Badezimmer genauso schnell wieder.

"Du bist mir was schuldig.", knurrte ich, als wir in der großen Halle angekommen waren.
Die meisten Schüler saßen schon an ihren Plätzen.
Ich hingegen wusste nicht einmal, wie spät es überhaupt war.
"Glaub mir, es hat sich gelohnt." Euphorie schwang in ihrer Stimme mit.
Mir hingegen wurde einfach nur übel.

Ich ließ mich neben Dain fallen.
Dieser musterte mich nur skeptisch.
Dain war ebenfalls ein Slytherin. Netter, ruhiger Kerl.
Er war mir noch mit am liebsten.
Blaise mochte ich auch, wenn da nicht seine enge Freundschaft mit Mr. Slytheringott wäre.
Pansy setzte sich so hin, dass sie Draco im Auge behalten konnte.
Mein Blick fiel kurz auf sein genervt aussehendes Gesicht. Doch als unsere Augen sich trafen, schaute ich schnell wieder weg.

Wer würde Pansy dieses Pflaster jetzt abreißen?
Ich wünschte, ich hätte es gleich gestern Nacht hinter mich gebracht.

"Heute ist Quidditch.", sagte Dain plötzlich.
"Und das interessiert mich weil?", fuhr ich ihn an. Entschuldigte mich aber in der selben Sekunde noch für meinen Ton. Ich brauchte Schlaf.
"Danach feiern wir eine Party bei uns im Gemeinschaftsraum."
Pansy quiekte erfreut. Und ich wusste ganz genau wieso.
"Ich brauche Schlaf. Können wir das nicht auf morgen verschieben?"

Demonstrativ ließ ich meinen Kopf auf den Tisch sinken.
Ich könnte in dieser Sekunde einschlafen.
Hatten wir heute Geschichte der Zauberei?
Eine einschläfernde Stunde von Professor Binns wäre heute genau das richtige für mich.

"Keine Chance Maura. Wir gewinnen heute. Und dann wird gefeiert."

Dark Paradise - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt