Kapitel 36

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Augenblicklich und ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken rannte ich los.
Dain hatte seine Arme ausgestreckt und ich ließ mich genau in sie fallen. Tränen rannten über meine Wange, während ich unkontrolliert an Dain's Brust schluchzte.
Mein Herz raste, doch gleichzeitig war es auch beruhigt. Er stand lebendig vor mir, sah unversehrt aus, dass war mehr, als ich mir hätte vorstellen können.

"Wo bist du gewesen, was ist passiert?" Ich löste mich eher unfreiwillig von ihm und schaute in sein Gesicht. Es war zu dunkel, um alles von ihm zu sehen, die Hälfte war in Schatten gelegt.
Trotzdem legte ich meine Hände auf sein Gesicht, drehte es in sämtliche Richtungen um zu inspizieren, ob ihm wirklich nichts fehlte.

"Ich hab mir so große Sorgen gemacht.", fügte ich dann noch hinzu.
"Hier zu reden ist nicht sonderlich sicher, ich kenne einen Ort, an dem war ich als Kind öfter.", hörte ich Draco's Stimme hinter uns.
Verstand natürlich sofort, was er uns sagen wollte.

Unsere Schuhabdrücke verschwanden schnell wieder, so stark fiel der Schnee in dieser Nacht vom Himmel. Ich hatte keine Ahnung wo Draco uns hinführen würde, doch ich vertraute ihm blind, er kannte den Weg in und auswendig. Er hatte Dain hier her geholt. War den ganzen Tag in London gewesen. Ich war mehr als nur gespannt die Geschichte zu hören, die dahinter steckte.
Gleichzeitig hatte ich jedoch Angst, dass sie uns in noch größere Schwierigkeiten bringen würde.
Heute musste ich zum ersten Mal in meinem Leben meinen besten Freund anlügen.
Und das brach mir das Herz.

Nach 10 Minuten kamen wir an einer kleinen Holzhütte im Wald an. Mit einem Ruck an der Tür öffnete sich diese für uns. Spinnweben zogen sich durch die kleine Hütte. Eine kaputte Bank stand an der linken Wand. Ansonsten war sie leer.
Ich wusste sofort, warum Draco öfter hier hergekommen war. Ein schmerzhaftes Gefühl durchzog meine Brust. Stück für Stück setzten sich die Puzzleteile über sein Leben zusammen. Und es war alles andere als ein schönes Leben gewesen.

"Hier ist es besser. Ich war als Kind oft hier. Aber bin ich es schon lange nicht mehr gewesen. Soll ich euch allein lassen?", fragte Draco, während er uns die Tür aufhielt. Der Schnee blieb auf dem Boden der Hütte liegen. Kleine Atemwolken bildeten sich in der Luft.
"Von mir aus kannst du bleiben, aber ich würde die Entscheidung gerne Dain überlassen."
Ich vertraute Draco, voll und ganz. Ich vertraute ihm schließlich mein Leben an.
Aber Dain durfte selbst darüber entscheiden, ob er es genauso tat.
"Wenn Maura dir vertraut, tue ich es auch.", sagte er leise, immernoch etwas unsicher.

Draco hatte sich auf den kalten Boden gesetzt und egal wie oft ich ihm anbot, er könne meinen Platz haben, er wollte ihn nicht. Jetzt hingen wir beide gespannt an Dain's Lippen.
Sein Fuß wippte nervös auf und ab. Er spielte mit einem Ring an seinem Finger. Er war unfassbar aufgeregt.
"Du bist dir sicher, hier ist es sicher?", fragte Dain erneut und schaute sich in der Hütte um.
Draco nickte ihm ermutigend zu.
"Ganz sicher.", versicherte er ihm erneut.

"Okay. Es ist so -." Sein Blick fiel auf mich.
"Auch ohne, dass du mir ein Wort sagen würdest, weiß ich von deinem linken Unterarm."
Stille. Unaufhaltsame, wachsende Stille.
Meine Augen weiteten sich. Mein Kopf fuhr Karussell. Das dunkle Mal zierte meinen Arm erst seit gestern Abend. Wie war das überhaupt möglich?

"Ich habe Recht, oder?", hakte Dain nach.
"Ich bin mir nicht sicher, ob du etwas sagen solltest Maura.", mischte sich Draco in das Gespräch ein. Mein ganzer Körper begann zu zittern.
"Ich will erst die Geschichte dahinter hören.", sagte Draco scharf.
Hatte er Angst, Dain könnte uns verraten?
Musste ich davor Angst haben?

Dain schaute an die Wand, als er anfing zu erzählen.
"Meine Eltern sind dem Orden beigetreten. Aber ich glaube, so sollte ich gar nicht anfangen.
Die Zeitungen, die du bekommen hast, erinnerst du dich an die?"
Ich nickte.
Wie könnte ich die vergessen?

Dark Paradise - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt