Kapitel 29

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"Du machst mich noch wahnsinnig." Knurrte Draco, als ich mich nach der Weihnachtsfeier leise in seinen Raum schlich. Er lag auf dem Bett, trug immernoch ein Hemd und seine Anzughose.
Er hielt ein Buch zwischen den Händen. Ich konnte den Titel nicht erkennen, war mir aber auch ohne es zu sehen sicher, dass es um alte Magie ging.

"Wieso genau jetzt?" Grinste ich ihn an. Ich wusste natürlich wieso genau.
"Weihnachten bei meiner Familie?" Er klappte das Buch behutsam zusammen und legte es auf den Nachttisch.
"Du weißt, dass das nicht geht. Bist du lebensmüde?" Vorsichtig ließ ich mich auf die Kante des Bettes fallen. Er richtete sich auf, seine Augen funkelten mich an.
"Du hast schon zugesagt." Flüsterte ich frech.
"Wieso tust du das?" Meine Hand berühte sanft sein Gesicht. Er schloss die Augen, genoss die Berührung meiner Haut.
"Du hast deine Geheimnisse - ich habe meine."

Er erstarrte.
"Es geht nicht. Ich kann dich nicht mit - er wird da sein."
Auch wenn ich das natürlich gewusst hatte, drehte sich bei dem Gedanken mein Magen ein kleines bisschen um. Dabei war genau das mein Ziel.
Ich musste in die Höhle des Löwen.
"Es wird sich nicht für immer vermeiden lassen. Ich möchte deine Familie kennenlernen. Deine Mutter. Bitte, Draco. Tu mir den Gefallen."
Er atmete langsam ein, schwer wieder aus. Seine Augen fixierten mich, als würde er antworten suchen, die er sowieso nicht finden würde.

"Was geht in deinem Kopf vor?" Fragte er dann schlussendlich. Meine Hand ruhte immer noch auf seiner Wange.
"Ich denke daran, dass wir die Zeit gerade auch so viel besser nutzen könnten, als miteinander zu diskutieren."
Ein kleines Funkeln schlich sich in seine Augen.
"Vom Thema ablenken also?" Er zog mich ein Stückchen dichter zu sich. Seine Wärme umgab mich augenblicklich.
"So würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen." Ein Grinsen auf meinen Lippen, welches ihn auch dazu brachte zu grinsen.
"Also Weihnachten im Malfoy Manor?" Seine Stimme war unsicher. Er war sich unsicher.
Und er hatte auch allen Grund dazu.
Ich war mir genauso unsicher.

"Meiner Mutter habe ich schon eine Eule geschickt." Sagte ich stolz, um ihm zu zeigen wie Ernst ich es wirklich meinte.
"Du wirst Weihnachten in meinem Zimmer verbringen. Ich werde dich da einsperren, dass ist mein voller Ernst." Noch immer versuchte er mich von der Idee abzuhalten. Er hatte Angst, wollte mich beschützen.
Und ich schickte ein kleines Stoßgebet in den Himmel das mein Plan nicht vollends gegen eine Wand fahren würde.
"In deinem Bett? An den Gedanken könnte ich mich gewöhnen."

Draco schickte mitten in der Nacht noch seine Eule los, um seiner Mutter zumindest einen kleinen Vorsprung zu geben, bevor er mich morgen mit zu sich nach Hause nahm.
Dabei wäre er beinahe von Peeves erwischt worden und das konnte er sich nach der Sache mit Filch während der Feier wirklich nicht mehr erlauben.
Noch nie hatte ich ihn so außer Atem erlebt. Ich fand es einfach nur schrecklich lustig, wie er gegen die Tür gelehnt nach Luft rang.
"Dieser verdammte Geist. Irgendwann mache ich ihn drei Köpfe kürzer." Fluchte er, als er wieder einigermaßen atmen konnte. Was mich jedoch nur noch mehr zum lachen brachte.

"Was hast du eigentlich im Flur gemacht, als Filch dich erwischt hat?" Fragte ich ihn neugierig, während er sich neben mich in das viel zu kleine Bett legte.
"Ich wollte in den Raum der Wünsche." Gab er kleinlaut zu. Ich hatte diesen Namen irgendwann schoneinmal aufgeschnappt. Ich glaubte mich dran erinnern zu können, Hermione hatte einmal von ihm erzählt. Und dass Harry dort mit einigen Schülern Verteidigungszauber und ähnliches gelernt hatte.

"Und was hast du da gewollt?" Er zog mich in seinen Arm und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Lauschte seinem Herzschlag. Es war mein liebstes Geräusch geworden.
"Das ist eine lange Geschichte, bist du dir sicher, dass du nicht lieber schlafen willst?" Seine Augen fanden meine.
"Wir haben ab morgen Ferien. Es gibt keinen Grund ausgeschlafen sein zu müssen." Trotzdem musste ich automatisch leicht gähnen. Draco schmunzelte.
"Dafür scheinst du mir aber ganz schön müde zu sein, Prinzessin." Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Die Kurzfassung vielleicht?" Tatsächlich überkam mich in seinen Armen einen Gefühl der Müdigkeit. Gerade eben war ich noch hell wach. Und auf einmal könnte ich in einen tiefen Schlaf fallen. Meine Mutter hat immer gesagt, wenn man bei einer Person müde oder schläfrig wird, liegt das nicht daran, dass die Person dich langweilt, sondern weil dein Inneres Kind dich bei dieser Person sicher fühlt. Seither trage ich diesen Satz in meinem Herzen, weil ich ihn wunderschön fand. Und es stimmte, ich fühlte mich sicher bei Draco. Hatte mich kaum jemals sicherer gefühlt, obwohl er so große Gefahr für mich bedeutete.

"Dort gibt es ein Verschwindekabinett, leider ist es kaputt. Meine Aufgabe ist es, es wieder zum laufen zu bekommen." Augenblicklich fing mein Kopf an zu blättern, in all den Büchern die ich bisher gelesen hatte. Es kam mir merkwürdig bekannt und gleichzeitig doch sehr fremd vor.
"Ein Verschwindekabinett?" Wiederholte ich, und er nickte.
"Was das kann, oder gerade auch nicht sonderlich gut kann, erkläre ich dir morgen. Schlaf jetzt. Wenn Bellatrix morgen auch da ist, wirst du all deine Nerven brauchen." Er hauchte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und ich glitt in einen Merlin sei Dank traumlosen Schlaf.


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Draco nicht mehr da. Und auch wenn das mittlerweile irgendwie Gewohnheit war, tat es doch immer ein kleines bisschen weh alleine aufzuwachen. Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war noch genug Zeit meine Sachen zu packen und zu frühstücken. Obwohl ich mich zu erst für Frühstück entschied, da ich nicht wusste was Pans und Blaise in unserem Zimmer noch anstellten. Sie würden sich die Ferien über nicht sehen und so wie ich Pansy kannte, würde sie den letzten Morgen mehr als nur ausnutzen.

Unmotiviert hiefte ich mich aus dem Bett und sprang unter die Dusche.
Das heiße Wasser entspannte mich ein wenig, spühlte für einen Moment die Angst und den Druck weg. Noch nie hatte ich einen so unsicheren Plan gehabt. Mir blieb nicht einmal genug Zeit ihn überhaupt noch sicher zu machen. Mir blieb nur die Hoffnung, dass der dunkle Lord mir glauben würde, dass meine Liebe zu Draco ausreichen würde um mich dieser Sache anzuschließen. Ohne das Draco etwas davon mitbekam.

Mit einem leisen stöhnen drückte ich meine Stirn gegen die kalte Glasscheibe der Dusche. Ich war verrückt. Ich musste verrückt sein. Eine andere Erklärung gab es dafür nicht.
Mein Blick glitt zu der Stelle an meinem Arm, die ich nach den Ferien verstecken müsste. Immer - und überall. Auch da hatte ich keinen blassen Schimmer wie. Ich trug gerne kurzärmlige Tops, leihte mir freizügige Kleider von Pansy aus. Ich würde sie nicht einweihen können, keine Chance das ich sie irgendwie in Gefahr bringen würde.
Mein Leben. Draco's Leben.
Dass war mehr als genug.

Ein klopfen riss mich aus meinen Gedanken, dann vernahm ich Draco's raue Stimme.
"Gesellschaft?" Fragte er. Allein diese Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.
"Dann kommen wir mit Sicherheit zu spät zum Frühstück." Er lachte leise, bevor er die Tür zur Dusche aufzog und hindurch schlüpfte.
Er zog mich von hinten an sich. Unsere nackte Haut berührte sich.
"Es gibt nichts, was mir egaler wäre." Hauchte er in mein Ohr, bevor seine Lippen über meinen Hals glitten. Mit einem leisen stöhnen drückte ich mich noch dichter an ihn. Wollte alles von ihm spüren, solange wir das noch konnten.

"Ich könnte mir auch nichts besseres vorstellen."




Dark Paradise - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt