Kapitel 94 - Sheila

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Sheila fühlte sich, als wäre sie ein dummes kleines Kind. Wie hatte sie nur glauben können, dass sie es schaffte, Ville auszutricksen? Er hatte sie bisher immer durchschaut.

„Sag schon, was war dein Plan?", fragte er sie, doch sie wandte nur den Blick ab und schwieg. Ville schien nachzudenken, denn seine Augen sprangen hin und her. Sheila wusste nicht, wie sie die Situation wieder so hinkriegen konnte, dass er auf sie losging. Ihr einziger Ausweg war der Angriff, also rutschte sie näher an ihn heran und griff nach seiner Hand. Sie zitterte, doch sie ignorierte es. 

„Na gut, du hast recht. Er hat nicht mit mir Schluss gemacht und wir wollten dir eine Falle stellen. Hat offensichtlich nicht funktioniert. Trotzdem ändert das nichts daran, dass du aufhören musst, mir ständig hinterher zu spionieren. Du musst endlich verstehen, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will", versuchte sie ihm zu erklären, doch es war zwecklos. 

„Das ist Schwachsinn. Wie lange denkst du, wird das mit ihm halten? Warte nur ab, bis du das erste Mal einen Aussetzer hast. Wenn du dich selbst verletzt. Dann wirst du dir wünschen, dass du bei mir geblieben wärst", redete er sich in Rage, doch nachdem er seinen Satz beendet hatte, atmete er zitternd aus. 

„Ich habe nicht mehr daran gedacht, seit ich mit ihm zusammen bin", verteidigte sie sich, doch er lachte nur. 

„Ihr seid noch nicht einmal einen Monat zusammen. Das ist lächerlich, was du hier machst", erwiderte er, doch dann sah er sie auf einmal mit einem herzerweichenden Blick an. 

„Du weißt genau so gut wie ich, dass du und ich zusammengehören. Wir hatten doch schon öfter mal Krisen, aber wir haben das doch immer wieder hinbekommen. Wirf nicht zwölf Jahre für einen Typen weg, der es nicht ernst mit dir meint", hauchte er, doch dann wurde seine Miene wieder hart. 

Sheila wurde wütend. Er sah einfach nicht ein, dass es zwischen ihnen vorbei war. Sie hasste sich dafür, dass sie noch vor einer halben Stunde so aufgeregt gewesen war, dass sie ihn küssen würde. Einige Augenblicke war sie wie erstarrt. Sie hatte keine Ahnung, was sie nun tun sollte. 

„Ich gehe dann besser mal", hörte sie ihn sagen, anschließend löste er seine Hand aus ihrer und stand auf. 

„Nein!", rief sie panisch und sprang auf. Würde er jetzt gehen, war alles hier umsonst. Sie hatte Jonathan zusehen lassen, wie sie einen anderen geküsst hatte, nur um es dann zu vermasseln. Schnell griff sie nach seiner Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. Obwohl er berechnend war, konnte er seine Gefühle nicht komplett verbergen. Gequält zog er die Augenbrauen zusammen und sah sie an. 

„Ich weiß, dass du vielleicht im Moment denkst, er wäre besser als ich. Aber ich werde nicht aufgeben", erklärte er und sie spürte, dass er sie umarmen wollte. 

„Du musst endlich verstehen, dass es Aus ist zwischen uns. Ich liebe dich nicht mehr", flüsterte sie, doch ihr Blick wanderte zu ihren verschränkten Händen. Auch sein Blick wanderte dorthin. Er hielt ihre Hand fest umklammert, dann kam er einen Schritt näher an sie heran. 

„Warum machst du es dir so schwer? Du wolltest mich provozieren, damit ich dich schlage, hab ich recht? Du wolltest mich erst an dich ranlassen und mich dann abweisen", stellte er fest und sie wusste, dass ihr Blick sie verriet. 

„Die Mühe hättet ihr euch sparen können. Du hast mich so oder so in der Hand", sagte er verschwörerisch, dann schob er langsam die Hand in die Hosentasche und zog sein Portemonnaie heraus. 

Sie hatte keine Ahnung, was er vorhatte, doch er löste seine Hand aus ihrer Umklammerung und öffnete das Münzfach. Er holte das kleine Briefchen aus Alufolie heraus und hielt es ihr vor die Nase. 

Slice of Life - A New Beginning IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt