Slice of Life - A New Beginning I

Kapitel 186 - Jonathan

Jonathan parkte vor Sheilas Wagen und ging das kurze Stück zur Haustür. Er klingelte, doch er hörte, dass drinnen wieder jede Menge Lärm veranstaltet wurde. Trotzdem wurde ihm relativ schnell die Tür geöffnet und er blickte in Sheilas strahlende Augen. Offensichtlich hatte sie sich gut von Villes Auftauchen erholt, was ihn freute. Anscheinend kam sie langsam wirklich über ihn hinweg, was ihm mehr als recht war.

 „Hey, alles in Ordnung?", fragte er, doch bevor er noch irgendwie reagieren konnte, schmiss sie sich ihm um den Hals und er taumelte einen Schritt zurück. Schnell schlang er die Arme um sie und küsste sie auf die Wange. Es war schön, sie so fröhlich zu sehen. 

„Ich liebe dich", flüsterte sie in seine Ohr und augenblicklich schlug ihm das Herz bis zum Hals. Irgendwie fühlten sich diese Worte um so schöner an, nachdem sie vor ein paar Stunden noch ihrem Ex begegnet war, der sie noch viel zu sehr durcheinander brachte. 

„Und ich liebe dich", erwiderte er, dann löste sie sich von ihm, doch sie blieb nah bei ihm stehen und sah ihm direkt in die Augen. Er erwiderte ihren Blick und schmolz dahin. Sie sah unverschämt hübsch aus, wenn sie lächelte. 

„Du bist so hübsch", hörte er sich sagen und verlegen senkte sie den Blick. 

„Ach was", winkte sie ab, was ihn zum Grinsen brachte. 

„Doch, wirklich", verdeutlichte er und verschränkte seine Finger mit ihren. Es war ein gutes Zeichen, dass Sheila so gute Laune hatte. Trotzdem wollte er noch einmal mit ihr über heute Mittag reden. Immerhin hatte sie gesagt, dass Ville ihre Hand berührt hatte, aber das konnte er auch noch später machen. 

„Komm mit, ich zeige dir mal was", lachte sie, dann zog sie ihn mit ins Haus und die Treppe nach oben. Er wurde an Matthias, Oskar und Darren vorbeigezogen und winkte schnell, bevor Sheila ihn in das Schlafzimmer führte, wo ein riesiger Hammer auf dem Boden lag. Sie ließ seine Hand los und schnappt sich den Hammer, der offensichtlich ziemlich schwer war, denn sie hielt ihn mit beiden Händen umklammert. Sein Blick wanderte zu den Wand, die sie einreißen wollten. Sheila hatte schon angefangen, Teile der Wand einzureißen und es schien ihr sichtlich Spaß gemacht zu haben. 

„Ich wusste gar nicht, dass auf Wände einschlagen so befriedigend sein kann", sagte sie und hielt ihm den Hammer hin. Etwas zögerlich nahm er ihn, doch sie nickte ihm aufmunternd zu. Er musste lachen, dass sie so aufgeregt war, doch schließlich nahm er den Hammer, wog ihn ein paar Mal in der Hand und sah sie dann fragend an. 

„Einfach drauf!", forderte sie ihn auf und trat einen Schritt zurück. Im Hintergrund hörte er, wie weiter mit dem Bohrhammer gearbeitet wurde. Noch einmal sah er sie an, dann holte er aus und schlug mit aller Kraft auf die Wand ein und ein ganzes Stück krachte auf den Boden. Er schlug gleich noch einmal zu und musste zugeben, dass es Spaß machte. 

„Unten ist noch ein Hammer, ich hole ihn, dann können wir gleichzeitig draufschlagen, vielleicht geht es dann etwas schneller", sagte sie und lief los, ohne eine Antwort abzuwarten. 

Kaum dass sie verschwunden war sah er, dass sich jemand in den Türrahmen lehnte. Es war Oskar und er legte den Hammer auf den Boden und ging zu ihm. Oskar hielt die Hand hoch und er schlug ein. 

„Hey, wie geht's?", fragte Jonathan. 

„Kann nicht klagen und selbst?", fragte er zurück und er nickte. Kurz fragte er sich, ob Oskar wusste, dass Ville heute Mittag hier gewesen war. Er wollte ihn nicht darauf ansprechen, wenn Sheila jeden Moment zurückkam und doch hatte er das drängende Gefühl, mit ihm darüber zu sprechen. Immerhin waren sie Brüder und er konnte Ville vielleicht dazu bringen, Sheila in Ruhe zu lassen. 

Jonathan wusste nicht so recht, wieso er Oskar so mochte, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie sich gut verstehen könnten, würden sie etwas mehr Zeit miteinander verbringen. Er dachte daran, wie sie bald wenn er auch hier wohnte, sich öfter zum Grillen im Garten trafen oder so etwas. 

„Gib mir doch mal deine Nummer, dann könnten wir mal was schreiben", sagte Oskar. 

„Klar", stieß Jonathan ein wenig verwundert aus, aber er freute sich. Er zog sein Handy aus seiner Hosentasche und gerade als er ihm einen Blick zuwarf, kam Sheila wieder die Treppe nach oben. Sie hatte noch immer ein Grinsen im Gesicht und drängte sich an ihm vorbei. 

Keine Sekunde später hörte er den Hammer wieder gegen den Wand krachen. Oskar streckte die Hand nach seinem Handy aus, damit er seine Nummer einspeichern konnte und er reichte es ihm. Als er es ihm wieder zurückgab, warf er ihm einen vielsagenden Blick zu und er spürte, dass er sich ziemlich bald melden würde. Jonathan lächelte ihn an, dann hielt er ihm noch einmal die Hand hin, um einzuschlagen. 

„Ich muss dann weg, Johnny ruft gleich an und danach habe ich Nachtschicht", erklärte er, dann streckte er den Kopf ins Schlafzimmer und rief Sheila zu, dass er nach Hause gehen musste. Sheila winkte ihm kurz, dann bearbeitete sie weiter die Wand. 

Jonathan sah ihm nach, bis er die Treppe nach unten verschwand, dann nahm er sich wieder den Hammer und schlug gemeinsam mit Sheila auf die Wand ein, die mit jedem Schlag weiter einstürzte.